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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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nicht.«
    »Na dann.« Er ging zur Tür, zögerte und drehte sich noch einmal um. Er betrachtete sie, wie sie da in der Küche stand, mit nassen Wimpern und zerzaustem Haar. »Anna, meine Mutter – meine richtige Mutter«, fügte er hinzu, weil Stella Quinn für ihn seine einzig wahre Mutter war – »hätte dich geliebt.«
    Mist, dachte Anna, als er hinausging, jetzt werde ich gleich doch noch heulen.
    Ethan ging weiter, vor allem als er Anna schniefen hörte. Er wollte allein sein, um wieder klar denken zu können und sich zu sammeln.
    »Hey.«

    Die Hand schon auf der Türklinke, blickte er über seine Schulter und entdeckte Seth auf der Treppe – wohin der Junge sich blitzschnell verzogen hatte, nur Sekunden bevor Ethan aus der Küche gekommen war.
    »Hey – was?«
    Seth ging langsam nach unten. Er hatte alles gehört, jedes einzelne Wort. Selbst als sich ihm der Magen umgedreht hatte, war er geblieben, um zu horchen. Während er Ethan jetzt altklug musterte, glaubte er ihn zu verstehen. Er fühlte sich geborgen.
    »Wohin gehst du?«
    »Zur Bootswerkstatt. Ich will noch ein paar Dinge fertigmachen.« Ethan ließ die Tür wieder zufallen. Da war etwas in den Augen des Jungen . . . »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Kann ich morgen mit dir auf dem Kutter rausfahren?«
    »Wenn du willst.«
    »Wenn ich mitfahre, sind wir eher fertig und können mit Cam am Boot arbeiten. Am Wochenende kommt noch Phillip dazu, dann sind wir alle zusammen in der Werkstatt.«
    »So ist es geplant«, sagte Ethan verwirrt.
    »Ja. So ist es geplant.« Sie alle zusammen, dachte Seth mit plötzlich aufwallender Freude. »Es ist harte Arbeit, weil es bei diesem Wetter scheißheiß in der Werkstatt ist.«
    Ethan unterdrückte ein Grinsen. »Gib acht auf deine Sprache. Anna ist in der Küche.«
    Seth zuckte die Schultern, sah sich jedoch argwöhnisch um. »Sie ist cool.«
    »Ja.« Ethan lächelte. »Cool, das ist sie. Bleib nicht die halbe Nacht auf und zeichne oder schau Fernsehen, wenn du morgen früh mit mir rausfahren willst.«
    »Ja, ja.« Seth wartete, bis Ethan nach draußen gegangen war, dann schnappte er sich die Tasche, die neben dem Stuhl stand. »Hey!«

    »Mein Gott, Junge, läßt du mich vor morgen noch mal von hier weg?«
    »Grace hat ihre Handtasche vergessen.« Seth drückte sie Ethan in die Hand. Seine Miene war unschuldsvoll. »Ich schätze, sie war mit den Gedanken woanders, als sie gegangen ist.«
    »Ja.« Stirnrunzelnd schaute Ethan auf die Tasche. Das blöde Ding wog mindestens zehn Pfund, dachte er.
    »Du solltest sie ihr bringen. Frauen drehen durch, wenn sie ihre Handtasche nicht bei sich haben. Bis dann.«
    Er lief wieder ins Haus und stürmte die Treppe hoch direkt zu dem ersten Fenster, das zur Front des Hauses ging. Von dort beobachtete er, wie Ethan sich am Kopf kratzte, sich die Tasche wie einen Fußball unter den Arm klemmte und langsam zu seinem Transporter ging.
    Seine Brüder konnten sich wirklich blöd anstellen, dachte er. Dann grinste er. Seine Brüder! Mit einem Jubelschrei rannte er die Stufen hinunter zur Küche, um Anna so lange zu nerven, bis sie ihm etwas zu essen machte.

20. Kapitel
    Grace hatte vor, sich abzukühlen und zu beruhigen, bevor sie zu ihren Eltern fuhr, um Aubrey abzuholen. Wenn sie innerlich so aufgewühlt war, konnte sie es vor niemandem verbergen, ganz zu schweigen vor einer Mutter oder einem einfühlsamen Kind.
    Das letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war ein wohlmeinendes Verhör. Das letzte, was sie anderen zu bieten hatte, waren Erklärungen.
    Sie hatte gesagt, was es zu sagen gab, und getan, was zu tun war. Und es fiel ihr nicht ein, sich deshalb Vorwürfe zu machen. Wenn es bedeutete, daß sie eine langjährige Freundschaft verlor, eine Freundschaft, die sie stets hochgehalten hatte, konnte sie nichts dagegen tun. Irgendwie würden Ethan und sie es schon schaffen, vernünftig zu reagieren, um in der Öffentlichkeit höflich miteinander umzugehen und niemand sonst in ihre Auseinandersetzungen hineinzuziehen.
    Es würde gewiß keine einfache, angenehme Situation sein, aber man konnte damit leben. Schließlich hatte die gleiche stille Übereinkunft drei Jahre lang auch mit ihrem Vater funktioniert, oder etwa nicht?
    Sie fuhr zwanzig Minuten lang nur herum, bis ihre Finger sich entkrampft hatten und das Lenkrad nicht mehr wie einen Schraubstock umklammerten. Und auch ihr Gesicht, das sie im Rückspiegel sah, hätte keine Kinder und kleinen Hunde mehr erschrecken können.
    Sie

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