Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
besuchen wollte. Nach zwei Wochen hatte Mr. Yenkow mehrmals vergeblich versucht, seine Frau zu Hause anzurufen. Da sie sich nicht meldete, nahm er an, sie würde in ihrem Job als Empfangsdame im Holiday Inn Überstunden machen. Wie sich später herausstellte, war Mrs. Yenkow vermutlich schon am Tag nach seiner Abreise im Wohnzimmer ihres Hauses an einem Schlaganfall gestorben.
Mr. Yenkow hatte das Pech, dass er ihre Leiche entdeckte, und fortan würde er mit dem Bild vom aufgedunsenen, mit Krusten übersäten Körper seiner Frau vor Augen leben müssen. Immerhin blieb es ihm nun erspart, die Verwesungsspuren
auf dem Wohnzimmerfußboden zu beseitigen.
Bevor Sadie die gut sechzig Kilometer nach Tacoma fuhr, musste sie erst nach Hause und den Firmenwagen holen. Das war kein allzu großer Aufwand – sie wollte nur sichergehen, dass das benötigte Arbeitsmaterial im Lieferwagen war, und dann losfahren. Aber als sie zu Hause ankam, stand ein Polizeiauto in ihrer Einfahrt, und sie beschlich ein ungutes Gefühl.
An der Haustür stand ein Polizist und lehnte sich gegen die Klingel. Sadie parkte neben dem Polizeiwagen.
»Kann ich Ihnen helfen?«, rief sie dem Beamten auf dem Weg zur Tür zu. »Ich wohne hier.«
Der Polizist drehte sich um. »Sadie Novak?«
»Ja?«
»Ich bin Officer Mason. Ich müsste etwas mit Ihnen besprechen. Können wir hineingehen?«
»Sicher.« Mit einem flauen Gefühl im Magen und mit zittrigen Fingern steckte Sadie den Schlüssel ins Türschloss. »Worum geht es? Ist was mit meiner Familie?«
»Nein, nichts dergleichen.«
Sie gingen ins Haus, und Sadie wartete gespannt, während der Beamte ein Notizbuch aus der Tasche zog und es aufschlug.
»Miss Novak, soweit ich weiß, haben Sie für eine Mrs. Sylvia Toth gearbeitet. Ist das richtig?«
»Ja. Oh mein Gott, ist Mrs. Toth etwas zugestoßen?«
»Dabei handelte es sich um Reinigungsarbeiten im Haus ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter, richtig?«
»Ja.« Sadie hatte einen Kloß im Hals. »Eigentlich bin ich
mit meiner Arbeit fertig. Würden Sie mir bitte sagen, was los ist?«
Bevor ich vor Wut platze!
»Mrs. Toth behauptet, sie sei im Haus ihres Sohnes gewesen, um seine Sachen durchzusehen, und dabei habe sie festgestellt, dass ein kostbares Familienerbstück verschwunden sei.«
Sadie fühlte sich elend.
»Ein Familienerbstück?«, plapperte sie nach. »Eine Smaragdhalskette vielleicht?«
»Nein, eine Brosche aus Platin und Diamanten. Offenbar wurde das besagte Schmuckstück in einem Aktenschrank im Arbeitszimmer des Hauses aufbewahrt. Laut Aussage von Mrs. Toth war die Brosche immer dort, und jetzt ist sie verschwunden. Zudem behauptet sie, Sie hätten aus ebendiesem Aktenschrank Versicherungsunterlagen genommen, um den Antrag auf Kostenerstattung einreichen zu können.«
»Moment mal«, sagte Sadie und hob die Hand. »Wollen Sie damit sagen, Mrs. Toth beschuldigt mich, eine Diamantbrosche gestohlen zu haben?«
»Sind Sie damit einverstanden, dass ich Ihre Wohnung durchsuche, oder soll ich mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkommen?«
Sadie klappte die Kinnlade herunter. Nachdem sie die Sprache wiedergefunden hatte, erwiderte sie: »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
Mit verschränkten Armen schritt sie im Wohnzimmer auf und ab.
»Die Frau hat Nerven!«, murmelte sie.
Zwanzig Minuten lang lief sie im Wohnzimmer herum und
dachte sich Schimpfworte aus, die sie Sylvia Toth an den Kopf werfen wollte. Sobald das hier vorbei war, würde sie die alte Frau anrufen und ihrer Wut Luft machen.
Als sie sich in der Küche ein Glas Wasser holen wollte, kam Officer Mason herein. Er hielt den langen schwarzen Trenchcoat hoch, den sie am Abend zuvor bei ihrer Verabredung mit Kent getragen hatte.
»Ist das Ihr Mantel, Ma’am?«
»Ja.«
Weil er ganz sicher nicht zu Ihrem Outfit passt, dachte sie höhnisch.
»Da scheint was im Taschenfutter zu sein«, meinte der Beamte.
Er kehrte die Innenseite des Mantels nach außen und kramte in der Tasche herum, bis es ihm gelang, den Gegenstand herauszuholen.
»Können Sie mir erklären, was das in Ihrer Manteltasche zu suchen hat?«
Er hielt eine prächtige, etwa zwölf Zentimeter große, diamantenbesetzte Brosche hoch.
~ 9 ~
G ute Neuigkeiten, Miss Novak«, verkündete Officer Mason hinter seinem unaufgeräumten Schreibtisch auf der Polizeiwache. »Mrs. Toth will keine Anzeige erstatten, weil sie die Brosche wiederbekommen hat. Sie können gehen. Sie können von Glück reden.«
Officer
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