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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Wohnwagenpark... Okay... Er parkt vor einem der Wohnwagen... Steigt aus... Er redet mit einem Weißen in den Dreißigern, rasierter Schädel, tätowiert... Der Mann nickt in Richtung eines Schuppens auf der Rückseite des Stellplatzes... Sie gehen zusammen dorthin... Sie holen ein Päckchen aus dem Schuppen... Jetzt gehen sie in den Wohnwagen.«
    »Das reicht mir«, verkündete Carnegie. »Sag ihnen, sie sollen außer Sichtweite bleiben. Wir sind in zwanzig Minuten da. Geben Sie Bescheid, wenn sich der Verdächtige zum Aufbruch rüstet.«
    Auf dem Weg zur Tür dankte er mit einem kleinen Gebet dem Herrn – und Big Brother – für ihre Hilfe.
     
    Die Fahrt dauerte eher vierzig Minuten, aber Mullers Wagen stand immer noch vor dem rostigen, schiefen Wohnwagen.
    Die Beamten vor Ort berichteten, dass der Räuber und sein kahler Komplize noch drinnen seien, vermutlich, um ihre Flucht zu planen.
    Die vier Polizeiautos der Zentrale waren mehrere Wohnwagen entfernt geparkt, und neun Beamte aus Annandale, drei von ihnen mit Gewehren bewaffnet, kauerten hinter Schuppen, Unkrautstauden und Rostautos. Alle blieben in Deckung, eingedenk der Tatsache, dass Muller bewaffnet war.
    Carnegie und Hager näherten sich langsam dem Trailer. Sie mussten die Sache vorsichtig handhaben. Solange sie nicht durch die Tür oder das Fenster einen Blick auf das Geld von dem Anco-Raub erhaschten oder Muller es deutlich sichtbar ins Freie trug, hatten sie keinen hinreichenden Grund, ihn zu verhaften. Sie umkreisten den Wagen, konnten aber nicht hineinsehen; die Tür war geschlossen und die Vorhänge zugezogen.
    Verdammt, dachte Carnegie enttäuscht. Vielleicht könnten sie …
    Aber dann kam ihnen das Glück zu Hilfe.
    »Riechen Sie das?«, fragte Carnegie im Flüsterton.
    Hager runzelte die Stirn. »Was?«
    »Was aus dem Wagen kommt.«
    Der Sergeant atmete tief ein. »Gras oder Hasch«, sagte er und nickte.
    Damit hatten sie einen hinreichenden Grund, in den Wagen einzudringen.
    »Wir gehen rein«, flüsterte Hager und machte den anderen Beamten ein Zeichen, zu ihnen zu stoßen.
    Ein Beamter des Spezialkommandos fragte, ob er die Tür eintreten sollte, aber Carnegie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Er gehört mir.« Er zog sein Sakko aus und legte die kugelsichere Weste an, dann zog er seine Automatikpistole.
    An die anderen Beamten gewandt, formte er mit den Lippen ein Bereit ?
    Sie nickten.
    Der Detective hielt drei Finger in die Höhe, dann beugte er einen nach dem anderen.
    Eins... zwei...
    »Los!«
    Er stieß die Tür mit der Schulter auf und stürmte in den Wohnwagen, die anderen Beamten direkt hinter ihm.
    »Keine Bewegung, Polizei!«, rief er, sah sich um und kniff dabei die Augen zusammen, um in dem Halbdunkel besser sehen zu können.
    Das Erste, was er bemerkte, war eine große Plastiktüte voll Gras, die neben der Tür stand.
    Das Zweite war, dass es sich bei dem Besucher des tätowierten Mannes gar nicht um Jake Muller handelte. Es war Carnegies eigener Sohn Billy.
     
    Der Detective stürmte in das Polizeirevier von Annandale, flankiert von Sergeant Hager. Hinter ihnen führte ein weiterer Beamter den verdrossenen, mit Handschellen gefesselten Jungen am Arm.
    Den Eigentümer des Wohnwagens – einen wegen Drogenvergehen vorbestraften Motorradrocker – hatte man ins Drogendezernat ein Stück den Flur entlang gebracht und das Kilo Gras in die Asservatenkammer.
    Carnegie hatte Billy befohlen, ihnen zu erzählen, was los gewesen war, aber der Junge hatte dichtgemacht und sich geweigert, auch nur ein Wort zu sagen. Eine Durchsuchung des Anwesens und von Mullers Auto hatte keinen Hinweis auf den Verbleib der Anco-Beute erbracht. Carnegie hatte eine frostige Reaktion der Bezirkspolizisten erhalten, als er ihnen die Frage entgegenbrüllte, wie sie seinen Sohn mit dem Geschäftsmann hatten verwechseln können. (»Kann mich nicht erinnern, dass Sie sich die Mühe gemacht hätten, sein Bild durchzufunken, Detective«, erinnerte ihn einer.)
    Nun blaffte Carnegie einen der Beamten vor den Computerschirmen an: »Bringen Sie mir Jake Muller.«
    »Nicht nötig«, sagte ein anderer. »Er ist dort drüben.« Muller saß dem Sergeant am Empfang gegenüber. Er stand auf und sah Carnegie und seinen Sohn überrascht an. Dann deutete er auf den Jungen. »Haben sie dich also schon erwischt, Sam. Das ging ja schnell. Ich habe die Anzeige vor fünf Minuten ausgefüllt.«
    »Sam?«, fragte Carnegie.
    »Ja. Sam Phillips«, antwortete Muller.
    »Er heißt Billy.

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