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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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lassen, das Sun-Tzu Liao erwähnt?«
    HM. Die Herrschenden Mächte. Evan gefiel der Ausdruck nicht. Er klang so unverrückbar. Aber das war typisch Jenna. Greif das System an, aber mach dir nie vor, du könntest wirklich etwas verändern. Das war ein Grund unter mehreren, warum Evan sie nie wegen des Ijori De Guäng angesprochen hatte.
    »Niemals«, bestätigte David und pustete sich auf die verbrannten Finger. »Die Regierung zieht es vor, so zu tun, als gäbe es keinen Widerstand.«
    Mark warf ihm einen düsteren Blick zu. »Das geht dermaßen an der Wahrheit vorbei. Die Regierung würde lieber mit den Menschen arbeiten, aber sie ist es nicht, die sich der Wirklichkeit verschließt.«
    »Erinnerst du dich an die Parade zum Vermächtnistag? Sie nannten es einen technischen Fehler<, aber ich weiß zufällig, dass ein paar Freiheitskämpfer an dem Morgen die Zentrale der Stadtwerke besetzt und alle Ampeln sabotiert hatten. Das Verkehrschaos hat dafür gesorgt, dass die Parade um Yiling herumgeleitet werden musste. Es soll auch jemand umgekommen sein.«
    Evan bemerkte, dass ihn die drei anderen anstarrten. »Was?« Alle drehten sich gleichzeitig weg. Es war beinahe komisch.
    Beinahe.
    Seine Freunde hatten Evan schon lange im Verdacht, Mitglied in einer Ijori-De-Guäng-Zelle zu sein. Oder einer ihrer Zuträger. Oder ein Spion. Evan wusste oft mehr, als er hätte wissen dürfen, oder er war in der Nähe, wenn es ... interessant wurde.
    David fing sich schneller als die anderen. »Also, ich habe gehört, dass in Duan etwas Ähnliches vorgefallen sein soll.« Duan war die Hauptstadt des südlichen Kontinents Nanlu.
    »Liegt in der Provinz nicht die Bulics-Akademie?«, fragte Mark.
    Evan war auf der Bulics gewesen, bevor er endlich ans Konservatorium versetzt wurde. Dieser verdammte David. Warum konnte er sein Maul nicht halten? David war zu draufgängerisch und hatte sein Mundwerk nicht im Zaum. Ohne diese Schwäche hätte der stämmige Kadett einen ausgezeichneten Rekruten abgegeben.
    Evan rückte. »Könnte sein«, erwiderte er. »Und weißt du was? Ich glaube, ich kann mich erinnern, dass noch hunderte andere Kadetten da studiert haben.«
    Mark ließ das Thema fallen. Nicht, dass das von Dauer sein würde.
    Evan Kurst war allerdings schlicht und einfach ein Mitglied des Ijori De Guäng. Er spielte sogar eine bedeutende Rolle in der Organisation. Er hatte nach Mai Was Desertion die Leitung der Provinz-Qinghai-Zelle übernommen und sich in dieser Rolle nach einer Weile eine gewichtige Stimme bei allen Operationen in Beilu erkämpft. Das war auch einer der Gründe, warum er so vorsichtig sein musste, wem er sich anvertraute. Mark Lo war der schwächste Punkt in seiner Umgebung. Aber Mark gehörte zu Jenna, und sie alle kreisten um Hahn, also blieb Mark und Evan ließ ihn nicht aus den Augen.
    Die vier Kadetten betraten das abgeschlossene Gelände des Konservatoriums, in dem sich Fußwege aus griffig strukturiertem Stahlbeton zwischen makellosen Rasenflächen erstreckten. In ein paar nahe gelegenen Innenhöfen hatten sich Studenten versammelt und hielten Clubtreffen ab oder unterhielten sich über das große Ereignis dieser Nacht. Einer der Höfe lag im Schatten eines Men-Shen-BattleMechs : dem des Wächters. Der ausgemusterte Mech mit seinem gekrümmten Rumpf und den in langen Geschützläufen endenden Armen hielt auf dem Hauptgelände permanente Wache, ein Tribut an die berühmten MechKrieger, die hier studiert hatten, und eine leise Verbeugung vor den capellanischen Wurzeln Liaos. Aus hundert Metern Entfernung wirkte er höchst beeindruckend.
    Sie hielten auf ihn zu und gingen quer über den Rasen auf das Gebäude zu, das hinter dem Wächter lag.
    »Ich finde immer noch, es gibt bessere Methoden, etwas zu verändern«, erklärte Mark und nahm Jennas Hand. »Seht euch Gouverneurin Pohl an. Evan, du hast doch bei ihrer >Das-Volk-geht-vor<-Kampagne mitgearbeitet, richtig?«
    Evan nickte. »Zwei Jahre lang.« Nachdem sein erster Antrag auf Aufnahme ins Militär abgelehnt worden war. »Ich habe Spenden gesammelt. Und ich war gar nicht mal so schlecht. Das hat mir später einen Verbindungsposten eingetragen, als Vermittler zwischen einem der Adjutanten der Gouverneurin und der HungLi-Militärbasis.« Dadurch hatte er sich für eine zweite Beurteilung seiner Testergebnisse qualifiziert und war in Bulics aufgenommen worden. Evan hätte eigentlich schon damals ans Konservatorium gehen sollen, war aber zugunsten anderer Studenten

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