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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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April angerufen und seinen Job mit sofortiger Wirkung gekündigt; er hatte angegeben, nach Oregon zu ziehen, um sich um seine betagte Großmutter zu kümmern. Er hatte nicht, wie angekündigt, noch einmal wegen einer Nachsendeadresse für seinen letzten Gehaltsscheck angerufen.
    Der Tierarzt beschrieb Desmond als ruhig und liebevoll zu den Tieren, aber mit wenig Geduld für Menschen.
    Altman nahm mit den Behörden in Oregon Kontakt auf und fand keine Howard Desmonds in den Akten der Zulassungsstellen oder in den Steuerlisten. Weitere Nachforschungen ergaben, dass alle Großeltern Desmonds – und seine Eltern ebenfalls – schon seit Jahren tot waren; die Geschichte von dem Umzug nach Oregon war offensichtlich vollkommen erlogen.
    Die wenigen Verwandten, die der Detective ausfindig machte, bestätigten, dass er einfach verschwunden war und dass sie nicht wüssten, wo er stecken könnte. Ihre Einschätzung spiegelte die von Desmonds Chef wider: Sie beschrieben den Mann als intelligent, aber verschlossen, jemand, der erkennbar gerne las und sich häufig in Romanen verlor – angemessen für einen Mörder, der seine mörderische Inspiration aus einem Buch bezog.
    »Was stand in seinem Brief an Carter?«, fragte Wallace.
    Nachdem Altman durch Nicken sein Einverständnis signalisiert hatte, händigte Randall dem Reporter dem Brief aus, der ihn dann laut zusammenfasste. »Er fragt, wie Mr. Carter für sein Buch recherchiert hat. Welche Quellen hat er benutzt? Woher weiß er, wie ein Mörder am wirkungsvollsten tötet? Und er ist neugierig auf das geistige Rüstzeug eines Mörders. Wieso fällt es manchen Leuten leicht, zu töten, während andere unter keinen Umständen jemandem etwas antun könnten?«
    Altman schüttelte den Kopf. »Kein Hinweis darauf, wo er stecken könnte. Wir geben seinen Namen in das National Crime Information Center und das Gewalttäterprogramm des FBI ein, aber er kann verdammt noch mal überall sein. Südamerika, Europa, Singapur...«
    Da Bob Fletchers Abteilung wahrscheinlich die mutwillige Zerstörung in der Bücherei von Three Pines bearbeitet hatte, für die, wie sie nun sicher waren, Desmonds verantwortlich gewesen war, schickte Altman seinen Assistenten zu dem Sergeant, damit er sich nach Hinweisen erkundigte, die für ihre Ermittlung nützlich sein konnten.
    Die anderen Männer starrten unterdessen schweigend auf Desmonds Leserbrief, als sei er eine Leiche und sie die Totenwache.
    Altmans Handy läutete. Es war jemand vom Katasteramt des Bezirks, der erklärte, dass Desmonds ein kleines Ferienhaus etwa sechzig Meilen von Greenville entfernt besaß, am Lake Muskegon, in einer abgelegenen, bewaldeten Wildnis.
    »Glauben Sie, er versteckt sich dort?«, fragte Wallace.
    »Ich schlage vor, wir finden es heraus. Selbst wenn er inzwischen aus dem Bundesstaat verduftet ist, finden wir eventuell Hinweise darauf, wo er sein könnte. Flugtickets oder irgendwas vielleicht, Notizen, Nachrichten auf einem Anrufbeantworter.«
    Wallace griff nach seinem Jackett und seinem Reporterblock. »Auf geht’s.«
    »Nein, nein, nein«, sagte Altman mit Bestimmtheit. »Sie haben die Exklusivrechte. Aber Sie nehmen nicht an einem gefährlichen Einsatz teil.«
    »Nett, dass Sie sich um mich sorgen«, sagte Wallace in säuerlichem Ton.
    »Vor allem will ich nicht von Ihrer Zeitung verklagt werden, falls Desmond beschließt, Sie als Zielscheibe zu benutzen.«
    Der Reporter schaute böse und ließ sich in einen Bürostuhl sinken.
    Josh Randall kam zurück und berichtete, dass Sergeant Bob Fletcher keine Informationen hinsichtlich der Zerstörung in der Bibliothek hatte, die ihnen helfen konnten.
    Doch Altman antwortete: »Macht nichts. Wir haben eine bessere Spur. Ziehen Sie sich an, Josh.«
    »Wohin fahren wir?«
    »Aufs Land. Was sonst an einem so schönen Herbsttag wie heute?«
     
    Der Lake Muskegon ist ein ausgedehntes, aber flaches Gewässer, gesäumt von Weiden, hohem Gras und hässlichen Kiefern. Altman kannte ihn nicht sehr gut. Er war mit seiner Familie im Lauf der Jahre ein paar Mal zu einem Picknick hier gewesen, und er und Bob Fletcher hatten einmal einen halbherzigen Angelausflug an den See unternommen, an den er sich nur noch vage erinnerte: graues, regengesprenkeltes Wasser und ein nahezu leerer Fischkorb am Ende des Tages.
    Während er mit Randall durch die zunehmend menschenleere Landschaft nach Norden fuhr, gab er dem jungen Mann Instruktionen. »Also, ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass

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