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Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel

Titel: Ghetto-Oma: Ein Leben mit dem Rücken zur Tafel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise
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Zufriedenheit und Stolz machen sich breit. Die Bilder werden vorsichtig eingepackt und mit nach Hause genommen, ist doch klar!
    Nur Aynur mosert schon wieder: «Vallah, mein Bild sieht voll scheiße aus, was soll ich damit, mein Messer war auch voll schlecht. Ich wollte auch gar nicht Rot … hat gar kein Spaß gemacht …»
    Der Meister gibt mir zum Abschied die Hand. «Nicht ganz einfach, Ihre Truppe», sagt er. «Ausbildungsfähig sind die meisten ja noch nicht. Dabei hätten sie nächstes Jahr gute Chancen, wir suchen dringend Nachwuchs.»
    Karl erzählt mir später in der Schule, der Konditor hätte das Gleiche gesagt. Dabei zeigt er mir kleine Marzipanteile, die er geknetet hat. Einen Dackel, eine Ente, einen Hasen und eine Rose. Voll süß!
    «Ohhhhh!» Ich bin voll neidisch! «Ich will auch Konditor!»
    Aber morgen gehen wir Elektro. Und wenn Aynur nicht spurt, fliegt sie raus, ich schwör’s.

Ein Meister unter Strom
    Der Meister verbreitet ungemütliche Stimmung. Er ist klein, untersetzt, spricht ein bisschen sächsisch und steht kurz vor der Rente. Er siezt die Schüler und wirkt, obwohl er noch gar nichts gemacht hat, voll autoritär. Alle setzen sich schweigend hin. Der Meister rügt als Erstes Gamze (Kaugummi), dann Ali (Käppi) und schließlich Aynur, weil sie auf ihrem Stuhl sitzt «wie auf einem Barhocker». Aynur hampelt auf dem Drehstuhl herum und regt sich auf: «Was Barhocker? Ist voll der komische Stuhl hier, kann man nicht drauf sitzen, vallah!»
    Der Meister guckt sie strafend an: «Ich rate Ihnen und überhaupt allen, jetzt und besonders später einem Meister nicht zu widersprechen. Er ist Ihr Chef! Sie arbeiten für ihn, damit er einen Benz fahren kann. Wenn Sie das nicht akzeptieren, können Sie gleich Hartz IV beantragen. Tipp von mir: Machen Sie einfach auch Ihren Meister, dann sind Sie der Chef.» Er erzählt noch, dass er Meister und zweifacher Ingenieur sei – schließlich wolle man sich doch was leisten im Leben. Dann hält er einen längeren und schwerverständlichen Vortrag über den Beruf des Elektronikers für Energie- und Gebäudetechnik, so heißt ein Elektriker nämlich heute. Alle schnarchen so langsam ab, ich sehe es an den leeren Augen, und mir wird auch ganz schwummerig.
    Der Meister stellt zum Abschluss noch ein paar Fragen. Nur Aynur meldet sich. Aynur ist ja nicht blöd, sie kann gut reden und sich in Szene setzen, wenn sie will. Sie will – warum auch immer –, und beginnt ein bisschen mit dem Meister zu flirten. (Ich weiß gar nicht, ob ich schon mal geschrieben habe, dass Aynur übertrieben hübsch ist? Wirklich!) Schon nach drei Minuten ist der Meister ganz entzückt von ihr, und ich beginne mich zu ärgern. Aynur! Sich hier so zu produzieren. Heiße Luft, mehr nicht. Na, vielleicht besser so als das Gequatsche von gestern, denke ich.
    Die praktische Arbeit beginnt. Ein Stromkreis soll zusammengebastelt werden, ein Schalter, eine Lampe, eine Stromquelle hängen an einem Drahtgitter und sollen mit reichlich Kabel verbunden werden. Oh Himmel, so einfach geht das nicht!
    Man muss zuhören, aufpassen, was der Meister vormacht, das richtige Werkzeug erwischen und möglichst alles eins zu eins umsetzen. Voll kompliziert. Der Seitenschneider ist laut Azzize «voll schwach», und die kleinen Schräubchen an den Schaltern sind «voll asozial», weil sie sich so schlecht drehen lassen. Alle kämpfen mit der Tücke des Objekts, und ich beglückwünsche mich im Stillen dazu, dass ich heute nicht wie gestern mitarbeite, sondern «beobachte». (Frau Stein fehlt übrigens, sie hat bestimmt die Nase voll von uns.) Einige ackern sich ganz nett durch ihre Aufgabe, andere sitzen teilnahmslos auf ihren Plätzen und warten darauf, dass die Lichtquelle von alleine aufleuchtet. Zum Beispiel Aynur und Gamze.
    Der Meister naht. Er zeigt den beiden Damen nochmals, was sie machen müssen, und bastelt den Stromkreis bei der Gelegenheit rasch zusammen. Aynur guckt mich triumphierend an und setzt sich gemütlich zu Ali, der mit den kleinen Lüsterklemmen kämpft. Sie will ihm «helfen». Ich könnte platzen.
    «Sehr sozial. Die macht ihren Weg», meint der Meister anerkennend. «Die ist selbständig!» Er zeigt auf Aynur.
    «Ja, die kann gut reden», sage ich verdrossen, «aber sonst ist da nicht viel dahinter!» Und denke: Oller Schmecklecker – wie man so einen im Rheinland nennt.
    «Aber die Jungs da, die haben, glaube ich, Probleme», stellt er nun fest. Er meint Emre und Ömür,

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