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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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wehmütiges Lächeln nicht unterdrücken. »Manchmal denkt er so lange über etwas nach, bis es sich von selbst erledigt hat. Und ich dachte, dies wäre wieder so ein Fall, deshalb habe ich mich entschlossen, ihn selbst zu fragen.«
    »Du hast Ethan gefragt, ob er dich heiraten will?« Anna lachte leise und lehnte sich gegen die Stufen. »Bravo, Grace.«
    »Ich hatte mir alles genau zurechtgelegt. Alles was ich sagen wollte, und wie ich es sagen wollte. Ich dachte, am besten auf dem Wasser, wo er am glücklichsten ist, deshalb bat ich ihn, abends mit mir segeln zu gehen. Es war
so herrlich, die Sonne ging unter, die Segel leuchteten hell und bauschten sich. Und ich habe ihn tatsächlich gefragt.«
    Anna schloß die Hand um Grace’ Finger. »Ich vermute, er hat dich abgewiesen. Aber ...«
    »Es war mehr als das. Wenn du sein Gesicht gesehen hättest... Er wurde eiskalt. Er sagte, er werde mir alles erklären, wenn wir wieder zu Hause seien. Und das tat er. Es wäre nicht richtig, wenn ich es dir erzähle, Anna, weil es um Ethans Privatsphäre geht. Aber er sagte, daß er weder mich noch eine andere heiraten könne. Niemals.«
    Anna schwieg. Als Seth’ Betreuerin hatte sie Zugang zu den Akten über die drei Männer, die seine Vormünder waren. Sie kannte ihre Vergangenheit fast ebensogut wie diese selbst. »Wegen der Dinge, die ihm als Kind zugestoßen sind?«
    Grace’ senkte den Blick, dann starrte sie nach vorn. »Er hat es dir erzählt?«
    »Nein, aber ich weiß davon, den größten Teil zumindest. Es hat mit meiner Arbeit zu tun.«
    »Du weißt ... was seine Mutter – diese Frau – ihm angetan hat, ihm von anderen hat antun lassen? Er war damals ein kleiner Junge.«
    »Ich weiß, daß sie ihn gezwungen hat, mehrere Jahre lang Sex mit Freiern zu haben, bevor sie ihn seinem Schicksal überließ. In seiner Akte sind Kopien der ärztlichen Berichte enthalten. Ich weiß, daß er vergewaltigt und mißhandelt wurde, bevor Stella Quinn ihn im Krankenhaus fand. Und ich weiß, was solch ein Trauma, diese Form von konstantem Mißbrauch anrichten kann. Aus Ethan hätte sehr gut selbst ein Mißbraucher werden können. Es ist ein furchtbarer Teufelskreis.«
    »Aber er ist es nicht geworden.«
    »Nein, aus ihm ist ein nachdenklicher, rücksichtsvoller Mann mit nahezu unzerstörbarer Selbstbeherrschung geworden. Aber die Narben sind noch da, in seinem Innern.
Wahrscheinlich hat das Zusammensein mit dir einiges an die Oberfläche geholt.«
    »Er will sich nicht von mir helfen lassen, Anna, er hat sich in den Kopf gesetzt, daß er keine Kinder haben kann, weil das Blut dieser Frau in seinen Adern fließt. Schlechtes Blut, das er weitervererben würde. Er will nicht heiraten, weil Heirat für ihn bedeutet, eine Familie zu gründen.«
    »Er hat unrecht, zumal er das beste Beispiel für seinen Irrtum täglich im Spiegel sieht. Sicher, in seinen Adern fließt nicht nur ihr Blut, er hat auch die ersten zwölf Jahre seines Lebens – die empfänglichsten Jahre – mit ihr in einer Umgebung verbracht, die in jedem Kind große Schäden anrichten könnte. Aber er ist Ethan Quinn. Wieso sollte aus seinen Kindern Kinder, die von euch beiden abstammen würden – weniger Gutes entstehen als aus ihm?«
    »Ich wünschte, ich hätte ihm das sagen können«, murmelte Grace. »Aber ich war so schockiert, so traurig und erschüttert.« Sie schloß die Augen. »Und es hätte wohl auch keine Rolle gespielt, selbst wenn es mir eingefallen wäre. Er wollte nicht zuhören. Jedenfalls nicht mir«, sagte sie langsam. »Er meint, ich wäre nicht stark genug, damit zu leben, womit er leben mußte.«
    »Da irrt er sich.«
    »Ja, er irrt sich. Aber seine Meinung steht fest. Er will mich nicht mehr. Er sagt zwar, ich hätte die Wahl, aber ich kenne ihn. Wenn ich ihm sage, daß ich es akzeptieren kann und daß wir so weitermachen wie bisher, wird es an ihm nagen, bis er sich von mir distanziert.«
    »Kannst du es denn akzeptieren?«
    »Das habe ich mich auch gefragt, schon seit Tagen denke ich darüber nach. Ich liebe ihn so sehr, daß ich es versuchen will, mich sogar wenigstens eine Zeitlang damit abfinden könnte. Aber an mir würde es auch nagen.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann es nicht akzeptieren. Ich kann
nicht nur einen Teil von ihm akzeptieren. Und ich werde Aubrey nicht zumuten, sich mit weniger als einem richtigen Vater zufriedenzugeben.«
    »Eine weise Entscheidung. Und was willst du jetzt tun?«
    »Ich weiß nicht, ob ich

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