Gezinkt
Durchsuchung der Garage entdeckte Altman einen schweren Hammer, der in einen Lumpen gewickelt war und am Boden eines Ölfasses voller Müll versteckt lag. An dem Hammer klebten ein paar Haare, die wie Desmonds aussahen. Altman legte ihn auf eine Werkbank und fragte sich, was zum Teufel hier vor sich ging,
Jemand hatte den Würger ermordet. Wer? Und warum? Rache?
Aber dann tat Altman etwas, das er besonders gut konnte – er ließ seiner Phantasie freien Lauf. Zu viele Detectives setzten sich eine Idee in den Kopf und brachten es nicht mehr fertig, über ihre ursprünglichen Schlussfolgerungen hinaus zu denken. Altman dagegen kämpfte immer gegen diese Neigung an, und er fragte sich nun: Was, wenn Desmond nicht der Würger war?
Sie wussten mit Sicherheit, dass er derjenige war, der die Passagen in der Büchereiausgabe von Zwei Tode in einer Kleinstadt angestrichen hatte. Aber was, wenn er es nach den Morden getan hatte? Der Brief, den Desmond an Carter geschrieben hatte, war nicht datiert. Vielleicht hatte er – genau wie der Reporter Gordon Wallace – das Buch nach den Morden gelesen und war über die Ähnlichkeit verblüfft gewesen. Er hatte begonnen, auf eigene Faust zu ermitteln, der Würger hatte es bemerkt und ihn umgebracht.
Aber wer war dann der Mörder?
Genau wie Gordon Wallace es getan hatte ...
In Altmans frei schweifenden Gedanken begann ein leises Klopfen, während Bruchstücke von Tatsachen auftauchten – Tatsachen, die alle mit dem Reporter zu tun hatten. Zum Beispiel war Wallace körperlich beeindruckend, schroff, aufbrausend. Zuweilen konnte er regelrecht bedrohlich wirken. Er war von Verbrechen besessen und kannte die Polizei und die forensischen Verfahrensweisen besser als die meisten Polizisten, was auch bedeutete, dass er wusste, wie man den Ermittlern einen Schritt voraus blieb (er hat sich neulich auch ganz schön mitten in den wieder eröffneten Fall gedrängt, dachte Altman). Wallace besaß ein Empfangsgerät, mit dem er den Polizeifunk abhören konnte, und wäre in der Lage gewesen, Gespräche über die Opfer zu belauschen. Seine Wohnung lag ein paar Straßen von dem College entfernt, in dem das erste Opfer getötet worden war.
Angenommen, überlegte der Detective, Desmond hatte die Passagen gelesen, war misstrauisch geworden und hatte sie angestrichen. Dann hatte er vielleicht ein paar Leute angerufen, um mehr über den Fall in Erfahrung zu bringen. Er könnte Wallace angerufen haben, der als Polizeireporter der Tribune eine naheliegende Quelle für weitere Informationen gewesen wäre.
Desmond hatte sich mit dem Reporter getroffen, der ihn dann getötet und die Leiche hier versteckt hatte.
Unmöglich... Wieso, zum Beispiel, hätte Wallace dann die Polizei auf das Buch aufmerksam gemacht?
Vielleicht, um einem Verdacht vorzubeugen?
Altman kehrte zu der widerlichen, improvisierten Gruft zurück, um sie weiter zu untersuchen und vielleicht auf Antworten zu stoßen.
Gordon Wallace erspähte Altman in der Garage.
Der Reporter war bis auf gut zehn Meter herangeschlichen und versteckte sich hinter einem Busch. Der Detective machte sich keine Gedanken darüber, ob jemand draußen war; er verließ sich offenbar auf Josh Randall, der mindestens dreißig Meter entfernt am Ende der Auffahrt stand und der Garage den Rücken zukehrte.
Schwer atmend in der herbstlichen Wärme, huschte der Reporter geduckt durch das Gras. Er hielt neben dem Gebäude und spähte zum Fenster an der Seite hinein. Altman stand vor einer Kohlenkiste an der Rückwand und blickte mit zusammengekniffenen Augen auf einen Gegenstand in seiner Hand.
Perfekt, dachte Wallace, griff in seine Tasche und schlich zu dem offenen Tor, von wo er absolut freie Schussbahn hatte.
Der Detective hatte etwas in Desmonds Brieftasche gefunden – eine Visitenkarte – und blickte darauf, als er hinter sich einen Zweig knacken hörte und sich erschrocken umdrehte.
Eine Gestalt stand im Eingang. Sie schien die Hände auf Brusthöhe zu halten.
Geblendet vom Gegenlicht, keuchte Altman: »Wer...?«
Ein greller Blitz erfüllte den Raum.
Der Detective taumelte rückwärts und griff nach seiner Pistole.
»Verdammt«, hörte er eine Stimme, die er kannte.
Altman kniff die Augen zusammen. »Wallace, Sie gottverdammter Hurensohn! Was zum Teufel tun Sie hier?«
Der Reporter schaute finster und hielt seine Kamera in die Höhe. »Ich wollte einen Schnappschuss von Ihnen bei der Arbeit machen. Aber Sie haben sich umgedreht. Sie haben
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