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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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bestimmt zu sagen, was an jenem Tag geschah. Ihr werdet es viel besser wissen.« Evan setzte wieder die vertraute Maske auf. Mai Wa schüttelte den Kopf und sprach weiter. »Aber ich konnte das Ergebnis sehen. Ich habe das Volk Liaos aufstehen sehen und erklären hören: >Es ist genug! < Ich habe gesehen, wie die Einheiten der Konföderation im Gedenken an ihren großen Führer, niedergestreckt auf seiner Mission des Friedens, neue Kraft schöpften und dem Militär der Republik einen neuerlichen unbehaglichen Waffenstillstand abtrotzten. Und dann bin ich verzweifelt. Denn wieder wurde euch die Stimme geraubt, wurdet ihr entmündigt und missachtet. Und weitere zwanzig Jahre hat sich nichts daran geändert.«
    Jetzt bemerkte Mai, dass sich Hahn nervös umschaute.
    Möglicherweise bemerkte er dank seines besonderen Gefühls für die Menge, wie sich deren Stimmung verdüsterte. Mai Wa hatte ihre Energie, ihre Begeisterung gepackt und mit Empfindungen der Sinnlosigkeit und Wut gepaart. Das war ihm auch nicht besonders schwer gefallen. Und auch wenn die Menschen hier möglicherweise noch nicht dafür bereit waren, musste er eine härtere Gangart anschlagen.
    Das Ijori De Guäng musste ihn beim Wiedererwachen des capellanischen Nationalstolzes an vorderster Front sehen, sonst würde es ihn auf ewig als den Kerl verachten, der sie im Stich gelassen hatte.
    Er musste ihnen die Augen öffnen.
    »Zwanzig Jahre«, wiederholte er. »Was habt ihr in all dieser Zeit ohne drastische Aktionen und die Drohung weiteren Ungehorsams erreicht? Nichts!« Donner grollte und drohte mit einem weiteren Regenschauer. Mai wartete, bis er verklungen war. »Selbst euer hart erkämpftes Recht, wieder Kurse über eure Geschichte und euer kulturelles Erbe zu besuchen und euch friedlich zu versammeln, wie wir es heute hier getan haben, sind Rechte, die auf anderen Welten selbstverständlich sind, auf sicheren Welten, auf nicht-capellanischen Welten.«
    Wut und Verbitterung kochte in den Stimmen der Menge über, die ihre Zustimmung und Verärgerung jetzt herausbrüllten. Er hatte sie in der Hand. Evans Freund hatte sie ihm fertig verpackt überreicht. Er sah die Menge stoßen und schieben, schlagen und treten.
    Und hier kamen die Ordnungshüter des Konservatoriums zurück, um weitere Rädelsführer festzunehmen. Aber diesmal wurden sie von uniformierten Mitgliedern der städtischen Polizei begleitet. Jing-cha. War es eine zunehmende Verärgerung der Menge, die diese zusätzliche Machtdemonstration erforderlich machte, oder war es seine Anwesenheit? Und wie konnte er es für sich nutzen?
    »Securitat!«, schrie jemand eine Warnung, eine Stimme mit schwerem slawischem Akzent. Whit Gregori.
    »Ja. Die Sicherheit ist hier. So entschlossen wie die Maskirovka, ihre eigene Vorstellung von freier Meinungsäußerung durchzusetzen.« Vorsichtig wagte sich Mai auf einen schmalen Grat hinaus, indem er die gefürchtete Geheimpolizei der Konföderation ansprach. Würde die Menge sehen, dass sie eine Art der Unterdrückung gegen eine andere eingetauscht hatte? Zumindest war die Konföderation in dieser Beziehung ehrlich.
    Ein Teil der Menge nahm den Gedanken auf, oder zumindest einen sehr ähnlichen. Oder vielleicht war sie auch nur aufgeputscht genug, ihren Zorn an der nächsten Autoritätsfigur abzureagieren. Wieder kam es zu Hieben und Tritten. Polizisten setzten Schlagstöcke ein. Ein paar uniformierte Infanteristen verstärkten den kleinen Kader von Schutzleuten und half ihnen, sich den Weg bis zur improvisierten Bühne im Schatten des zahnlosen Men Shen zu bahnen.
    »So ist es«, ermutigte Mai Wa die Menge. »Das Militär arbeitet nicht gegen das Volk, sondern für das Volk. Bürger ... Einwohner ... Sie sollen die Interessen aller verteidigen. Wie viele von euch empfinden ihr Recht auf freie Rede, auf eine eigene Kultur und deren jahrtausendealtes Erbe hier und jetzt bedroht? Begrüßt ihr das Auftauchen von Soldaten, von Sturmtruppen? Ist dies das Militär, dem ihr mit so viel Einsatz beitreten wolltet?«
    Sie hatten den Sockel fast erreicht. »Wird es noch einmal zwanzig Jahre dauern, bis ich wieder zu euch sprechen darf?«
    Möglicherweise. Oder noch länger, das hing davon ab, unter welchem Gesetz er von den hiesigen Behörden belangt wurde.
    Mai Wa zögerte kurz, als ein stämmiger Sergeant das Mikrofonkabel packte und ihm das Mikro aus der Hand riss. Hände packten ihn bei den Beinen und zogen ihn von der Bühne, zwischen die Beamten. Jetzt, Evan! Lass

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