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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sauer, weil er uns beleidigt und aus unserem eigenen Gebäude geworfen hat?« Ron antwortete nicht. »Und mal ganz ehrlich, Schatz«, fügte Sandra an, »du bist körperlich nicht gerade in bester Verfassung.«
    »Ich werde kriechen und nicht einen Marathon laufen.« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Irgendwas stimmt nicht an der ganzen Sache. Langley zieht irgendein krummes Ding durch. Aber nicht mit mir. Ich werde mir das Geld holen.«
    »Du hast dich entschieden, oder?«, fragte sie leise.
    »Das ist eine Sache, die du auf jeden Fall von mir weißt: Wenn ich mich einmal entschieden habe, kann mich nichts mehr aufhalten.«
    Ron griff ins Handschuhfach und holte die Taschenlampe hervor. Dann ging er zum Kofferraum und zog das Radeisen heraus. »Meine Bergwerksausrüstung«, scherzte er matt, als er die gebogene Eisenstange hochhielt. Er sah zur schwarzen Öffnung des Abflusskanals.
    Sandra holte ihr Handy aus dem Wagen und hielt es fest in der Hand. »Ruf an, wenn etwas passiert. Ich hole dann so schnell wie möglich Hilfe.«
    Er küsste sie heftig. Dann stieg der Ritter – in ausgewaschenen Jeans und einem alten Sweatshirt statt schimmernder Wehr – in die düstere Öffnung.
     
    Der Weg durch den Abflusskanal war tatsächlich sehr viel weniger riskant, als es der schwarzmalende Egomane Langley vorhergesagt hatte – zumindest am Anfang. Ron kroch etwa hundert Meter weit gleichmäßig schnell dahin, nur gehemmt von ein paar Wurzeln, Erdklumpen und abflusstypischem Müll, der wahrlich nicht angenehm, aber keinesfalls gefährlich war.
    Er begegnete ein paar Ratten, aber sie fürchteten sich und huschten schnell fort. (Ron fragte sich, ob sie dorthin stürmen würden, wo sich der Rettungsspezialist gerade seinen Weg zu Tonya bahnte. Er musste zugeben, die Vorstellung, wie ein paar Nager mit scharfen Zähnen seinem Rivalen eine Heidenangst einjagten, gefiel ihm – oh ja, Sandra hatte in einem Punkt Recht: Er war wirklich stinksauer auf Langley.)
    Näher zum Gebäude wurde der Kanal zunehmend verstopft. Wurzeln waren durch die Betonwände gebrochen und ballten sich wie erstarrte Riesenschlangen zusammen, und teilweise war der Weg durch getrockneten Schlamm blockiert, der fast so hart war wie Beton. Mit schmerzendem Rücken und Krämpfen in den Beinen kam Ron nun langsamer voran. Dennoch hatte sich Langley geirrt – was ihn nicht überraschte. Die Wände des Abflusskanals waren solide und keineswegs in Gefahr einzubrechen.
    Das Arschloch im Stollen ...
    Ron kroch weiter, seinen Fortschritt maß er an den Abzweigungen zu Kellern und alten Transportstollen. Schließlich erreichte er jene, die zu der Holztür führte, an die er sich von der Karte erinnerte. Hinter der Tür lag der Stollen, in dem sich Tonya Gilbert befand. Er legte sein Ohr an die Öffnung und lauschte.
    »Helft mir«, krächzte gedämpft die Stimme des Mädchens. »Bitte helft mir...« Sie war wahrscheinlich nicht mehr als zehn Meter von ihm entfernt.
    Die Öffnung zu diesem Seitentunnel war klein, aber nachdem er mit dem Radeisen ein paar alte Ziegel aus der Wand gebrochen hatte, konnte er durchkriechen. Er kletterte auf die trockene Erde des Stollens, stand auf und leuchtete umher. Ja, es war der Tunnel genau neben dem des Mädchens.
    Er hatte es geschafft! Er hatte das verschüttete Mädchen als Erster erreicht.
    Dann hörte er ein Geräusch.
    Bum... Bum ...
    Was war das? Machte das Mädchen Klopfzeichen?
    Nein, das Geräusch kam von woanders her.
    Bum ...
    Ron begriff plötzlich, was es war. Greg Langley war eingetroffen. Er brach am anderen Ende des Tunnels durch eine weitere alte Tür, die diesen Schacht mit dem leer stehenden Keller nebenan verband. Das Geräusch von splitterndem Holz verriet Ron, dass Langley in drei, vier Minuten im Stollen sein würde. Dann hörte das Hämmern auf, und Ron hörte die gedämpfte Stimme des Mannes. Ron schaltete beunruhigt das Licht aus. Was, wenn Langley nicht allein war? Er ging leise zu der Tür, die der Rettungsspezialist bearbeitet hatte, und lauschte. »Ich rufe Sie zurück«, hörte er den Mann sagen.
    Er telefonierte also nur. Aber mit wem sprach er? Und was hatte er gesagt? Hatte jemand herausgefunden, dass Ron kam und ihnen die Belohnung streitig machte?
    Bum ...
    Langley fuhr fort, durch die Holztür zu brechen. Ron drückte sich flach an die Wand neben der Tür. Plötzlich gab es ein lautes Krachen, und mehrere Bretter fielen in den Stollen. Durch die gut einen halben Meter im Quadrat große

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