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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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geworden.« Heath blickte sich um. »Sie hat hier allein gewohnt? Wo ist Ihr Vater?«
    »Tot«, sagte Beth Anne nüchtern. »Sie hat ihn umgebracht.«
    » Was? «
    »Warten Sie, bis Sie den Auslieferungsbefehl aus Michigan lesen. Damals wusste es natürlich niemand. Im Bericht des Coroners ist von einem Unfall die Rede. Aber vor ein paar Monaten hat dieser Kerl in einem Gefängnis in Michigan gestanden, dass er ihr geholfen hat. Mutter hatte herausgefunden, dass mein Vater Geld aus ihren Unternehmungen heimlich für sich behielt und es mit einer Freundin ausgab. Sie heuerte diesen Typen an, damit er ihn tötete und es aussehen ließ, als wäre er bei einem Unfall ertrunken.«
    »Das tut mir leid, Detective.«
    Beth Anne zuckte die Achseln. »Ich habe mich immer gefragt, ob ich ihnen vergeben könnte. Ich weiß noch, einmal, als ich noch im Drogendezernat in Detroit arbeitete, da hatte ich gerade eine große Razzia draußen auf der Sixth Mile geleitet. Eine Menge Stoff konfisziert. Ich war auf dem Weg, das Zeug in die Asservatenkammer im Revier zu bringen, als ich plötzlich bemerkte, dass ich an dem Friedhof vorbeifuhr, auf dem mein Vater begraben lag. Ich war nie dort gewesen. Ich hielt an, ging zum Grab und versuchte, ihm zu vergeben. Aber ich konnte es nicht. Damals wurde mir klar, dass ich es nie können würde – weder ihm noch meiner Mutter. Und ich beschloss, dass ich Michigan verlassen musste.«
    »Hat Ihre Mutter noch einmal geheiratet?«
    »Sie hat sich vor ein paar Jahren mit Selbit zusammengetan, aber sie hat ihn nie geheiratet. Haben Sie ihn schon geschnappt?«
    »Nein. Er muss irgendwo hier sein, aber er ist abgetaucht.«
    Beth Anne nickte in Richtung Telefon. »Mutter hat vorhin versucht, nach dem Telefon zu greifen. Vielleicht wollte sie ihn warnen. Ich würde die Verbindungen überprüfen, das könnte Sie zu ihm führen.«
    »Gute Idee, Detective. Ich lasse mir heute noch einen richterlichen Beschluss geben.«
    Beth Anne starrte in den Regen hinaus, in die Richtung, wo der Einsatzwagen mit ihrer Mutter vor ein paar Minuten verschwunden war. »Das Verrückte dabei war, dass sie überzeugt war, richtig zu handeln, wenn sie mich in ihre kriminellen Geschäfte zu ziehen versuchte. Kriminell zu sein war ihre Natur; sie dachte, es wäre auch meine. Sie und Dad waren von Geburt an schlecht. Sie konnten sich nicht vorstellen, wieso ich gut zur Welt kam und mich nicht ändern wollte.«
    »Haben Sie Familie?«, fragte Heath.
    »Mein Mann ist Sergeant beim Dezernat für Jugendkriminalität.« Dann lächelte Beth Anne. »Und wir erwarten unser erstes Kind.«
    »Hey, wie schön.«
    »Ich arbeite noch bis Juni. Dann nehme ich mir ein paar Jahre Auszeit, um nur Mutter zu sein.« Sie fühlte das Bedürfnis, anzufügen: »Denn Kinder kommen vor allem anderen.« Aber unter den gegebenen Umständen musste sie sich wohl nicht genauer erklären.
    »Die Spurensicherung wird das Haus versiegeln«, sagte Heath. »Aber wenn Sie sich noch umsehen wollen, können Sie es gern tun. Vielleicht gibt es Bilder oder etwas, das Sie haben wollen. Niemand hätte etwas dagegen, wenn Sie ein paar persönliche Dinge mitnehmen.«
    Beth Anne tippte sich an den Kopf. »Ich habe mehr Erinnerungsstücke da drin, als ich brauchen kann.«
    »Verstehe.«
    Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und streifte sich die Kapuze über. Dann lachte sie noch einmal auf.
    Heath sah sie fragend an.
    »Wissen Sie, was meine früheste Erinnerung ist?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Es war in der Küche des ersten Hauses meiner Eltern außerhalb von Detroit. Ich saß am Tisch, ich muss drei gewesen sein. Meine Mutter hat mir vorgesungen.«
    »Gesungen? Wie eine richtige Mutter?«
    »Ich weiß nicht, was für ein Lied es war. Ich erinnere mich nur, dass sie gesungen hat, um mich abzulenken. Damit ich nicht mit den Sachen spielte, mit denen sie am Tisch arbeitete.«
    »Was tat sie – nähen?« Heath wies mit einem Kopfnicken zu dem Raum, der eine Nähmaschine und Gestelle mit gestohlener Kleidung enthielt.
    »Nein«, antwortete Beth Anne. »Sie füllte Munition nach.«
    »Im Ernst?«
    Sie nickte. »Als ich älter war, begriff ich, was sie da immer machte. Meine Eltern hatten damals nicht viel Geld, und sie kauften leere Patronenhülsen auf Waffenmärkten und füllten sie neu. Ich weiß nur noch, dass die Kugeln glänzten und ich damit spielen wollte. Sie sagte, wenn ich sie nicht anrühre, singt sie mir etwas vor.«
    Diese Geschichte brachte die Unterhaltung

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