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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Er wandte Gerald Tsung die linke Gesichtshälfte zu und versteckte sich hinter den Narben, während Hahn Soom Gui Gouverneurin Pohls Adjutant die Position des Konservatoriums erklärte.
    Tsungs Büro passte zum konservativen Stil des
    Mannes. Es war spartanisch. Keine Familienbilder, keine Diplome. Keine Ernennungsurkunde. Die gold gebeizte Eichentäfelung verlieh dem Raum etwas Charakter, doch abgesehen von einem einfachen Bild der Gouverneurin Anna Lu Pohl neben der Tür gab es keinerlei Bilder oder sonstigen Zierrat. Michael-son erkannte, dass der Raum so eingerichtet war, dass sich niemand beleidigt fühlen konnte. Hier war nichts zu finden außer der betonten Loyalität zur Gouverneurin.
    Das wusste er zu schätzen. Ezekiel Crow hatte sein Leben auf diese Weise geführt - aufs Notwendigste reduziert. Keine Behinderungen. Keine Erinnerungen an die Vergangenheit oder an das, was er riskierte, wenn er in den Kampf zog. Ezekiel Crow hatte sein Leben der Republik verdankt. Alles andere - alle anderen - waren nur Schemen.
    Und Ritter Michaelson? Schuldete er weniger?
    Hahn hatte sich über die systematische Diskriminierung im Kadettenprogramm des Konservatoriums ausgelassen. Jetzt präsentierte er das letzte seiner Papiere, Dokumente, die aus den Verwaltungsbüros stammten. »Hier ist der Beweis«, stellte der angehende Politiker fest und knallte die Seiten auf die Ecke von Tsungs Schreibtisch. Wie ein Anwalt, der unwiderlegbare Beweise vorwies.
    Michaelson kannte die Dokumente bereits. Er hatte mitgeholfen, sie zusammenzustellen, und hatte Hahn geraten, sie als letzten Trumpf einzusetzen. Sie umfassten Personalakten aller Studenten, die um Ge-nehmigungen für Kundgebungen auf dem Unigelän-de gebeten hatten - Hahns Name stand ziemlich weit oben auf der Liste - oder sich für Capellanische Geschichte und Kultur eingeschrieben hatten. Und Loyalitätsbeurteilungen für jeden Kadetten, dessen Name auf einer dieser beiden Listen auftauchte, oder der das Pech gehabt hatte, Eltern zu haben, die nur Einwohner und keine Bürger der Republik waren.
    Kurz gesagt bewiesen sie, dass die Paranoia der Studenten berechtigt gewesen war.
    Evan Kurst hatte Recht gehabt, aber trotzdem würde es schlimm für ihn ausgehen, wenn er es weiterhin auf sich nahm, alles selbst zu entscheiden. Michaelson fand viel von seinem früheren Ich - in diesem Alter - bei Evan, so viel von dem, was Daniel Petersons Leben zerstört hatte. Vielleicht machte es ihm deshalb so zu schaffen, dass er nicht zu dem jungen Mann durchdringen konnte.
    Tsung sammelte die Blätter sorgfältig ein und ordnete sie in der Mitte des Schreibtischs zu einem akkuraten Stapel. Hahn überreichte ihm die dazugehörigen Computerdateien auf drei Datenkristallen, die Tsung gewissenhaft auf die Ausdrucke legte. »Gouverneurin Pohl wird dies mit großem Interesse lesen.«
    Hahn lächelte dünn. »Sicher ebenso wie Legat Ruskov.« Es war nicht schwer, die Anklage herauszuhören.
    Michaelson wiegelte ab. »Nichts in diesen oder irgendwelchen anderen Berichten beweist eine Ver-bindung zum Büro des Legaten. Das sieht mehr nach einer konzertierten Jagd von Offizieren mittleren Ranges und einzelnen Mitarbeitern des Konservatoriums aus, das Militär durch Kontrolle der Rekrutierung und akademischen Ausbildung zu >säubern<.«
    »Trotzdem«, intervenierte Hahn, »machen sie verständlich, warum wir nicht darauf vertrauen, dass Legat Ruskov unsere Interessen vertritt. Es erfordert eine zivile Aufsicht. Wir brauchen die persönliche Aufmerksamkeit der Gouverneurin.«
    Viktor Ruskovs Ruf zu schädigen, erreichte gar nichts. Michaelson hatte Hahn, der nach dem enttäuschenden Gespräch mit Evan Kurst wenigstens bereit gewesen war zuzuhören, darauf hingewiesen. Hahn erwies sich jedoch als ebenso eigensinnig. Wie Eri-dani-Rösser preschten sie geradeaus, jeder auf seinem eigenen Weg. In den letzten Wochen hatte Mi-chaelson beobachtet, wie Hahn sich in eine einseitige Rivalität mit Kurst gesteigert hatte, doch ihm war gar nicht bewusst geworden, wie schädlich diese Rivalität sein konnte. Jetzt schien Hahn entschlossen, einen Bruch zwischen der Gouverneurin und ihrem Planetaren Legaten herbeizuführen, und das offenbar nur, weil dasselbe Kurst nicht gelungen war. Und Mi-chaelson wusste sehr genau, dass dies der Sache nicht diente. Es war eine Taktik, die er selbst vor sechs Jahren angewendet hatte.
    3128 hatte Legat Kang die Kadetten so bedrängt, sich den Erwartungen der Republik anzupassen,

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