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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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nicht praktisch, daß sie zufällig da war, um es hautnah mitzuerleben?

19. Kapitel
    Als er ihren Wagen in der Einfahrt entdeckte, mußte Ethan sich zwingen, nicht Hals über Kopf ins Haus zu stürzen, um wenigstens einen Blick auf sie zu erhaschen. Nur einen Blick, nur einen. Nach diesem einen Blick würde er ihr Bild für immer in seinem Herzen tragen.
    Er hatte nicht gewußt, daß man eine Frau – oder überhaupt irgendeinen Menschen – so sehr vermissen konnte, wie er Grace vermißte.
    Sie fehlte ihm so sehr, daß er sich völlig leer fühlte, daß ihm alles weh tat, daß er vor Nervosität fast durchdrehte, bis er diese Leere nur noch unbedingt füllen wollte. Im Bett lag er wach und horchte darauf, wie die Nacht atmete.
    Allmählich glaubte er, noch vollends den Verstand zu verlieren.
    Die Selbstkontrolle, mit der er sich so viele Jahre jeden Gedanken an sie verboten hatte, schien zusehends ins Wanken zu geraten. Die Außenmauern dieser Kontrolle waren bereits eingebrochen, lagen in Trümmern zu seinen Füßen, und der Staub würgte ihn im Hals.
    Wenn man erst einmal losgelassen hatte, war es schier unmöglich, eine neue Mauer zu errichten.
    Aber er hatte ja ihr die letzte Entscheidung überlassen, sagte er sich. Und da sie seit Tagen nichts von sich hatte hören lassen, fürchtete er zu wissen, welche Wahl ihr als die richtige erschienen war.
    Er konnte ihr keinen Vorwurf machen.
    Sie würde einen anderen finden – einen Mann, mit dem sie sich ein gemeinsames Leben aufbauen konnte. Dieser Gedanke drückte ihm das Herz ab, als er neben seinem Transporter stand, aber er wollte ihn nicht verdrängen.
Sie verdiente es, ein Leben nach ihren Vorstellungen zu führen – Ehe, Kinder, ein hübsches Haus. Ein Vater für Aubrey, ein Mann, der zu schätzen wußte, wie kostbar sie beide waren.
    Ein anderer Mann.
    Ein anderer Mann, der die Arme um ihre Taille legte, seine Lippen auf die ihren drückte. Der hörte, wie ihr Atem schneller ging, spürte, wie ihr Körper sich weich, verlangend an ihn schmiegte.
    Irgendein gesichtsloser Mistkerl, der es nicht wert war, ihr die Schuhriemen zu lösen, würde sich nachts zu ihr umdrehen und sie in Besitz nehmen. Und jeden Morgen mit einem Lächeln erwachen, weil er wußte, daß er es jederzeit wieder tun konnte.
    Himmel, dachte Ethan, er würde wahnsinnig werden.
    Foolish stieß gegen seine Beine, einen zerkauten Tennisball im Maul, und wedelte hoffnungsfroh mit dem Schwanz. Aus reiner Gewohnheit nahm Ethan den Ball und warf ihn. Foolish setzte ihm nach und kläffte wütend, als Simon wie der Blitz von links herangeschossen kam und ihn abfing.
    Simon trottelte zu ihm, ließ sich auf dem Boden nieder und wartete auf eine Fortsetzung des Spiels. Ethan seufzte.
    Es war keine schlechte Ausrede, um draußen zu bleiben, entschied er. Er würde mit den Hunden spielen und an seinem Boot herumbasteln, um Grace aus dem Weg zu gehen. Hätte sie ihn sehen wollen, dann hätte sie jederzeit zu ihm kommen können.
    Er folgte den Hunden seitlich ums Haus. Aus Mitleid mit dem langsameren, schwerfälligeren Foolish hob Ethan ein Stöckchen vom Boden auf, um es für ihn zu werfen. Es munterte ihn ein wenig auf zuzusehen, wie die Hunde sich um den Ball balgten und eifrig apportierten.
    Auf einen Hund konnte man sich immer verlassen, dachte er und warf den Ball noch höher, noch weiter. Simon
hetzte ihm hinterher. Hunde verlangten nie mehr von einem, als man ihnen geben konnte.
    Grace sah er erst, als er das Haus umrundet hatte. Dann blieb er stocksteif stehen.
    Nein, ein Blick, ein kurzer Blick reichte nicht. Würde niemals reichen.
    Das Laken, das sie an die Leine hielt und feststeckte, flatterte naß in der Brise. Die Sonne schien auf ihr Haar. Während er zusah, beugte sie sich zu ihrem Korb hinunter, holte einen Kissenbezug heraus, schüttelte ihn kurz aus und befestigte ihn neben dem Laken.
    Liebe stürmte auf ihn ein, überschwemmte ihn, ließ ihn matt und voll Verlangen zurück. Einzelheiten ihres Körpers prägten sich ihm ein – der Schwung ihrer Wange im Profil. War ihm schon jemals aufgefallen, welch schönes Profil sie hatte? Wie flaumig ihr Nackenhaar war? Ließ sie es wachsen? Und wie der enge Saum ihrer Shorts sich an ihre Oberschenkel schmiegte ... Sie hatte so lange, glatte Schenkel.
    Foolish stieß mit dem Kopf gegen Ethans Bein und riß ihn aus seinen Träumereien.
    Plötzlich nervös, wischte er sich die Hände an seiner Arbeitshose ab und trat von einem Fuß auf den

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