Gezinkt
Öffnung drang das Licht von Langleys Lampe. Ron stand dicht an die Wand gepresst, atmete flach, rührte sich nicht.
Schließlich ragte ein fies aussehender Pickel durch die Öffnung. Er wirkte mehr wie eine Waffe als wie ein Werkzeug. Dann schoss der Strahl einer zweiten Taschenlampe – einer sehr starken – durch den Stollen und schwenkte von einer Seite zur anderen. Ihr Lichtkegel verfehlte Ron nur knapp. Er kniff die Augen zusammen, blieb so dicht wie möglich an der Wand und rieb sich die Augen, die sich erst an die Helligkeit gewöhnen mussten.
Es dauerte einen Moment, dann sah er schließlich Langleys Kopf in der Öffnung auftauchen. Er streckte ihn halb durch und begann dann erneut, den Tunnel mit der Taschenlampe auszuleuchten.
Kurz bevor der Lichtschein Rons Füße erreichte, hob der Grafikdesigner das Radeisen und ließ es kräftig auf Langleys Kopf hinuntersausen, direkt unterhalb des Helms. Es traf ihn voll, der Mann stöhnte auf und brach zusammen.
Wenn ich mich einmal entschieden habe, kann mich nichts mehr aufhalten ...
So leise wie möglich sammelte Ron Ziegel und Gestein vom Boden und begann sie auf den bewusstlosen Greg Langley zu türmen, bis er fand, er hatte das realistische Szenario eines Einsturzes geschaffen, von dem der Rettungsspezialist überrascht worden war.
Zwei Tage später standen Ron und seine Frau nicht weit von dem Podium vor dem City College und warteten auf den Beginn der Pressekonferenz. Hundert Leute liefen hin und her. Hinter dem Pult war ein vergrößerter Zeitungsausschnitt auf einen Vorhang projiziert, der sich im Wind kräuselte. Die Schlagzeile lautete: VERSCHÜTTETES MÄDCHEN GERETTET!
Sandra hatte sich bei ihrem Mann eingehakt. Er genoss ihre Nähe und den blumigen Duft ihres Parfums. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Das Publikum war festlich gestimmt, fast wie berauscht. Nichts fördert das Gemeinschaftsgefühl mehr als die Rettung eingeschlossener Kinder.
Winkend und lächelnd schritten Kommandeur Knoblock, Tonya Gilbert und ihre Eltern durch die Menge zum Podium. Nach ausführlichem Jubel und Applaus beruhigte der Feuerwehrchef die Zuschauer wie ein Dirigent sein Orchester und sagte: »Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?... Danke. Ich freue mich, Ihnen Tonya Gilbert vorstellen zu dürfen. Sie wurde erst heute Morgen aus dem Memorial Hospital entlassen. Ich weiß, sie will ein paar Worte zu Ihnen sagen.«
Erneut wildes Klatschen und Rufe.
Das hübsche Mädchen mit dem kleinen Pflaster auf der Stirn und einem blauen Gipsverband an Knöchel und Handgelenk trat schüchtern ans Mikrofon. Heftig errötend setzte sie zu sprechen an, aber die Stimme versagte ihr. Sie begann erneut. »Also, ich will nur sagen, äh, ich danke allen. Ich hatte ganz schön Schiss. Deshalb, also... äh, danke.«
Ihr Mangel an Artikulationsfähigkeit hielt die Menge nicht davon ab, erneut in Beifall und Jubelrufe auszubrechen.
Dann stellte der Kommandant die Eltern des Mädchens vor. Der Geschäftsmann trat, mit blauem Blazer und grauer Hose bekleidet, ans Mikrofon vor, während seine Frau strahlend lächelnd ihrer Tochter den Arm um die Schultern legte. Gilbert dankte Feuerwehr und Polizei für ihren heldenhaften Einsatz und den Bürgern der Stadt für ihre Unterstützung.
»Mein tiefster Dank gilt jedoch dem Mann, der sein Leben riskiert hat, um mein kleines Mädchen zu retten. Und als Zeichen meines Dankes will ich ihm das hier überreichen.« Der Geschäftsmann hielt ein gerahmtes, ein Meter langes Faksimile eines Schecks über fünfhunderttausend Dollar in die Höhe. »Dieser Scheck steht für die Summe, die ich auf sein Konto habe überweisen lassen.«
Weiterer heftiger Applaus. Wie gerettete Kinder sind große Geldsummen etwas, das bei den Massen immer gut ankommt.
»Bitte danken Sie mit mir...«, fügte Gilbert hinzu, »... Mr. Greg Langley.«
Mit einer Halskrause und einem Verband um die Hand humpelte der Rettungsspezialist langsam zum Podium. Er wirkte aufgewühlt, wenngleich Ron annahm, es hatte weniger mit dem Schmerz von seinen Verletzungen zu tun als mit seiner Abneigung gegen solches Tamtam. Er nahm den großen Scheck und reichte ihn rasch an seine Assistentin weiter.
»Was Mr. Langley getan hat«, fuhr Tonyas Vater fort, »erforderte großen Mut und Opferbereitschaft. Auch nachdem er selbst verschüttet worden war und beinahe ums Leben gekommen wäre, kroch er weiter zu dem Stollen, in dem unsere Tonya eingeschlossen war, und
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