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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Bolzenlöcher, als die Nuklearreaktion außer Kontrolle geriet.
    Die Druckwelle der Explosion erwischte Evan in der Luft und gab dem beschädigten Kreiselstabilisator beinahe den Rest. Er warf sich auf der Liege nach vorne, um für die Landung das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Beinahe hätte es geklappt. Er kam auf den Mechfüßen auf, auf jeden Fall ein guter Anfang, und konnte sich gegen den drohenden Sturz stemmen. Der Ti T'sang ging schließlich auf ein Knie herunter, das Beil in einer Dreipunkthocke auf den Boden gedrückt.
    Evan schloss die Augen und atmete angestrengt durch. Berichte über Kapitulationen der Milizionäre und Principes überlagerten einander, als der Verlust der beiden Metallriesen die Verteidiger des Konvois entmutigte. Er ließ den Atem pfeifend zwischen den Zähnen entweichen, als versuche er, den verbliebenen Sauerstoff aus der glutheißen Luft zu filtern. Dann öffnete er die Augen.
    Ein Chevalier stand auf der >Wange< des Mechkop-fes, hielt sich mit der Krallenhand am Metall fest und hatte die Mündung des Armlasers geradewegs auf das gläserne Kanzeldach gerichtet. Genau auf Evan.
    Er konnte sich nicht erinnern, dass er die Öffnung eines dieser kleinen Lichtwerfer jemals als so groß oder so tödlich empfunden hatte.
    Der Infanterist in der Krötenrüstung legte den Kopf zur Seite, als würde er dem Nebel aus zerschmolzener Kompositkeramik lauschen, der an seiner Schläfe explodierte. Dann ließ er los und taumelte zurück. Evan hörte ein metallisches Kratzen auf der linken Schulter und drehte den Kopf. Ein Fa Shih stand auf dem Mechrumpf, den Laser ausgestreckt.
    »Sah aus, als könntest du etwas Hilfe gebrauchen«, bemerkte David mit zitternder, aber trotzdem kräftiger Stimme.
    »Stimmt.« Evan richtete den Ti T'sang wieder vollends auf und achtete sorgfältig darauf, seinen Freund nicht abzuschütteln. »Tut immer gut, ein freundliches Gesicht zu sehen.« Auch wenn er nicht durch die verspiegelte Visierscheibe des Fa Shih sehen konnte.
    Und danach, wie David sich abwandte und vor Evans Blick versteckte, war er sich nicht sicher, ob er das gewollt hätte.
    Der BattleMechhangar des Konservatoriums wimmelte vor Lichtern, Betriebsamkeit, Siegesjubel und vereinzelten Tränen. Ein paar der neuen Veteranen hielten Hof und erzählten ihre Version der Ereignisse. In der Zwischenzeit waren die Techs fieberhaft damit beschäftigt, die Konvoilaster zu entladen, unterstützt von Studenten und zivilen Freiwilligen. Andere Freiwillige, darunter auch Evan, halfen bei der Triage der Verwundeten. Die schlimmsten Fälle wurden sofort zum kleinen Feldhospital verfrachtet. Mehrere Meter entfernt bildeten Leichensäcke eine Linie.
    Evan sah Ritter Michaelson in der Nähe der Ambulanz warten. Ein Ärmel des bunt karierten Arbeitshemdes war blutverschmiert und er hatte einen gehetzten Blick.
    Wie immer hielt sich Michaelson abseits von den Studenten und nahm weder an der Freude über den ersten militärischen Sieg des Konservatoriums noch an den Bemühungen teil, das von McCarron's Armored Cavalry zurückgelassene Beutegut zu sichten. Es hatte sie einen hohen Preis gekostet, doch die proca-pellanischen Kräfte hatten den beschädigten Donnerkeil und mehrere Fahrzeuge erbeutet, sowie zehn Lastwagen voll von Nachschub, Munition und Ersatzteilen. Es war ein überwältigender Erfolg.
    Michaelson schien das jedoch anders zu sehen.
    »Keine Gefangenen?«, fragte er.
    Evan wurde langsamer und blieb dann ganz stehen. »Niemand, der die Mühe wert gewesen wäre. Es war besser, sie zurück zu ihren Einheiten zu schik-ken. Oder vorzugsweise heim.« Er fühlte sich müde und zerschlagen. »Wir werden sie nicht zwingen, ihr Leben zu ändern. Wir erwarten nur denselben Respekt.«
    »Sehr aufgeklärt.«
    »Ich bin kein Monster.«
    »Es ist keine Absicht nötig, Evan. Glauben Sie mir. Der Weg zur Hölle ist mit den besten Absichten gepflastert.«
    Evan massierte sich die Schläfen. »Toll, Major. Haben Sie noch ein paar Gemeinplätze für mich, oder können wir uns das für später aufsparen?«
    »Wird es ein später geben? Seit Legat Ruskovs Besuch benehmen Sie sich wie ein Besessener. Wissen Sie eigentlich, was Sie tun?«
    Besser denn je. Tatsächlich fühlte sich Evan vom Licht gebadet, das er selbst entfacht hatte. Ijori De Guäng. Das Licht Ijoris. Jetzt, da er sich dazu bekannt hatte, fiel dieses Licht sonnenhell auf die Folgen jeder Tat und jeder Entscheidung. Es lag ihm wie ein gewaltiges Gewicht auf den

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