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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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dass es Agenten der Konföderation gelungen war, die
    Kontrolle über die Studentenschaft zu erlangen. Kangs Reflexreaktion hatte zwei Studenten das Leben gekostet und ihn letztlich die Stellung. Ezekiel Crow hatte einen Militärschlag gegen das Konservatorium nur verhindern können, indem er die Beweise für die Einmischung der Konföderation zurückgehalten und die Autorität des Legaten untergraben hatte. Das hatte ihm die Zeit für eine politische Lösung erkauft. Eine friedliche Lösung.
    Nur hatte sie nicht funktioniert.
    Als Crow war es ihm lediglich gelungen, die Studenten der Republik noch weiter zu entfremden. Er hatte ihnen Hoffnung gegeben, die zerschlagen wurde.
    Mit besten Absichten. Der gepflasterte Weg zur Hölle.
    Und hier war er schon wieder. Versuchte, eine neue Brücke zwischen den Studenten und der planetaren Regierung zu schlagen, in der Falle seines Verantwortungsgefühls.
    Gerald Tsung stand auf und lehnte sich an den Schreibtisch. »Ich kann Ihnen versichern«, versprach er Hahn und Michaelson, »dass die Gouverneurin dieser Angelegenheit gebührende Aufmerksamkeit schenken wird. Was sie tun kann, um Ihre Position zu verbessern...« Das Achselzucken war hörbar.
    Hahn stand auf und schüttelte dem Mann die Hand. Auch Michaelson stand auf.
    »Danke, dass Sie dieses Treffen arrangiert haben, Major.« Tsung reichte ihm die Hand.
    Ritter Michaelson ergriff sie mit einem stummen Nicken und begleitete Hahn aus dem Gouverneurspalast.
    Sie sprachen kein Wort, bis sie Eingangstreppe erreichten. Vom Kopf der Treppe schauten sie hinaus über einen breiten Boulevard. Passanten kreuzten zwischen dem Palast und anderen Gebäuden des Weißturmdistrikts. Alle hatten es eilig, was mehr an der Kälte des Wintertages lag als an irgendeinem brennenden Verlangen, Bürokratie in Aktion zu sehen. Zwischen hohen Bäumen waren Teile der Mauer zu erkennen, die das Regierungsviertel und die Innenstadt von Chang-an voneinander trennte.
    Hahn drehte sich um und ließ die Han-geprägte Architektur zufrieden auf sich wirken. »Ich würde sagen, wir machen Fortschritte.«
    »Ich habe Sie vor dieser letzten Stichelei gewarnt. Legat Ruskov ist ein guter Mann.«
    »Mag sein«, gestand er zögernd. Er knöpfte seine Jacke zu und setzte eine rot getönte Pilotenbrille auf. Danach ging er voraus, die Stufen aus poliertem Stein hinab, und winkte einer Rikscha. Innerhalb des abgeteilten Gebiets waren keine zivilen Kraftfahrzeuge gestattet, nur einige wenige Militär- und Regierungswagen. Außerhalb des Tors warteten Taxen auf Besucher. »Mag sein«, wiederholte er noch einmal. Dann verfiel er in entschiedenes Schweigen, das Michaelson auch gar nicht brechen wollte, bis sie zurück im Konservatorium waren.
    Er sollte es nie erreichen.
    Der Rikschafahrer war klein und stämmig. Er lieferte die beiden Männer am Taxistand ab, drehte sich um und rannte zur Straßenecke, wo eine dunkle Limousine wartete. Hahn achtete nicht auf ihn, Michaelson schon. Er stieg besorgt aus und seine Anspannung löste sich erst recht nicht, als sich das Wagenfenster mit einem leisen Summen senkte und Jack Farrell knapp nickte.
    »Der Junge kann verschwinden.« Das war keine Bitte.
    Der Rikschafahrer war verschwunden. Er hatte seine Bezahlung bereits erhalten und war schlau genug zu wissen, wann er unerwünscht war. Hahn ärgerte sich über die grobe Abfertigung, Michaelson aber legte ihm die Hand auf den Arm. »Schon gut. Nehmen Sie ein Taxi. Wir sehen uns im Konservatorium.«
    In der Limousine stank es nach Zigarrenqualm. Doch wenigstens war er warm. Michaelson schloss die Tür, behielt den Griff aber in der Hand.
    »Sie sind nicht leicht zu verfolgen.« Farrell legte einen Gang ein und fuhr los. Es herrschte dichter Verkehr, sie kamen nur im Spaziergängertempo voran. »In ein paar kurzen Wochen von Xiapu nach Chang-an.« Er drehte sich so weit um, dass Michaelson sein gesundes Auge sah. »Sie können einfach nicht auf das Rampenlicht verzichten, was?«
    Michaelson spielte mit dem Gedanken, gar nichts zu sagen, was ihm die Gesellschaft des Söldners allerdings noch länger bescherte. »Was wollen Sie, Jack?«
    »Es wird Zeit, etwas von Mister Bannsons gutem Willen zurückzuzahlen. Nicht, dass Ihnen eine Wahl bliebe. Da sie mit den Behörden so eng befreundet sind, wird es Ihnen nicht schwer fallen, dafür zu sorgen, dass ein bestimmtes Landungsschiff unbehelligt aufsetzen kann. Nur ein Landungsschiff. Mehr nicht.«
    Ein Landungsschiff. Daniel Peterson

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