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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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tun.
    Lordgouverneur Hidi? störte das nicht. Er tigerte durchs Zimmer und versprach ihnen den Kopf des planetaren Gouverneurs von Styk. Leon Beresk, sein Stabschef, sah so aus, als wolle er am liebsten auch durchs Zimmer marschieren, so ungemütlich rutschte er auf dem schweren Ledersofa herum. Selbst Gerald Tsung wirkte, als sei ihm unbehaglich. Er hatte die Ellbogen auf die Armstützen seines Sessels gelegt und klopfte ständig mit den Fingerspitzen gegeneinander. Nur die Fahrende Ritterin Eve Kincaid, vor kurzem auf Liao eingetroffen, und die einzige andere Berufssoldatin im Raum, hatte sich in der Gewalt. Wenn sie etwas sagte, stellte sie entweder kluge Fragen oder gab knappe, aber nützliche Antworten.
    Ruskov stand abseits von den anderen am Fenster. Draußen türmten sich Schneewehen an den hohen Nadelbäumen auf. Ein alter Rabe-BattleMech stapfte auf Vogelbeinen vorbei. Der abwärts gebogene Rumpf, der stark an einen Vogelschnabel erinnerte, enthielt eine beindruckende Sensorphalanx, die sich mit allem messen konnte, was die Republik herstellte. Eine gute, solide capellanische Konstruktion. Abgesehen davon, dass Hidi? planetare Truppen zu seinem eigenen Schutz für die Präfektur beschlagnahmt hatte - eine Maßnahme, die Ruskovs Autorität untergrub -, gab es nicht den geringsten Grund, diese Besprechung in Nanlu statt in Chang-an abzuhalten. Er hatte sich überlegt, ob er das ansprechen sollte, allerdings gab es nur eine Person im Zimmer, die es nicht ohnehin schon wusste.
    Und möglicherweise galt das nicht einmal für Kincaid.
    »Sind Sie entschlossen, für sich zu bleiben, Viktor?« Hidi? hatte kurz Atem geholt und bemerkt, dass er nicht die Aufmerksamkeit des gesamten Raumes besaß. Er setzte sich neben seinen Adjutanten.
    Ruskov ließ den schweren Brokatvorhang wieder vor das Fenster fallen und Nanlus Winter verbergen. Mit sechs Schritten erreichte er die kleine Versammlung und blieb - die Hände auf dem Rücken verschränkt - stehen. Er mochte sich nicht setzen. Tatsächlich hätte er es vorgezogen, weiter abseits zu stehen. »Zu Diensten, Lordgouverneur.«
    Marion Hidi? war ein mittelgroßer Mann von robuster Statur und mit breitem Kinn. Sein konservativ geschnittener Anzug stand ihm gut und die Krawattennadel der SuDa-Universität war auf Hochglanz poliert. Seine Familie hatte sich das Bürgerrecht verdient, indem sie Devlin Stones Gründung der Republik unterstützt hatte. Vermutlich würde er noch auf dem Sterbebett das Motto der Republik zitieren: Ad Securitas Per Unitas.
    Freiheit durch Einheit.
    »Was ich gerne wüsste«, fragte der Lordgouverneur, »wie schätzen Sie Legatin Heivilin ein? Und wie wahrscheinlich ist es, dass sie zusammen mit Gouverneur Lusebrink die Seiten gewechselt hat?«
    Er sprach von Legatin Daria Heivilin, dem höchstrangigen Militäroffizier Styks.
    »Das lässt sich nicht sagen, Sir.« Er überlegte kurz. »Aber an Ihrer Stelle würde ich hoffen, dass Daria nichts mit dieser Abspaltung zu tun hat.«
    »Wieso das?«, fragte Gerald Tsung. Gouverneurin Lu Pohl hatte ihren Adjutanten als Vertretung geschickt, was Hidi? gar nicht gefiel. Aber es war trotzdem eine gute Frage. Der Lordgouverneur nickte grunzend.
    »Falls Daria diese Maßnahme unterstützt, hat sie dafür gesorgt, dass die Umsetzung ohne Blutvergießen abgelaufen und die Befehlsstruktur des planetaren Militärapparats erhalten geblieben ist. Sie wird darauf vorbereitet sein, jede Gegenmaßnahme abzuwehren.« Lady Kincaid nickte.
    »Wieso sind Sie sich da so sicher?«, fragte Hidi?.
    »Weil ich es genauso machen würde.«
    Auch das behagte dem Lordgouverneur nicht. Aber falls Hidi? Aufmunterung suchte, hatte er den falschen Mann in seine vom Staat finanzierte Villa eingeladen.
    Leon Beresk setzte sich auf, begleitet vom Knirschen des Leders und alter Kniegelenke. Seine stechend blauen Augen kündeten trotz der dünnen weißen Haare von innerer Stärke. »Hören Sie, Styk wird sich finden. Wir haben Senatorin Jiu Soon Lah gebeten, von Terra zurückzukehren, richtig? Auch wenn sie eine Dezentralistin ist, bleibt sie Republikanerin. Und man respektiert sie auf Styk.«
    Tsung zuckte die Achseln. »Das ist Styk. Gouverneurin Lu Pohl wird interessieren, was auf Liao geschieht.«
    »Das sollten wir sie fragen«, erwiderte Beresk und nahm einen Schluck aus dem bereitstehenden Wasserglas. Sein >wir< schloss offenbar den Lordgouverneur mit ein.
    Ruskov rieb sich das Kinn und fühlte Stoppeln. Politik, erinnerte er sich,

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