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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zu überfallen. Liz nutzte ihre Fertigkeiten als Näherin, um Letztere zu ändern und dann an Hehler in anderen Bundesstaaten zu verkaufen.
    Ein Informant hatte der Oregon State Police verraten, dass Liz Polemus hinter einer Serie von Raubüberfällen der letzten Zeit im Nordwesten steckte und unter einem falschen Namen hier in einem Bungalow wohnte. Die Detectives der OSP, die den Fall bearbeiteten, hatten erfahren, dass Liz’ Tochter eine Kollegin bei der Polizei von Seattle war, und Beth Anne per Hubschrauber zum Flughafen von Portland gebracht. Sie war allein hier herausgefahren, um ihre Mutter zu einer friedlichen Kapitulation zu bringen.
    »Sie stand in zwei Bundesstaaten auf der Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher. Und ich habe gehört, dass sie sich in Kalifornien ebenfalls schon einen Namen gemacht hat. Wenn man sich das vorstellt – die eigene Mutter...« Heath brach ab, da er fürchtete, seine Bemerkung könnte taktlos sein.
    Aber Beth Anne kümmerte es nicht. »Das war meine Kindheit«, grübelte sie. »Bewaffneter Raub, Einbruch, Geldwäsche... Mein Vater besaß ein Lagerhaus, wo er das Zeug an Hehler verkaufte. Das Lagerhaus war ihre Tarnung – er hatte es von seinem Vater geerbt. Der, nebenbei bemerkt, ebenfalls in der Branche war.«
    »Ihr Großvater ?«
    Sie nickte. »Dieses Lagerhaus... ich sehe es noch deutlich vor mir. Ich rieche es, spüre die Kälte. Dabei war ich nur einmal dort, ich muss etwa acht gewesen sein. Es war voller gestohlener Waren. Mein Vater ließ mich ein paar Minuten allein im Büro, und ich spähte aus der Tür und sah, wie er und einer seiner Kumpel diesen Kerl halbtot prügelten.«
    »Klingt nicht, als hätten sie versucht, irgendetwas groß vor Ihnen geheim zu halten.«
    »Geheim? Herrgott nein, sie taten alles, um mich in ihr Geschäft hineinzuziehen. Mein Vater hatte diese ›besonderen Spiele‹, wie er sie nannte. Ich sollte in die Häuser von Freunden gehen und auskundschaften, ob sie Wertsachen besaßen und, wenn ja, wo. Oder in der Schule nach Fernsehern und Videorekordern Ausschau halten und ihm Bescheid geben, wo sie aufbewahrt wurden und welche Schlösser es an den Türen gab.«
    Heath schüttelte verwundert den Kopf. »Aber Sie selbst kamen nie mit dem Gesetz in Konflikt?«
    Sie lachte. »Doch, einmal – ich wurde wegen Ladendiebstahls geschnappt.«
    Heath nickte. »Ich hab mal eine Schachtel Zigaretten geklaut, als ich vierzehn war. Ich spür den Gürtel meines Vaters auf meinem Hintern noch heute.«
    »Nein, nein«, sagte Beth Anne. »Ich wurde geschnappt, als ich ein paar Sachen zurückbringen wollte, die meine Mutter gestohlen hatte.«
    »Wie bitte?«
    »Sie hatte mich als Tarnung mit in den Laden genommen. Mutter und Tochter sind unverdächtiger als eine Frau allein, Sie verstehen. Ich habe gesehen, wie sie ein paar Uhren und ein Halsband einsteckte. Daheim packte ich die Ware dann in eine Tüte und brachte sie zum Laden zurück. Der Kaufhausdetektiv hat mich entdeckt – ich sah wahrscheinlich sehr schuldbewusst aus – und mich festgenagelt, bevor ich etwas zurücklegen konnte. Ich musste die Sache ausbaden. Ich meine, ich konnte meine Eltern ja nicht verpetzen, oder...? Meine Mutter war so wütend... Die beiden konnten sich ehrlich nicht erklären, wieso ich nicht in ihre Fußstapfen treten wollte.«
    »Sie sollten zu einem Psychologen oder so jemandem gehen.«
    »War ich. Bin ich immer noch.«
    Sie nickte, während Erinnerungen zurückfluteten. »Seit ich dreizehn, vierzehn war, versuchte ich, möglichst wenig zu Hause zu sein. Ich nahm an allen Nachmittagsangeboten der Schule teil. Machte an den Wochenenden freiwillig Dienst im Krankenhaus. Meine Freunde halfen mir. Sie waren einfach toll... Ich habe sie wahrscheinlich ausgesucht, weil sie um hundertachtzig Grad anders waren als die kriminellen Spezis meiner Eltern. Ich hing mit dem Debattierclub herum, mit den Lateinern, mit jedem, der anständig und normal war. Ich war keine großartige Schülerin, aber ich verbrachte so viel Zeit in der Bibliothek oder lernte bei Freunden, dass ich ein Vollstipendium bekam und es durchs College schaffte.«
    »Wo waren Sie?«
    »Ann Arbor. Strafrechtspflege. Ich machte das Examen für den öffentlichen Dienst und bekam eine Stelle bei der Polizei von Detroit. Hab dort eine Weile gearbeitet. Drogen, hauptsächlich. Dann bin ich hierher gezogen und zur Polizei von Seattle gegangen.«
    »Und Sie haben Ihre goldenen Schulterklappen. Sie sind schnell Detective

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