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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Nachrichten.
    »Das wird ein guter Fang«, stellte Hartsfield fest.
    Evan nickte. In der Mitte des Hangars standen vier militärische Schweberäder, jedes in einem gelben, auf den Boden gemalten Kasten. Hinter den Rädern glitten die Lichtkegel mit roten Filtern abgedämpfter Taschenlampen über das Innere von zwei VV1 Rangern und die Metallkäfige der Krötenkokons. Füße schlurften über den Stahlbeton und jemand trat gegen eine lose Metallstange, die sie aus einem der Käfige geschnitten hatten. Sie schepperte laut. Die größeren Fahrzeuge konnten sie nicht stehlen, also wurden sie sabotiert und zurückgelassen.
    »Zeit?«, fragte eine Stimme aus einem der Ranger.
    Evan schaute auf die Uhr. »Plus sechs. Zeit, in die Gänge zu kommen, Gregori.« Der Hüne war zur Sabotage nicht der richtige Mann. Er hielt nur für ein anderes Ijori-De-Guäng-Mitglied die Lampe. »Wenn es unauffällig nicht möglich ist, dann brennt einfach die Zündung durch. Wir müssen weg.«
    Whit Gregori kletterte aus dem Fahrzeug. »Sie schließen gerade die Abdeckung. Das nächste Mal, wenn jemand diese Babys anlässt, brennen sämtliche Schaltkreise durch und das komplette Anlassersystem gleich mit.« Er klang wie ein Kind zu Weih-nachten - ein Riesenkind, das darauf wartete, dem dicken Mann einen Totschläger über den Schädel zu ziehen und sich den ganzen Sack zu schnappen.
    Es wäre einfacher gewesen, die Ranger sofort unbrauchbar zu machen, aber so blieb die Sabotage vielleicht tagelang unbemerkt. Das würde für einen zweiten Nachrichtentag sorgen, an dem das Ijori De Guäng für Schlagzeilen sorgte. Die Menschen mussten erfahren, dass der Widerstand weiterging. Sie brauchten ständige Erinnerungen.
    Andere Zellenmitglieder mit Wachmannschaftsmützen und Kapuzenmasken stiegen aus den Militärfahrzeugen. William kannte Evan und Gregori - und das Team, das Evan für diese Nacht zusammengestellt hatte. Doch viele der Teammitglieder kannten sich nicht und Evan wollte das auch so lassen. Was man nicht wusste, konnte man auch nicht verraten.
    So kurz vor dem Ende verlagerte William nervös das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Ich muss mich bald melden, Kurst. Wir müssen hier Schluss machen.«
    Evan tauschte einen festen Händedruck mit dem Wachmann aus und drehte ihn dabei sanft um, während sich Gregori leise heranschlich. »Wir dürfen uns nicht wiedersehen, William. Das weißt du.« Der Mann würde auf jeden Fall unter Verdacht geraten, ganz gleich, wie Evan vorging. Williams capellaf-reundliche Ansichten waren aktenkundig.
    »Ja. Ich vermute, das wäre eine gute Gelegenheit, meine Verwandten auf Styk zu besuchen. Als Teil meiner Krisentherapie, verstehst du.« Er lächelte dünn. »Nicht ins Gesicht, ja? Und, äh, keine Knochenbrüche, wenn es sich vermeiden lässt.«
    Evan legte dem Mann beide behandschuhten Hände auf die Schultern. »Ich habe dir versprochen, dass wir uns gut um dich kümmern«, sagte er. Dann, als Gregori ihm ein kleines Gerät in den Nacken drückte, ließ er los.
    Ein blauer Funkenregen, ein lautes Knistern - und alles war vorbei. William Hartsfield brach wie ein BattleMech mit Gyroskopausfall zusammen. Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Der Gestank von Ozon und verbrannten Haaren hing in der Luft. Evan zwang sich zuzusehen, wie Gregori den Taschentazer noch einmal ansetzte.
    »Wir sollten ihn umbringen«, stellte der große Mann fest, als er aufstand. »Das weißt du.«
    Evan rang mit sich. Um völlige Sicherheit zu gewährleisten, hätte ein Wackelkandidat wie William beseitigt werden müssen. Mai Wa hätte nicht gezögert, nicht, wenn die Sicherheit der Bewegung auf dem Spiel stand. Doch im vergangenen Jahr war Evan reifer geworden und er erinnerte sich noch sehr genau an den Militärpolizisten, der, aus mehreren Wunden in Brust und Hals blutend, auf dem Boden lag ... An den Gestank des Plastikblocks, aus dem die Nadlergeschosse geraspelt worden waren ... an das Gewicht der Waffe in seiner Hand.
    William Hartsfield war ein Patriot. Wie so viele von Evans Verbindungen war auch er ihm vom Liao-
    Kult empfohlen worden. Er hatte sich ebenfalls zur Akademie gemeldet und war abgelehnt worden, höchstwahrscheinlich wegen der capellafreundlichen Ansichten seiner Eltern. Die Republik behauptete zwar, niemanden zu diskriminieren, in Wahrheit tat sie es natürlich aber doch. Jeder tat es, der einen oder anderen Seite gegenüber. Evan konnte immer noch dasselbe blühen: ausgebildet zum MechKrieger und dann

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