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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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zwei Monaten nicht mehr geprügelt hatte. Und er hatte auch jeden geschlagenen
Tag seine albernen Hausaufgaben abgegeben, weil ihn zu Hause ständig irgend jemand damit nervte. Phillip war der Allerschlimmste. Der Typ spielte sich auf wie ein Hausaufgabencop, dachte Seth. Und ja, er hatte sich im Unterricht sogar dann und wann gemeldet, nur so zum Spaß.
    Aber daß die Moorefield derart viel Wind machte, war einfach ... bah, dachte er. Es wäre ihm beinahe lieber gewesen, sie hätte ihn statt dessen herbefohlen, um ihn wieder mal vom Unterricht auszuschließen und gehörig nachsitzen zu lassen.
    Aber wenn ein paar Einser einen Typ wie Ethan glücklich machten, dann ging es wohl in Ordnung.
    In Seth’ Augen war Ethan supercool. Er arbeitete den ganzen Tag im Freien, seine Hände waren übersät von Narben und dicken Schwielen. Seth dachte sich, daß man sogar kleine Nadeln in Ethans Hände bohren könnte, ohne daß er etwas merkte, so abgehärtet war er. Er besaß zwei Boote – die er obendrein selbst gebaut hatte – und wußte praktisch alles über die Bucht und das Segeln. Und dabei spielte er sich mit seinem Wissen nicht mal auf.
    Vor ein paar Monaten hatte Seth im Fernsehen Zwölf Uhr mittags gesehen, wenn auch in einem lahmen Schwarzweißapparat. Da hatte er gedacht, daß Ethan genau wie Gary Cooper war. Er sagte nicht viel, weshalb man meistens besonders aufmerksam hinhörte, wenn er sich dann mal äußerte. Und er tat einfach, was getan werden mußte, ohne eine große Show abzuziehen.
    Ethan hätte sich diesen miesen Kerlen ebenfalls ohne viel Federlesens in den Weg gestellt. Schlicht und einfach, weil es richtig war. Seth hatte eine ganze Weile darüber nachgedacht und wußte jetzt, wie man so einen Helden beschreiben konnte. Als jemanden, der aus dem Bauch heraus das Richtige tat.

     
    Ethan wäre völlig erstaunt und tödlich verlegen gewesen, hätte er Seth’ Gedanken lesen können. Aber der Junge war ein Experte darin, sich undurchschaubar zu geben. In diesem Punkt waren er und Ethan wie Zwillinge.
    Flüchtig ging Ethan durch den Kopf, daß das Village Pizza nur einen Block vom Shiney’s Pub entfernt lag, wo Grace gleich ihre Schicht antreten würde, doch das erwähnte er nicht.
    Ich könnte den Jungen sowieso nicht in eine Bar mitnehmen, überlegte er, als sie in das helle Licht und den Lärm der Pizzeria eintauchten. Und Seth hätte sich todsicher beschwert, hätte Ethan ihn gebeten, ein paar Minuten im Wagen zu warten, während er auf einen Sprung in den Pub ging. Überdies hätte Grace wahrscheinlich einen Anfall bekommen und behauptet, daß er sie kontrollierte.
    Am besten war es, nicht mehr daran zu denken und sich auf ihre Bestellung zu konzentrieren. Er schob die Hände in seine Gesäßtaschen und studierte die Speisekarte, die an der Wand hinter dem Verkaufstresen hing. »Was für einen Belag willst du denn auf deiner Pizza?«
    »Die Pilze kannst du vergessen. Die sind eklig.«
    »Ganz meine Meinung«, murmelte Ethan.
    »Peperoni und Knoblauchwurst«, sagte Seth feixend, verdarb jedoch die Wirkung, indem er freudig erregt auf den Fußballen wippte. »Wenn du damit klarkommst.«
    »Wenn du’s kannst, kann ich’s auch. Hey, Justin«, sagte Ethan zu dem Jungen am Tresen. »Wir nehmen eine Riesenpizza mit Peperoni und Knoblauchwurst und dazu zwei Jumbo-Cola.«
    »Alles klar. Zum Mitnehmen, oder eßt ihr hier?«
    Ethan schaute zu den Eßnischen hinüber und mußte feststellen, daß er nicht als einziger auf die Idee gekommen war, den letzten Schultag mit einer Pizza zu begehen. »Halt mal schnell die Nische da drüben frei, Seth. Wir essen sie hier, Justin.«

    »Dann setzt euch ruhig schon mal. Wir bringen euch gleich die Getränke.«
    Seth hatte seinen Rucksack auf die Bank gelegt und klopfte mit den Händen auf dem Tisch den Takt zu der Nummer von Hottie and the Blowfish, die im Musikautomaten spielte. »Ich geh’ mal kurz zu den Videospielen«, sagte er zu Ethan. Als dieser seine Brieftasche zückte, schüttelte Seth den Kopf. »Ich hab’ Geld.«
    »Heute abend bezahle ich«, erklärte Ethan milde und holte ein paar Geldscheine heraus. »Es ist deine Party. Besorg dir das nötige Kleingeld.«
    »Cool.« Seth schnappte sich die Geldscheine und lief los, um sich Vierteldollar-Münzen zu beschaffen.
    Als Ethan sich auf der Sitzbank niederließ, fragte er sich, warum wohl so viele Menschen es für beste Abendunterhaltung hielten, ein, zwei Stunden in einem lärmenden Lokal eingepfercht zu

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