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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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streckte Schaeffer die Packung entgegen. Der nahm sich eine, und der Typ gab ihm Feuer.
    Schaeffer erstarrte. Er blinzelte und schaute erschrocken auf die Streichhölzer. McDougall’s Tavern stand auf ihnen – der offizielle Name von Mack’s, der Kneipe, in der T. G. immer herumhing. Er sah dem Kerl in die Augen, die dieser vor Schreck über seinen Fehler weit aufgerissen hatte. Himmel, das war gar kein Polizist. Der Ausweis und die Marke waren gefälscht. Es war ein Killer, der für T. G. arbeitete; T. G. wollte ihn umlegen und die gesamten hundertfünfzig Riesen von dem Touristen kassieren.
    »Scheiße«, murmelte der falsche Polizist. Er riss einen Revolver aus der Tasche und schob Schaeffer in eine Gasse.
    »Hör zu, Kumpel«, flüsterte Schaeffer, »ich habe ziemlich viel Kohle. Was immer die dir zahlen, ich...«
    »Halt’s Maul.« Der Kerl tauschte seine Waffe gegen Schaeffers Pistole aus und stieß ihm das mächtige Chromding an den Hals. Dann zog der falsche Polizist einen Zettel aus seiner Tasche und stopfte ihn in die Jacke des Detectives. Er beugte sich vor und flüsterte: »Folgende Nachricht, Arschloch: Seit Jahren plant T. G. immer alles, macht die ganze Arbeit, und du steckst die Hälfte des Geldes ein. Du hast den Falschen verscheißert.«
    »Das ist doch Unsinn«, rief Schaeffer verzweifelt. »Er braucht mich! Ohne einen Bullen könnte er das alles nicht durchziehen. Bitte...«
    »Mach’s gut.« Der Mann setzte die Waffe an Schaeffers Schläfe.
    »Tu’s nicht! Bitte, Mann, nein!«
    In diesem Moment ertönte ein Schrei vom Eingang der Gasse. »O mein Gott!« Eine Frau mittleren Alters stand wenige Meter entfernt und starrte den Mann mit der Pistole an. Sie schlug die Hand vor den Mund. »Jemand soll die Polizei rufen!«
    Der Killer war auf die Frau konzentriert. Schaeffer stieß ihn an eine Ziegelwand, und ehe er sich gefangen hatte und schießen konnte, spurtete der Detective schon die Gasse entlang. Er hörte, wie der Mann »Verdammt!« rief und ihm nachsetzte. Aber Hell’s Kitchen war Bob Schaeffers Jagdrevier, und nach fünf Minuten war der Detective durch Dutzende von Gassen und Seitenstraßen gerannt und hatte den Killer abgehängt. Als er wieder in einer größeren Straße war, blieb er stehen, zog seine Reservepistole aus der Halterung über dem Knöchel und ließ sie in seine Sakkotasche gleiten. Er hörte Papier knistern – der Zettel, den ihm der falsche Polizist untergeschoben hatte. Es war ein gefälschter Abschiedsbrief, in dem Schaeffer gestand, dass er seit Jahren illegal Geld kassierte und behauptete, die Schuldgefühle nicht mehr zu ertragen. Er müsse alldem ein Ende setzen.
    Nun, dachte er, das stimmt teilweise.
    Einer Sache würde er verdammt noch mal wirklich ein Ende setzen.
     
    Schaeffer stand rauchend im Halbdunkel einer Gasse hinter Mack’s; er musste eine Viertelstunde warten, bis T. G. Reilly auftauchte. Der dicke Mann, der sich schwerfällig wie ein Bär bewegte, war allein. Er sah sich um, ohne den Polizisten zu bemerken, und wandte sich nach Westen.
    Schaeffer gab ihm einen halben Block Vorsprung und folgte ihm dann.
    Er blieb auf Abstand, aber als die Straße menschenleer war, zog er Handschuhe an und fischte die Pistole aus der Tasche, die er gerade aus seinem Schreibtisch geholt hatte. Er hatte sie vor Jahren auf der Straße gekauft – eine kalte Waffe, ohne Registrierungsnummer auf dem Rahmen. Er hielt sie fest umklammert und überbrückte rasch die Entfernung zu dem mächtigen Iren.
    Der Fehler, den viele Leute machen, wenn sie jemanden umlegen wollen, ist, dass sie das Gefühl haben, sie müssten noch etwas zu ihrem Opfer sagen. Schaeffer erinnerte sich an einen alten Western, wo dieser Junge den Revolverhelden stellt, der seinen Vater erschossen hat. Der Junge richtet eine Waffe auf ihn und erklärt, wieso er gleich sterben wird – du hast meinen Vater getötet, bla, bla, bla -, und der Revolverheld setzt diese gelangweilte Miene auf, zieht eine versteckte Pistole und bläst den Jungen um. Er schaut auf die Leiche hinunter und sagt: »Nicht reden. Schießen.«
    Und genau das tat Robert Schaeffer jetzt.
    T. G. musste etwas gehört haben. Er machte Anstalten, sich umzudrehen. Doch ehe er den Detective auch nur zu Gesicht bekam, feuerte der schon zwei Kugeln in den Hinterkopf des Dicken. T. G. fiel um wie ein Sandsack. Schaeffer warf die Waffe auf den Gehsteig – er hatte sie nie mit bloßen Händen angefasst -, hielt den Kopf gesenkt und ging direkt an

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