Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
ungenannter Quelle den Medien zugespielt)
    Landungsschiff Brennende Blütenblätter, über Liao Präfektur V, Republik der Sphäre
    20. Mai 3134
    Der Landungsschiffskorridor war eng, staubig, warm und spärlich beleuchtet. Ein kaum benutzter Quergang, der nachträglich als Verbindung zwischen den Offiziersquartieren und einer Energierelaisstation eingebaut wurde. Ein kurzer Hüpfer eine steile Metalltreppe hinab, den Kopf einziehen, um sich nicht an einem Lüftungsschacht zu stoßen und durch eine luftdichte Luke, die aufs untere Wetterdeck des Schiffes führte. Eine Abkürzung, wenn man sich auf einem umgebauten Landungsschiff der SucherKlasse auskannte.
    Major Ritter Michaelson, ehemals bei den berühmten 10. Hastati Sentinels der Republik, würde es wissen.
    Michaelson trug eine schwarze Ausgehuniform mit genug Salat an der linken Brust, um seinen Anspruch zu unterstreichen, zur militärischen Elite der Republik zu zählen. Er zog sich die Dienstmütze so tief ins Gesicht, dass der Schirm die gefärbten Kontaktlinsen halb verdeckte. Michaelson wollte mit niemandem sprechen. Eigentlich hätte er in der Kabine bleiben sollen. Aber die Gelegenheit war einfach zu günstig. Seine große Schwäche.
    Das Wetterdeck, ein Überbleibsel aus den Zeiten, als noch Marineschiffe über die Meere von Terra gefahren waren, war eine der drei Beobachtungsplattformen des Sucher. Ursprünglich hatte ein gewaltiger Holoschirm an der Außenhülle des Schiffes das Bild auf der anderen Seite der Panzerung angebrachter Kameras direkt übertragen. Beim Umbau der Militärkonstruktion für friedliche Zwecke war stattdessen ein zehn Meter breiter Streifen Panzerung durch Panzerglas ersetzt worden. Nur eine zehn Zentimeter dicke Scheibe trennte Michaelson vom luftleeren Raum. Ohne störende Atmosphäre strahlten die Sterne in harter, grausamer Pracht. Er hatte das Deck für sich, weil das Schiff kurz vor der Landung stand. So wollte er heimkehren, heim nach Liao. Allein und reumütig.
    Der Wunsch ging nur zur Hälfte in Erfüllung.
    Das Landungsschiff drehte sich nach Backbord, als ein Besatzungsmitglied auf dem Rundgang eine senkrechte Leiter herabglitt, Hände und Füße gekonnt um das Geländer gelegt. »Sir«, rief er, als er Ritter Michaelson bemerkte. Dann: »Major. Der Kapitän hat Atmosphärenalarm gegeben. Alle Passagiere ... «
    Michaelson drehte sich um und zeigte dem Raumfahrer die zerstörte Hälfte seines Gesichts. Das machte immer Eindruck. »Sollten zur Landung angeschnallt in den Kojen liegen«, vervollständigte er den Satz. Er las Rang und Namen des Mannes von dessen Bordoverall. »Ich weiß, Maat Samuels. Aber ich musste ihn sehen.«
    Michaelson drehte sich wieder zur Panzerglaswand um. Nur vier Decks über den riesigen Triebwerken des Schiffes spürte er ihr tiefes, kraftvolles Brummen durch den Deckboden. Er schaute hinaus und wartete, was das Besatzungsmitglied jetzt tun würde. Wartete auf ...
    Liao.
    Die Welt schob sich vom linken Rand des riesigen Sichtfensters aus ins Blickfeld und verdeckte die Sterne wie ein gewaltiger, schattiger Vorhang. Die Brennende Blütenblätter sank auf die Nachtseite hinunter, durch eine dunkelgrüne Sichel um den Rand der Welt, wo sich das Sonnenlicht gerade weit genug krümmte. Der Mond des Planeten, Elias' Versprechen, reflektierte ausreichend Licht, um die Umrisse des südlichen und nördlichen Kontinents, Nanlu, respektive Beilu, vage auszumachen, auch wenn sie momentan eher wie ein Ost- und ein Westkontinent aussahen, weil sich das Landungsschiff dem Planeten entlang des Äquators näherte.
    »Wie lange waren Sie fort?«, fragte der Crewmann, nachdem er seinen Schrecken überwunden hatte.
    Wie lange war es her, seit er einen Fuß auf seine He im atwelt gesetzt hatte? In welchem Leben? »Jahre.«
    »Es heißt, Liao sei einer von den Planeten - einer von vielleicht einem Dutzend -, bei denen man so ziemlich alles Wichtige der ganzen Inneren Sphäre kennt, wenn man sich in seiner Geschichte auskennt.«
    Aus der Sicht eines Raumschiffers, für den besiedelte Welten nur winzige Lichtpunkte unter tausenden anderen waren, traf das wahrscheinlich zu. Liao hatte eine der fünf Herrscherdynastien hervorgebracht. Fünfundzwanzig Jahre, nachdem die Welt im 4. Nachfolgekrieg an die Vereinigten Sonnen gefallen war, hatte Kanzler Sun-Tzu alle acht seiner fanatischen Kriegerhäuser in Marsch gesetzt, sie zurückzuerobern. Danach hatte der >unsterbliche< Sun-Tzu Unsummen in den industriellen

Weitere Kostenlose Bücher