Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
Sie presste ihre Finger auf ihre Schläfen. »Ich muss unbedingt unten bei meinen Schwestern sein.«
Sie fand ihre Stimme wieder, und das war gar nicht gut. »Wo sind deine Trainingsanzüge? Ich denke gar nicht daran, dich nach unten zu bringen, wenn Jonas weiß, dass du unter diesem Morgenmantel nichts anhast.«
Sie zog eine Augenbraue hoch, wies aber auf die zweite Schublade von oben, um keine unnötigen Energien auf eine Auseinandersetzung mit ihm zu vergeuden. In Wahrheit schockierte es sie, ihn zu sehen. Sein Anblick war ihr nahezu unerträglich, als sie ihn jetzt anstelle des Mannes, der durch ihre Träume spukte, ganz real vor sich stehen sah.
Aleksandr hob sie hoch, sowie sie in eine Hose geschlüpft war. »Ich bringe dich jetzt nach unten, aber mach bloß nicht den Fehler, ihm schöne Augen zu machen.«
»Halt den Mund, Sasha.« Der Kosename kam ihr ganz unbedacht über die Lippen. Er hatte schon immer zur Eifersucht geneigt, und das erboste sie maßlos. Alles an Aleksandr erboste sie
maßlos, aber nichts ärgerte sie so sehr wie sein grenzenloses Selbstvertrauen. Und sein anmaßendes Auftreten. Man hätte fast meinen können, er hielte es für sein Recht, wütend auf sie zu sein.
»Kannst du mir vielleicht erklären, was du ganz allein da draußen auf dem Meer zu suchen hattest?« Er schüttelte sie auf seinen Armen. »Wie konntest du bloß so dumm sein, ohne jede Deckung in diesen Kugelhagel zu geraten!« Je wütender er wurde, desto ausgeprägter wurde sein Akzent. Aber bei alledem blieben seine Arme sanft.
Daran, wie sanft er sein konnte, wollte sie jetzt nicht erinnert werden. »Ich brauche dir überhaupt nichts zu erklären.«
»Oh, doch, du hast dich dafür zu verantworten, dass du mir zehn Jahre meines Lebens genommen hast, ganz zu schweigen von den vieren, die wir beide miteinander verloren haben.« Er stieg die Treppe hinunter und ins Wohnzimmer, als gehörte ihm das Haus. Und als wöge sie nicht mehr als ein Kind; als unterstünde alles seinem Kommando.
»Legen Sie sie dort drüben auf den Fußboden«, wies Carol ihn an und deutete auf eine Stelle, auf der sie etliche Polster ausgebreitet hatte.
Aleksandr lehnte Abigail an das Sofa und setzte sich neben sie. So dicht, dass sein Oberschenkel ihren berührte. »Sie hat eine Schussverletzung auf dem Rücken und ein Haifisch hat ihr Bein von hinten aufgeschürft.«
»Ach, du meine Güte.« Carol schlug sich eine Hand auf den Mund. »Ich habe ihr Tee gebracht, aber damit lassen sich ihre Verletzungen nicht heilen.«
»Die Sanitäter haben die Wunden desinfiziert, aber sie hat sich geweigert, ins Krankenhaus zu gehen.«
Jetzt bewegte sich Libby von der Stelle und robbte zu Abbey, die nicht weit von ihr lag. Sie streckte ihre Hand aus, um sie auf das Bein ihrer Schwester zu legen.
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Die Originalausgabe DANGEROUS TIDES
erschien 2006 bei The Berkley Publishing Group,
Penguin Group (USA) Inc., New York
Vollständige Deutsche Erstausgabe 12/2006
Copyright © 2006 by Christine Feehan
Copyright © 2006 dieser Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
eISBN 978-3-641-07160-8
http://www.heyne.de
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