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Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Titel: Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise
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so oft zwischen Lachen und Weinen. Gibt es hier eigentlich etwa immer noch jemanden, der behauptet, das Lehrerdasein sei langweilig?

Öp öp öp öp
    «Öp öp öp öp …!», singt Nesrin und rollt hormonübersteuert mit den Augen. «Küss mich …»
    Tarkan! Ihr Lieblingssänger. Ich kann das Lied auch schon bald mitsingen, aber doch bitte nicht mitten im Unterricht.
    «Voll king, wa, Frl. Krise!», sagt Nesrin und fängt gleich wieder an zu trällern.
    Wir sind gerade in der Theaterprobe, und die Singerei passt gar nicht. Wir überlegen nämlich, wie unser angefangenes selbstgeschriebenes Stück, eine Mischung aus Arabqueen und Cinderella, weitergehen könnte. Aber das interessiert heute keinen so richtig. Das schöne Wetter gaukelt meinen Lieben vor, wir hätten den letzten Schultag vor den Sommerferien, und ich fühle mich ehrlich gesagt selbst ein bisschen wie im Ferienmodus.
    «Öp öp öp öp …!», singt jetzt auch noch Mehmet und kommt mit seinem Gesicht Nesrins Wange bedenklich nahe. Seine Augen hat er zugekniffen, weil er weiß, das könnte gefährlich ausgehen.
    Nesrin fackelt nicht lange. «IIIIIIIHHHHHHHH», schreit sie. «Frl. Krise, sagen Sie mal diesen behinderten Jungen, ich klatsch ihn gleich!»
    Mehmet reißt die Augen auf, fährt zurück und faucht: «Hässlichkeit! Dich will doch sowieso keiner!»
    «Ich finde, ihr passt voll gut zusammen», schmeichele ich. «Ihr solltet unbedingt heiraten.» Das ist die einzige und wirksamste Methode, die beiden jetzt friedlich auseinanderzubringen.
    «Niemals!», kreischt Nesrin, und Mehmet schüttelt sich angeekelt.
    «Ich heirate, wenn ich neunzehn bin», sagt er. «Aber die nich! Ich heirate mit drei Frauen!»
    Ja, prima! An der Stelle weiß ich: Jetzt habe ich verloren. Arabcinderella adjüs!
    Aynur hat schon ihr verächtlichstes Gesicht aufgesetzt. Ihre rechte Augenbraue hat sie so weit hochgezogen, dass sie fast den Haaransatz berührt. (Ich möchte das auch können! Das sieht so herrlich prollig aus!)
    «Du!», keift sie. «Drei Frauen! Warum nicht gleich vier? Sind vier erlaubt!»
    «Nee, drei», beharrt Mehmet.
    «Das gibt’s doch gar nicht mehr», sage ich, immer noch in der Hoffnung, die Damen und Herren von diesem hochspannenden Thema wegzubekommen.
    «Wohl!», schreit Merve. «Mein Onkel hat drei Frauen!»
    «Echt jetzt?» Mehmet sieht ein bisschen beunruhigt aus.
    «Mal ganz ehrlich! Welche Frau lässt sich das gefallen?», fragt Aynur. «Liebt er alle drei?»
    «Nein.» Merve ist ganz betrübt. «Er vernachlässigt die erste!»
    «Voll gemein!» Die Mädchen sind sich einig. «Die Arme!»
    «Ja, heirate mit drei Frauen», giftet jetzt Sara und funkelt Mehmet wild an. «Du wirst schon sehen, was du davon hast!»
    «Genau», werfe ich ein. «Am besten Aynur, Nesrin und Merve, dann hast du es jedenfalls immer schön ruhig und friedlich zu Hause.»
    «Niemals!» Nesrin ist ernsthaft empört. «Dieser Junge ist voll behindert, vallah!»
    «Mein Opa hatte auch drei Frauen», bemerkt jetzt Lukas, der neu bei uns ist.
    Alle starren ihn entgeistert an
    « Dein Opa? Niemals!» Aynur ist sich ganz sicher.
    «Doch!» Lukas grinst zufrieden. «Aber nacheinander.»
    «Ach soooooo!»
    Plötzlich ist die Luft aus dem Gespräch.
    «Wenn ich mich mit meine Frauen nicht vertrage, scheide ich mich.» Mehmet versucht es noch einmal.
    «Dann machst du voll haram!», schnauzt Aynur ihn an und wendet sich ab.
    Ich sage: «Genau. Und außerdem – lasst uns mal lieber hier an unserem Stück weitermachen.»
    «Öp öp öp öp …», singt Nesrin.

«Bitte alle Handys abgeben!»
    «Ich hab mich voll schnell beeilt», schnauft Ömür und schmeißt sich auf seinen Stuhl.
    Da tut er auch gut daran, denn heute schreiben wir die Vergleichsarbeit. «Wer sich verspätet, darf nicht mitschreiben und bekommt eine Sechs!», habe ich gestern verkündet und im Stillen gedacht: Huh, jetzt haben die aber alle Angst!
    Und tatsächlich! Alle sind da, und alle sind pünktlich. Ich bin tief beeindruckt. Das hatten wir noch nie! Nur Azzize fehlt, die ist aber wirklich krank und wird nachschreiben müssen.
    Die Tische stehen einzeln, auf jedem Tisch liegt ein Duden, und die Fenster sind weit geöffnet. Noch scheint die Sonne herein. Alle suchen sich einen Platz und installieren sich. Cola-Flasche hinstellen, Schoki auspacken, ins Brot beißen, Jacke über den Stuhl hängen. Die Stimmung ist knisternd, so kurz vor dem Startschuss.
    «Bitte alle Handys abgeben!», rufe ich da betont

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