Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
Versorgung.«
Tyson packte Sam an der Schulter, um ihn zurückzuhalten.
In einem Pöbelhaufen konnte die Niedertracht schnell um sich greifen. Jonas Harrington war in den Küstenorten ein allseits beliebter Mann, und nur die Leute aus Sea Haven glaubten an die Magie der Drake-Familie. Er wollte nicht, dass die Situation außer Kontrolle geriet. Er bedeutete Sam, die Menge nicht aufzuwiegeln, und fühlte sich im nächsten Moment schuldbewusst, weil Sam sich im Grunde genommen nur hinter ihn gestellt hatte. Als Feuerwehrmann genoss Sam großes Ansehen. Viele Leute kannten ihn, er war beliebt, und er konnte sehr überzeugend sein. Wahrscheinlich hätte er sich gar nicht erst in die Debatte eingemischt, wenn Tyson nicht damit angefangen hätte.
Sam schüttelte den Kopf. »Das geht doch nicht an«, sagte er mit gesenkter Stimme. »Die Drakes werden ihn sterben lassen. Sie können behaupten, er hätte ohnehin schon im Sterben gelegen, das wäre ja kein Wunder mit vier Kugeln im Leib, aber je länger die medizinische Hilfe hinausgezögert wird, desto schlechter stehen seine Chancen. Warum zum Teufel wollen sie die Sanitäter nicht zu ihm lassen?«
»Sie haben die Sanitäter jetzt zu ihm gelassen«, hob Tyson hervor. »Sie befassen sich gerade mit Jonas. Aber er sieht nicht gut aus, und er hat sich nicht gerührt.«
Die Menge drängte sich dichter zusammen.
Tyson nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und sah, dass Libby umkippte. Sie blieb wie tot auf dem Boden liegen. Ihre Kleider und ihre Haut waren mit Blut bedeckt, und ihr Gesicht war so weiß wie ein Bettlaken. Sein Herz blieb fast stehen und pochte dann umso heftiger.
Hannah wankte und wurde von Matt Granite aufgefangen. Er hob das Supermodel hoch und legte es in den Streifenwagen. Jackson trug erst Elle und dann Sarah, während Aleksandr Volstov Abigail, Joley und Kate zu den Fahrzeugen half. Die Sanitäter packten Jonas schnell auf die Tragbahre, um ihn ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen. Tyson bahnte sich
einen Weg durch die Menge, um zu Libby zu gelangen. Ein stämmiger Gesetzeshüter vertrat ihm den Weg.
»Näher dürfen Sie nicht heran. Das ist ein Tatort.«
»Verdammt noch mal. Libby ist meine …« Was zum Teufel sagte man, damit sie einen durchließen? »Sie ist meine…« Wieder fehlten ihm die Worte. »Wir gehen miteinander.«
»Wir haben Leute, die sich um sie kümmern. Sowie man sie von hier fortgebracht hat, können Sie sie sehen«, versicherte ihm der Mann, auf den Tys Erklärung nicht den geringsten Eindruck gemacht hatte.
»Ich denke gar nicht daran zu warten«, fauchte Tyson. »Die Hälfte von den Leuten, die auf Ihrem so genannten Tatort herumtrampeln, sind nicht für Recht und Ordnung zuständig, also verschonen Sie mich mit Ihren faulen Ausreden.« Hinter ihm drängte sich die Menschenmenge noch dichter zusammen, und Sam rempelte Tyson fest genug an, um ihn gegen den Mann zu schleudern, mit dem er sich gerade stritt.
Dieser versetzte Ty sofort einen Stoß. Tyson taumelte rückwärts und prallte gegen Sam, der stolperte und in die aufgebrachte Meute fiel. Daraufhin brach das Chaos los. Leute fingen an, wild auf den Deputy und aufeinander einzuschlagen. Tyson half seinem Cousin auf die Füße, wich einem Fausthieb aus, fing sich einen Schlag viel zu dicht an seinen gebrochenen Rippen ein und war daher gezwungen, eine Körperhälfte zu schützen, als er sich krümmte, weil der Schmerz ihm den Atem verschlug.
»Ich werde euch alle miteinander verhaften«, ließ sich Jacksons tragende Stimme in einem gedämpften Tonfall vernehmen, der die Menge augenblicklich ernüchterte. »Geht nach Hause und lasst uns unsere Arbeit tun. Ihr versperrt dem Krankenwagen den Weg.«
Die Leute des Sheriffs bildeten eine Barriere, um Jonas gegen die Blicke der Menge abzuschirmen, als die Sanitäter ihn in das Fahrzeug luden. Die Deputies trieben, unterstützt von den
Männern der Highway Patrol, die Menschenmenge zurück, damit der Krankenwagen zur Straße gelangen konnte.
Ty wankte an den Straßenrand, hielt seine schmerzende Seite und verrenkte sich den Hals, um Libby zu erspähen. Sie war von mehreren Leuten umgeben, die vorwiegend zum männlichen Anhang der Drakes gehörten.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Sam, dem die Sorge deutlich anzuhören war.
»Nein, überhaupt nichts ist in Ordnung«, zischte Tyson durch zusammengebissene Zähne. »Ich weiß noch nicht einmal, ob sie tot oder am Leben ist. Sie rührt sich nicht.«
Sam warf
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