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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Kleine griff in seine Tasche und zog die Seiko hervor, die ihn Muller aus der Auslage im Kaufhaus hatte stehlen sehen. Er gab sie ihm.
    »Wer sind Sie? Ein Kaufhausdetektiv? Polizist?«
    Muller betrachtete ihn aufmerksam und steckte die Uhr dann weg. »Du hast dich ungeschickt angestellt. Wenn der Detektiv nicht gerade pinkeln gewesen wäre, hätte er dich erwischt.«
    »Welcher Detektiv?«
    »Genau das meine ich. Der Kleine mit dem scheußlichen Sakko und der dreckigen Jeans.«
    »Das war ein Detektiv?«
    »Ja.«
    »Wie haben Sie ihn erkannt?«
    »Sagen wir, ich hatte die eine oder andere Begegnung mit Typen wie ihm.«
    Der Junge hob kurz den Kopf, sah Muller prüfend an und studierte dann wieder den Asphalt in der Gasse. »Und wie haben Sie mich bemerkt?«
    »Das war nicht schwer. Du hast dich in dem Kaufhaus so schuldbewusst herumgedrückt, als wärst du bereits hopsgenommen worden.«
    »Wollen Sie mich erpressen, oder was?«
    Muller schaute vorsichtig die Straße rauf und runter. Dann sagte er: »Ich brauche jemanden, der mir morgen bei einer Sache hilft, die ich erledigen muss.«
    »Wieso ich?«, fragte der Junge.
    »Es gibt da ein paar Leute, die würden mich gern hereinlegen.«
    »Polizei?«
    »Einfach... ein paar Leute.« Muller nickte in Richtung Uhr. »Aber da ich gesehen habe, wie du die hier geklaut hast, weiß ich, dass du für niemanden arbeitest.«
    »Was muss ich tun?«
    »Es ist nicht schwer. Ich brauche einen Fahrer. Eine halbe Stunde Arbeit.«
    Halb ängstlich, halb aufgeregt: »Und was springt für mich raus?«
    »Ich zahl dir fünfhundert.«
    Noch ein prüfender Blick. »Für eine halbe Stunde?«
    Muller nickte.
    »Verdammt. Fünfhundert?«
    »So ist es.«
    »Und was tun wir?«, fragte der Junge, ein bisschen vorsichtig jetzt. »Ich meine, was genau?«
    »Ich muss ein paar Dinge von... aus diesem Haus in Tremont abholen. Du musst in der Gasse hinter dem Haus parken, während ich ein paar Minuten hineingehe.«
    Der Junge grinste. »Dann klauen Sie also etwas? Das Ganze ist ein Diebstahl, richtig?«
    Muller bedeutete ihm, still zu sein. »Selbst wenn es einer wäre, glaubst du, ich würde es laut sagen?«
    »Tut mir leid, ich habe nicht nachgedacht.« Der Junge kniff die Augen zusammen. »Hey, ich hab da einen Freund. Und wir haben einen Kontaktmann. Er besorgt uns guten Stoff, so richtig netten. Wir können ihn binnen einer Woche weiterverkaufen. Wenn Sie mit ein-, zweitausend einsteigen, macht er uns einen besseren Preis. Sie könnten Ihr Geld verdoppeln. Interessiert?«
    »Drogen?«
    »Ja.«
    »Die rühr ich nicht an. Und du solltest es auch nicht tun. Sie machen dein Leben kaputt. Denk dran... Wir treffen uns morgen, okay?«
    »Wann?«
    »Mittags. An der Ecke Siebte und Maple. Vor dem Starbucks.«
    »Ich denk schon.«
    »Denk nicht. Sei da.« Muller wandte sich zum Gehen.
    »Glauben Sie, es gibt noch mehr Arbeit für mich, wenn diese Sache hinhaut?«
    »Kann sein, dass ich eine Weile weg sein werde. Aber ansonsten, ja, vielleicht. Wenn du es richtig machst.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Mister. Hey, wie heißen Sie eigentlich?«
    »Das brauchst du nicht zu wissen.«
    Der Junge nickte. »Cool, klar... Eins noch. Was ist mit der Uhr?«
    »Ich lasse das Beweisstück für dich verschwinden.«
    Nachdem der Junge fort war, spazierte Muller langsam zum Ausgang der Gasse und spähte hinaus. Von Carnegies Überwachungsteam war nichts zu sehen. Er hatte sie sorgfältig abgehängt, aber sie hatten diese fast magische Fähigkeit, aus dem Nichts wieder aufzutauchen und ihn mit ihren Lauschmikrofonen und Telelinsen festzunageln.
    Er setzte seine Baseballkappe auf und trat mit gesenktem Kopf aus der Gasse, dann ging er schnell den Gehsteig entlang, als würden Satelliten aus zehntausend Kilometern Höhe im All seine Position feststellen.
     
    Am nächsten Morgen traf William Carnegie später als sonst im Büro ein.
    Da er am Tag zuvor Mist gebaut und den Elternsprechtag versäumt hatte, hatte er sich gezwungen, mit seiner Frau und Billy zu frühstücken.
    Als er um halb zehn ins Revier kam, meldete Hager: »Muller hat ein paar Einkäufe gemacht, von denen Sie wissen sollten.«
    »Nämlich?«
    »Er verließ sein Haus vor einer Stunde. Unsere Jungs verfolgten ihn bis zum Einkaufszentrum. Dort verloren sie ihn, aber bald darauf erhielten wir eine Belastungsmeldung von einer seiner Kreditkartenunternehmen. Er hat bei Books’n’ Java sechs Bücher gekauft. Wir wissen nicht genau welche, aber der

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