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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Anblick, war das zweitnächste Fahrzeug gewesen.
    Noch näher war nur ein Standardlaster gekommen, mit einem grünen >Schildkrötenpanzer< zum Schutz der Passagiere über dem Flachbett. Der Laster hatte mit einladend offener Tür und laufendem Motor auf sie gewartet.
    Und dann hatten sie ihn plötzlich davonfahren sehen, mit einer Beschleunigung, die man ihm nicht zugetraut hätte. Offenbar steckte ein sehr leistungsfähiger Motor unter der Haube.
    Und am Steuer hatte ohne Zweifel ein kurz entschlossener Kadett gesessen.
    »Sie und Sie.« Michaelson zeigte auf zwei muskulöse Studenten. »Im Laufschritt zu dem Ranger da hinten.« Er schickte sie voraus, um zu verhindern, dass die Ordnungshüter auch diese Fluchtmöglichkeit verloren. Ein mit einem Gewehr bewaffneter Infanterist löste sich von der Gruppe, um sie zu begleiten. Wenn sie zum Ranger wollten, mussten sie sich einen Weg durch revoltierende Studenten bahnen. Doch zum Glück erkannten die meisten von ihnen, wann sie auf verlorenem Posten standen, und machten dem organisierten Kader Platz.
    Bis auf eine Gruppe.
    »Freiheit für Liao!«, brüllte ein großer Kerl und schwenkte eine zerbrochene Holzlatte. Er trug Zivilkleidung und hatte eine entschieden unmilitärische Haltung. Trotzdem aber führte er sieben andere bei dem Versuch an, die beiden Gefangenen zu befreien. Die meisten von ihnen schienen recht kräftig zu sein, selbst die einzige Frau der Gruppe. Und alle kannten sich im Nahkampf aus.
    Was den Kampf nur noch schlimmer machte.
    »Nur Ringkampf«, rief er seiner kleinen Gruppe von Gefolgsleuten zu, in der Hoffnung, die Verletzungen auf verrenkte Schultern oder Armbrüche beschränken zu können. Es war ein automatischer Befehl, während er vorstürzte und sich zwischen den Anführer mit der Holzlatte und den festgenommenen Demonstranten stellte. Ringergriffe kosteten Zeit. Und sie lösten blinde Wut nicht so leicht aus wie Ellbogenstöße und Tritte.
    Gesplitterte Holzlatten allerdings waren etwas ganz anderes. Der Zivilist schwang das Holz nicht wie eine Keule, sondern stieß mit dem abgebrochenen Ende nach Ritters Gesicht. Dieser Bursche hatte auf der Straße kämpfen gelernt und er war muskelbepackt. Michaelson konnte den Angriff im letzten Moment noch abwehren und einen Stich in die Augen zu drei blutigen parallelen Schnitten in die Wange abmildern.
    Instinktiv griff er auf Ezekiel Crows Nahkampfausbildung zurück. Er blockierte den Arm des Schlägers mit seinem eigenen, dann drückte er mit der freien Hand auf den Ellbogen. Der Mann sank zu Boden und die primitive Waffe fiel ihm aus den plötzlich taub gewordenen Fingern.
    Aber dieser Bursche kannte auch ein paar Tricks. Er täuschte einen Tritt zwischen Michaelsons Beine an und verschaffte sich damit genug Spiel, um seinen Arm zu drehen und den Ellbogen zu beugen. Dann warf er sich mit dem ganzen Körpergewicht nach vorne. Der Kopfstoß war schlecht gezielt und erwischte Michaelson seitlich am Kinn, statt ihm die Nase zu brechen, aber immerhin taumelte er mehrere Schritte nach hinten.
    Die beiden Männer umkreisten einander mit wachsendem Respekt vor dem Können des anderen. Andere Studenten rannten vorbei und gelegentlich zwischen ihnen hindurch, als der Hauptpulk der Aufständischen gefährlich näher rückte.
    »Gregori, komm.« Ein anderer Zivilist tauchte auf und zog seinen größeren Bekannten am Arm davon. Er sagte noch etwas, möglicherweise ein Codewort. Es klang wie »Kurs«. Doch es genügte. Der Schläger verschwand in der Menge und die meisten seiner Anhänger begleiteten ihn.
    Einige von Michaelsons Leuten lagen auf dem schlammigen Boden, aber niemand schien ernsthaft verletzt zu sein. Die Ordnungshüter sammelten sich am Ranger und einem zweiten Laster, stiegen ein und schoben die Gefangenen in die hintere Kabine des Doppel-V. Ein Mann stieg in den Geschützturm.
    »Nein!« Michaelson rannte los. Er sprang auf ein Trittbrett unmittelbar hinter der Beifahrertür, als der Fahrer das schwere Fahrzeug in Gang setzte. Der Ranger machte mit laut quietschenden Reifen eine enge Wendung. Er hielt sich mit weiß vortretenden Knöcheln fest, als er von der Fliehkraft nach hinten getragen wurde. Dann zog sich Michaelson zurück ans Fahrzeug und hämmerte auf das Panzerglasfenster.
    »Holen Sie den Mann aus dem Turm«, brüllte er. »Sie dürfen nicht auf diese Leute schießen!«
    Dazu war das Militär ohnehin zu diszipliniert. Das doppelläufige MG schwang drohend hin und her, blieb aber

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