Gezeiten des Krieges
besten in einer Art Watschelgang vorankam, als hätte der Mech O-Beine. Vorsichtig, um in der stetig wachsenden Menge niemanden zu gefährden, steuerte er den schwerfälligen Koloss vorwärts, in den Toreingang und geradewegs in die Fahrbahn des flüchtenden Ranger, der mit einer schliddernden Notbremsung quer zur Fahrbahn zum Stehen kam.
Und dann stolperte Evan zurück, als die Maschinengewehre des Ranger das Feuer eröffneten und 20-mm-Patronen in den ausladenden Rumpf des Bau-Mechs schleuderten.
»Zao gao!«, brüllte Evan. Die geklaute Maschine zitterte wie ein Tattergreis. Funken sprühten, wo Kugeln von den wuchtigen Armen abprallten, und im gelben Industrielack wurden glänzend silberne Kratzer sichtbar. Zwei Kugeln schlugen sternförmige Risse in die Sicherheitsglasscheibe links von ihm und eine dritte drang hindurch und prallte mit einem hellen Glok-kenton rechts von ihm von einer Metallstrebe ab.
»Hün dan verblödete Oubluduk!«, fluchte er und vermischte Han-yu, Anglik und Russisch.
Dann stieß er den Fahrthebel nach vorne und watete zurück in den Mahlstrom des MG-Feuers.
Die Steuerung war gerade unbeholfen genug, um Evan zu zwingen, sich jede Bewegung zu überlegen. Das hier war nun wirklich keine Verschmelzung von Mensch und Maschine, aber immerhin ein Mech -und der Ranger war im Grunde nur ein besserer Armeelaster. Evan hob einen Mecharm vor die gelb getönte, entspiegelte Sicherheitsglasscheibe und war sofort froh darüber, denn ein Feuerwerk von Funken tanzte über die Kanten des Metalls. Mit den Daumenknüppeln öffnete er die Arbeitsklaue zu einem schmalen Schlitz. Gerade weit genug, um hindurchzusehen.
Und gerade rechtzeitig, um einen Schildkrötenlaster über den Bordstein hüpfen und über den schlammigen Rasen rutschen zu sehen, bevor er einschwenkte, um den BauMech zu rammen. Evan spannte sich in Erwartung des Aufpralls an. Im letzten Augenblick trat er mit dem linken Mechbein aus. Der Tritt drückte die Seite des Motorraums ein und zertrümmerte die linke vordere Radbucht. Der Laster drehte sich, kippte und legte sich aufs Dach, dann prallte er gegen die Innenseite der Begrenzungsmauer.
Der Aufprall warf auch den BauMech zur Seite und zwang Evan mehrere Schritte nach rechts, um die Balance nicht zu verlieren. Das öffnete dem Ranger einen Fluchtweg. Der Wagen schoss herum, richtete sich wieder aus und jagte auf die Straße, die in den Vorort Yiling führte, zu.
Evan schleuderte den linken Mecharm weit zur Seite. Er öffnete die Klaue, so weit es ging. Sein Griff erwischte nicht wie beabsichtigt die Stoßstange des Ranger, sondern das Vorderrad prallte von der ausgestreckten Metallkralle ab. Der Fahrer musste erneut bremsen, um nicht gegen den umgestürzten Laster zu prallen. Wieder packte Evan zu und diesmal griff er das seitliche Trittbrett. Er schloss die Arbeitsklaue wie einen Schraubstock um das Metall und klammerte sich an dem Panzerwagen fest.
Es war ein schaler Sieg. Der Ranger hing zwar fest, war aber nicht entwaffnet. Der Geschützturm drehte sich auf Evan.
Funken flogen vom Metall des Turms. Rechts von Evan hatte sich ein Kadett das Gewehr eines Infanteristen geschnappt. Er eröffnete das Feuer, um dem ArbeitsMech zu Hilfe zu kommen. Hinter ihm näherte sich eine große Gruppe aufständischer Demonstranten. Evan war sich nicht sicher, ob er es richtig sah, aber als sich der Geschützturm an ihm vorbeidrehte und auf die neue Bedrohung richtete - und damit auch auf die Menge dahinter -, glaubte er, auf der anderen Seite des Ranger jemanden abspringen und mit wild wedelnden Armen auf den Gewehrschützen zustürzen zu sehen.
Er kam zu spät. Flammenzungen leckten aus den MG-Läufen und tödlicher Metallhagel pflügte zwei schmale Furchen in den Boden vor den Füßen des Schützen. Die Kugeln zogen weiter aufwärts, zertrümmerten ihm die Beine, dann hoben sie den Leib in die Höhe und schleuderten ihn zurück. Etwas weiter zurück fielen mehrere Personen, ebenfalls von Kugeln getroffen, zu Boden.
Genug!
Evan streckte die Beine seiner Maschine, richtete sie so hoch auf, wie er nur konnte, und zog den Ranger schräg in die Höhe. Mithilfe der Steuerknüppel hob er den rechten Arm, streckte ihn hoch über den Rücken des Ranger und schmetterte ihn abwärts auf den Geschützturm, zertrümmerte das Metall, verbog die Gewehrläufe und drückte das Dach ein. Immer wieder schlug er zu.
Ein gedämpftes Klopfen an Evans linkem Ohr und eine Bewegung im Augenwinkel erregten seine
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