Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
mit schlechteren Ergebnissen, die bereits das Bürgerrecht erworben hatten, zurückgestellt worden. Einwohner wurden zuletzt berücksichtigt. »Aber ich habe die Gouverneurin selbst nie getroffen.«
    »Worauf ich hinauswill: Wir haben eine planetare Gouverneurin, die der Pro-Capella-Bewegung große Sympathien entgegenbringt. Anna Lu Pohl wäre zwar nicht meine Wahl für diesen Posten gewesen, ich respektiere aber ihre Ansicht, dass Liao seine Vergangenheit würdigen und trotzdem in die Zukunft schauen kann.«
    »Und zu dieser Zukunft wird immer die Republik gehören«, vervollständigte Jenna beinahe gottergeben. »Erst recht, da Lordgouverneur Hidi? jeden Kandidaten für ein planetares Amt persönlich genehmigen muss.«
    Darauf wusste Mark keine Antwort und ein betretenes Schweigen senkte sich über die Gruppe, als sie den Men Shen passierten.
    Mit acht Metern Höhe und fünfundfünfzig Tonnen Gewicht war der Wächter mehr Avatar als Maschine. Evan durchlief beim Gedanken an die Macht, die er einmal dargestellt hatte, ein Schauder. Natürlich verdüsterte sich dieser Schauder regelmäßig zu einem hohlen Gefühl im Bauch. Der Wächter war kein funktionsfähiger Mech. Die Republik verschwendete derartige Ressourcen nicht für Dekorationszwecke, obwohl Evan gelesen hatte, dass es während der Aufrüstung für die Nachfolgekriege als Statussymbol gegolten hatte, wichtige Orte mit echten, kampfbereiten BattleMechs zu schmücken. Den Thron des Lyranischen Commonwealth hatten der Legende nach zwei BattleMechs bewacht. Zwei!
    Vermutlich waren sie effektivere Symbole gewesen als der Wächter. Der Men Shen gab ein wenig in der Hüftkupplung nach, wo Alter und Vernachlässigung das Gelenk beschädigt hatten. Sämtliche Lu-ken, einschließlich des Cockpiteingangs, waren mit dicken Schweißnähten verschlossen. Seine Waffen waren nur Löcher im Rumpf und versiegelte Geschützläufe und der Fusionsreaktor, das Herz jedes BattleMechs, war schon vor langer Zeit ausgebaut worden. Er konnte sich lediglich vorstellen, wie er einmal ausgesehen hatte, wenn er breitbeinig marschiert war und die riesigen Metallfüße warnend auf den Boden geschlagen sein mussten. Bumm. Bumm.
    Und für einen Augenblick lang hätte Evan geschworen, den Boden erbeben zu fühlen.
    Noch einmal.
    »He!« David trat zur Seite und hob den Arm. Er klang enttäuscht. »Mann, das ging schnell.«
    Die schweren Mechschritte setzten sich nicht nur fort, sie wurden sogar lauter. Hinter der letzten Ruhestätte des Men Shen erschien ein BauMech. Leuchtend gelb lackiert, die Schaufel- und Greifarme wie ein riesiger Menschenaffe schwingend, stampfte der Industriekoloss um den erstarrten BattleMech herum und bog auf einen der verstärkten Gehwege ein. Er nahm Kurs auf den Torbogen des Konservatoriums.
    »Sie reißen den Bogen ab«, erklärte Jenna und nickte. »Er soll das Gelände nicht verschandeln.«
    Andere waren zum selben Schluss gekommen. Näher am Tor skandierten einige Studenten:
    »Yong yuan ... Liao Sün Zü«
    Trotz des lautstarken Protests wirkte der Men Shen noch trauriger auf Evan, seit der ArbeitsMech an ihm vorbeimarschiert war. So tief war er in den Gedanken an den ausgeweideten Mech versunken, dass er Jennas nächste Bemerkung überhörte.
    »Wa...?«, fragte er, als sie ihn anstieß. Sie hatte starke Finger und seine Rippen schmerzten an der Stelle, wo sie zugestoßen hatte. Aber möglicherweise waren sie auch aus einem anderen Grund verstaucht.
    »Ich habe gefragt, ob du daran glaubst: Sun-Tzu Liao wird ewig leben?«
    Evan spürte Davids und - was noch wichtiger war
    - Marks Blicke auf sich ruhen. Er überlegte hin und her, wie er darauf antworten konnte, erwog auch, gar keine Antwort zu geben. Doch Jennas Frage klang, als sei ihr die Antwort wichtig. Vielleicht brauchte sie das Wissen. Den Glauben.
    Er zuckte die Achseln. Es war eine seiner bevorzugten Antworten, wenn seine Freunde zu neugierig wurden. »Ich weiß es nicht, Jen. Manchmal bin ich mir nicht sicher, was ich glaube.« Was eigentlich nicht richtig gelogen war. Er lauschte den leiser werdenden fernen Sprechchören der wütenden Studenten und schaute noch einmal zu dem ausgeschlachteten Men Shen hinüber. »Ich schätze, man kann sagen, ich glaube daran, dass sich die Dinge verändern, und das bedeutet: Alles ist möglich.« Und auch das war eigentlich nicht richtig gelogen.
    Konzernchef
    Procapellanische Terroristen haben den Gouverneurspalast auf Menkar besetzt! Gouverneur Charles Kincaid

Weitere Kostenlose Bücher