Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
würde, falls er versuchen sollte, sie aus dieser Situation zu befreien.
Matt Granite und Aleksandr Volstov stellten sich ihm in den Weg, damit er nicht die Arme ausstrecken und Libby aus dem Polizeifahrzeug ziehen konnte. »Sie sollten jetzt besser gehen«, sagte Aleksandr. »Und Sie sollten es nicht riskieren, sich Feindschaften zuzuziehen.«
Wut wallte mit einer solchen Heftigkeit in Ty auf, dass er sie kaum unterdrücken konnte. Er trat dichter vor den Russen, und es interessierte ihn nicht im Mindesten, dass der Mann Interpolagent und von seiner frühesten Kindheit an dazu ausgebildet worden war, Menschen auf jede erdenkliche Weise zu töten. »Geht mir aus dem Weg. Alle miteinander. Ich fürchte mich nicht vor euch, und ihr könnt mich nicht von Libbys Seite vertreiben. Sie braucht Hilfe, und ihr seid alle miteinander Vollidioten.«
»Dann wollen Sie sie also vor ihrer eigenen Familie beschützen«, sagte Matt.
In Matts Haltung drückte sich eine Warnung aus, die deutlich genug war, um Tyson daran zu erinnern, dass er beim Militär zu den Rangers gehört hatte. Ty schüttelte die Hand ab, mit der Sam ihn zurückhalten wollte. »Ja, zum Teufel, ich werde sie vor ihrer Familie retten. Das sind doch alles Spinner, und Sie sind um keinen Deut besser, wenn Sie diese Frauen in ihrem Glauben an Hexerei bestärken. Das ist ein Haufen Blödsinn, und das wissen Sie genauso gut wie ich. Und jetzt gehen Sie mir endlich aus dem Weg, Granite, verdammt noch mal. Von Ihnen lasse ich mich noch lange nicht beeindrucken.«
Sam riss an seinem Arm und starrte ihn an, als seien ihm plötzlich zwei Köpfe gewachsen. Tyson konnte es ihm nicht verübeln. Er hielt nichts von Schlägereien. Er fand sie dumm und kindisch, aber er fürchtete sich auch nicht davor. Er hatte
sich in diversen Kampfsportarten ausgezeichnet, aber wenn er Sparring machte, dann tat er das, um jemandem eine Technik beizubringen oder sich selber eine Technik beibringen zu lassen. In jedem anderen Fall beendete er den Kampf so schnell wie möglich mit einem K.o.-Schlag. Dazwischen gab es für ihn nichts. Und doch legte er es im Moment regelrecht auf eine Schlägerei mit den Verlobten der Drake-Schwestern an.
Er schüttelte Sam ein zweites Mal ab und baute sich unerschütterlich vor Matt Granite auf, Nase an Nase und Brust an Brust. »Sie werden sie nicht mitnehmen.« Adrenalin rauschte durch seinen Körper, und in dem Moment wusste er, dass er noch nie in seinem Leben so gefährlich gewesen war.
»Ich kann Sie jederzeit verhaften, Sie Arschloch«, sagte der Deputy hinter ihm.
Tyson drehte sich nicht zu ihm um und ließ Matt nicht aus den Augen. Er war bereit zum Kampf.
Sam umschlang seinen Cousin und hielt dessen Arme an seinen Seiten fest. »Er hat sich wegen Jonas furchtbar aufgeregt«, erklärte er dem Deputy. »Er kann nicht klar denken. Ich bringe ihn nach Hause. Komm schon, Ty. Wir müssen von hier verschwinden. Keine Frau ist es wert, dass man ihretwegen verhaftet wird.«
Das war ja gerade das Ärgerliche. Libby war es wert, und jemand musste sie vor ihrer Familie und vor sich selbst beschützen. Und Tyson Derrick war genau der Richtige für diese Aufgabe. Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, ließ er sich durch nichts davon abbringen.
»Du kannst mich loslassen, Sam.« Wenn er sich ins Gefängnis sperren ließ, war damit niemandem gedient; und Jackson sah ihn finster an, so gehässig wie eine Schlange und jederzeit bereit, den Befehl zu seiner Verhaftung zu erteilen. Er würde raffiniert vorgehen und seinen Schlachtplan sorgfältig austüfteln müssen. »Ich gehe ja schon.«
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8.
S am stand am Ende der Kellertreppe. Er hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sah seinen Cousin finster an. »Hast du nicht etwas vergessen?«
Tyson gab mit keinem Zeichen zu erkennen, ob er die Anwesenheit seines Cousins überhaupt wahrgenommen hatte. Er schaute weiterhin mit ungeteilter Aufmerksamkeit in ein Mikroskop.
Sam stapfte tiefer in den Raum hinein und achtete sorgsam darauf, den langen Reihen von Apparaturen, Computern und großen, klobigen Maschinen nicht zu nahe zu kommen. Tyson gab selten große Geldsummen aus, doch wenn er es tat, dann im Allgemeinen für die bestmöglichen Laborgeräte auf dem Markt. »Verdammt noch mal, Ty, hör auf, den verrückten Wissenschaftler zu spielen. Du hattest heute Abend ein Rendezvous. «
Tyson blickte mit grimmiger Miene auf. »Nein, eben nicht. Ich habe dir klipp und klar gesagt, dass ich nicht vorhabe, mich
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