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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Ihre Augen verengten sich zu drohenden Schlitzen, als habe sie die Pointe eines Witzes nicht verstanden, und fragte sich, ob er wohl auf ihre Kosten ging. Iwan tauchte mit einem Silbertablett im Eingang auf, das gerade groß genug für drei Cognacschwenker war. Er stellte es auf dem Regalbrett ab. »Es ist leer«, teilte ihm Jones augenblicklich mit, möglicherweise ein Versuch, sich an dem Witz zu beteiligen.
    Aber was hätte es enthalten können? Bannson nippte an dem rauchigen Branntwein. Er betrachtete das mit Samt ausgeschlagene Innere des Kästchens, fasste hinein und fuhr die eingelassene Vertiefung mit dem Finger nach. Zylindrisch. Etwa zwanzig Zentimeter lang und drei Zentimeter breit. Weich. Weich. Der perfekte Aufbewahrungsort für eine wichtige und wertvolle Schriftrolle.
    Welche Schriftrolle würde Bannson als wertvoll betrachten? Es gab vermutlich nur zwei Menschen in der Inneren Sphäre, die diese Frage beantworten konnten.
    Knapp zwei Jahre zuvor hatte er in Daoshens Thronsaal gestanden und ihm deutlich gemacht, dass der Preis für Bannsons Unterstützung aus nichts weniger bestand als seiner »Ernennung zu einem Adligen Eures Reiches«.
    Zum ersten Mal in Jahrzehnten hatte Bannson seine Karten aufgedeckt, und zwar vor dem Kanzler der Konföderation Capella. Er hatte nie vorgehabt, so weit zu gehen, auch nicht, nachdem er Daoshen Liaos Einladung nach Sian angenommen hatte. Die Führung durch Zi-jin Cheng hatte ihn natürlich beeindruckt, besonders die Sorgfalt, mit der die Bürger der Konföderation ihre Hauptstadt wieder aufgebaut hatten. Was er dort sah, konnte sich ohne jeden
    Zweifel mit der Zeit vor dem heiligen Krieg messen. Und der Palast des Himmels war atemberaubend, eine Mischung aus modernen Materialien und klassischer chinesischer Architektur außen sowie klassischen Materialien und modernem Design innen.
    Aber was Bannson umgestimmt hatte, war der Tribut gewesen, den der capellanische Herrscher ihm gezollt hatte. Daoshen hatte offen erklärt, dass er die Republik der Sphäre anzugreifen beabsichtigte ... Ein hohes Risiko einem der Wirtschaftsführer der Republik gegenüber. Der Kanzler entschuldigte sich mitnichten für die Lage, in die er Bannson brachte, oder für die beleidigende Annahme, sein Gegenüber könnte daran interessiert sein, Hochverrat zu begehen. Auf seinem prachtvollen Thron zurückgelehnt sitzend, die Augen nicht mehr als schwarze Löcher in einem Nebel von Weihrauch, hatte Daoshen seine Pläne offen dargelegt und auf eine Antwort gewartet.
    Die Bannson ausgestoßen hatte, ohne sie sich recht zu überlegen. Was ihm höchstwahrscheinlich das Leben gerettet hatte.
    Daoshen ließ dem Handelsfürsten Zeit, nervös zu werden. Es kam selten genug vor, dass Bannson unruhig wurde, er pflegte aber auch keinen Umgang mit Personen dieses Ranges. Der Kanzler hatte ihm sogar die zweifelhafte Ehre zugestanden, in seiner Gegenwart zu sitzen, und einen einfachen Stuhl bringen lassen. Selbst Jahre der Ausbildung hatten es nicht vermocht, die Überraschung - möglicherweise war es auch Entsetzen gewesen - auf den Gesichtern der Palastdiener zu unterdrücken. Die weihrauchschwere Atmosphäre des Raumes hatte Bannson entspannt und gelockert. Jetzt klopfte er mit den Fingern nervös gegen den Oberschenkel. Er zwang sich, die Hände stillzuhalten und den Drang, sich zu bewegen, zu unterdrücken. Den natürlichen Fluchtreflex.
    »Ein Adliger.« Daoshen ließ sich den Gedanken auf der Zunge zergehen. »Unseren Gesetzen unterworfen und Eigentümer einiger Besitztümer von Unseren Gnaden.«
    Bannson konnte nicht feststellen, ob Daoshen zum Pluralis Majestatis gewechselt hatte oder ob der Kanzler sich selbst unter allen adligen Landbesitzern einschloss.
    »Es ist die einzige Münze, die ich annehme.« Dafür bot Bannson Daoshen an, eine Liao-Offensive in den Präfekturen V und VI zu unterstützen, und letztlich auch im größten Teil der IV. Tikonov, Tigress, Tybalt. Wichtige Welten in der Geschäftskette von Bannson Universal Unlimited, und auf alle hatte Daoshen Liao sein Auge geworfen.
    »Sie sind kein Bürger der Konföderation«, stellte der Kanzler fest, als wolle er die Forderung wegwischen.
    Schimmerte etwas von Bannsons Wut durch? »Ich weiß, dass man sich in der Konföderation das Bürgerrecht durch ein angemessenes Geschenk an den Staat verdienen kann.« Er kam niemals unvorbereitet zu einem Termin. »Soweit ich informiert bin, ist der Preis ziemlich niedrig. Doch in der Republik

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