Gezinkt
Er ist mein Sohn«, murmelte Carnegie. Der zweite Vorname des Jungen war Samuel, und Phillips war der Mädchenname von Carnegies Frau.
»Ihr Sohn?«, fragte Muller und schaute ungläubig drein. Dann entdeckte er einen Beamten, der eine Kiste trug. In ihr befanden sich Koffer, Geldbeutel, Schlüssel und Handy, die man in Mullers Wagen gefunden hatte. »Sie haben alles gerettet«, sagte er. »Wie geht es meinem Wagen? Hat er ihn zu Schrott gefahren?«
Hager setzte an, ihm zu erklären, dass sein Wagen in Ordnung sei, aber Carnegie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Okay, was zum Teufel wird hier gespielt?«, fragte er Muller. »Was hatten Sie mit meinem Jungen zu schaffen?«
»Hey, dieser Bursche hat mich ausgeraubt«, sagte Muller verärgert. »Ich wollte ihm nur einen Gefallen tun. Ich hatte keine Ahnung, dass er Ihr Sohn ist.«
»Gefallen?«
Muller betrachtete den Jungen von Kopf bis Fuß. »Ich habe ihn gestern gesehen, wie er bei Maxwell drüben an der Harrison Street eine Uhr gestohlen hat.«
Carnegie warf einen frostigen Blick auf seinen Sohn, der weiter den Kopf gesenkt hielt.
»Ich folgte ihm und ließ mir die Uhr geben. Er tat mir leid. Er sah aus, als ginge es ihm nicht gut. Ich heuerte ihn für etwa eine Stunde als Hilfskraft an. Ich wollte ihm einfach zeigen, dass es Leute gibt, die für ehrliche Arbeit gutes Geld zahlen.«
»Was haben Sie mit der Uhr gemacht?«, fragte Carnegie.
Muller schaute entrüstet drein. »Dem Laden zurückgegeben. Was dachten Sie denn? Dass ich Diebesgut behalte?«
Carnegie sah seinen Sohn an. »Wofür hat er dich angestellt?«, fragte er.
Als der Junge nichts sagte, erklärte Muller: »Ich habe ihn dafür bezahlt, auf meinen Wagen aufzupassen, während ich ein paar Sachen aus meinem Haus abgeholt habe.«
» Ihr Haus?«, fragte Billy entsetzt. »An der Tremont Street?«
»Ganz recht«, sagte Muller zu Billys Vater. »Ich bin für ein paar Tage in ein Motel gezogen – ich lasse mein Haus streichen, und ich kann bei den Farbdämpfen nicht schlafen.«
Der Lieferwagen in Mullers Einfahrt, erinnerte sich Carnegie.
»Die Vordertür konnte ich nicht benutzen«, fügte Muller zornig an, »weil ich es satthabe, dass sich Ihre Blödmänner jedes Mal an mich hängen, wenn ich das Haus verlasse. Ich habe Ihren Sohn angeheuert, damit er mit dem Wagen in der Gasse bleibt. Da hinten wird abgeschleppt; man kann sein Auto keine fünf Minuten unbeaufsichtigt stehen lassen. Ich habe ein paar Werkzeuge abgeladen, die ich heute Morgen gekauft habe, und ein paar Sachen geholt, die ich brauchte, dann sind wir zum Motel gefahren.« Muller schüttelte den Kopf. »Ich habe ihm den Schlüssel gegeben, damit er die Tür aufmacht, und vergessen, ihn an mich zu nehmen, als er gegangen ist. Er kam zurück und hat mich ausgeraubt, während ich unter der Dusche stand. Mein Auto, Handy, Geld, Börse, Koffer.« Angewidert setzte er hinzu: »Himmel, und ich habe ihm einen Haufen Geld gegeben. Und ihn praktisch gebeten, sein Leben auf die Reihe zu kriegen und sich von Drogen fernzuhalten.«
»Das hat er gesagt?«, fragte Carnegie.
Der Junge nickte widerwillig.
Sein Vater seufzte und deutete zu dem Koffer. »Was ist da drin?«
Muller zuckte die Achseln, nahm seine Schlüssel und öffnete den Koffer.
Carnegie nahm zwar an, der Geschäftsmann wäre nicht so kooperativ, wenn der Koffer die Anco-Beute enthielte, dennoch durchfuhr es ihn freudig, als er bemerkte, dass die Papiertüte darin voller Geld war.
Seine Begeisterung verblasste jedoch rasch, als er sah, dass es nur drei-, vierhundert Dollar waren, das meiste zerknüllte Ein- und Fünf-Dollar-Noten.
»Haushaltsgeld«, erklärte Muller. »Ich wollte es nicht im Haus lassen, wenn die Maler da sind.«
Carnegie warf die Tüte verächtlich in den Koffer und schlug den Deckel zu. »Verdammt.«
»Dachten Sie, es sei das Anco-Geld?«
Carnegie schaute auf die Computer ringsum, deren Cursor jeweils teilnahmslos blinkte.
Verdammter Big Brother... Die beste Überwachung, die man für Geld bekommen konnte. Und dann so etwas.
Die Stimme des Detectives war heiser vor Erregung. »Sie sind meinem Sohn gefolgt! Sie haben die Maler bestellt, damit Sie ungesehen verschwinden konnten, Sie haben die Munition gekauft, die Werkzeuge... Und wieso zum Teufel haben Sie eine Website mit Alarmanlagen gegen Einbrecher angesehen?«
»Ich habe Angebote verglichen«, antwortete Muller vernünftig. »Ich will ein Alarmsystem für mein Haus
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