Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Mason sollte von Glück reden, dachte Sadie, dass sie ihm nicht in die Eier trat. Und auch Mrs. Toth sollte sich glücklich schätzen, dass Sadie nicht den Motor ihres Wagens hochdrehte und sie auf einem Parkplatz niedermähte.
»Was ist mit meiner Aussage?«, fragte Sadie mit zusammengebissenen Zähnen und erhob sich. »Ich hab Ihnen doch erzählt, dass Kent Lasko offenbar derjenige war, der die Brosche gestohlen hat, und dass er auch einen Smaragdanhänger mitgenommen hat. Er hat gestern Abend eine gut inszenierte Show abgezogen und dafür gesorgt, dass sich sein Pullover im Reißverschluss meiner Manteltasche verhakt. Bei dieser Gelegenheit hat er irgendwie die Brosche in meine Manteltasche gleiten lassen, um mir was anzuhängen. Was gedenken Sie in dieser Sache zu unternehmen?«
»Mrs. Toth weiß nichts von einer fehlenden Kette, und Mr. Lasko haben wir noch nicht erreicht«, gestand Officer Mason. »Ich werde es später noch mal versuchen.«
Aber sein müder, desinteressierter Blick verriet, dass er sich deswegen keine weiteren Gedanken machte.
»Sie sollten einfach dankbar sein, dass die Frau keine Anzeige erstattet hat. Das wäre sicher nicht gut für Ihr Geschäft.«
Sadie kochte vor Wut. Sie bezweifelte, dass der Polizist überhaupt versucht hatte, Kent zu erreichen, aber sie würde ihn erwischen, darauf konnte er seinen Arsch verwetten. Es gab unendlich viele Möglichkeiten, es Kent heimzuzahlen. Zumindest zog sie ernsthaft in Betracht, bei ihrem nächsten Job sämtliche Maden und Exkremente einzusammeln und in seinen Wagen zu kippen.
In einer Hinsicht hatte Officer Mason ins Schwarze getroffen. Sadie war klar, dass ein Skandal wie dieser Scene-2-Clean ruinieren konnte, deshalb war sie dankbar, dass Sylvia Toth von einer Anzeige abgesehen hatte. Wer würde denn, verdammt noch mal, ihre Dienste in Anspruch nehmen, wenn er Angst haben musste, bestohlen zu werden? Wenn sie die Sache nicht klarstellte, konnte sie sich künftig Aufträge, die sie auf Empfehlung der Polizei oder der Gerichtsmediziner bekam, abschminken.
Sie nahm ein Taxi nach Hause. Schwere dunkle Wolken hingen tief über der Stadt und spiegelten Sadies Stimmung perfekt wider. Sie hatte das Gefühl, als liefe sie mit dem Kopf gegen eine Wand. Zu Hause angekommen, nahm sie Hairy auf den Schoß und streichelte ihn.
»Man hat ein falsches Spiel mit mir getrieben«, erzählte sie dem Kaninchen.
Aber Hairy kümmerte sich nicht um ihre Misere. Das schwarz-weiße Kaninchen wand sich aus ihren Armen und
hoppelte davon. Sadie versuchte, das Ganze zu vergessen, doch sie war immer noch wütend. Sie griff nach dem schnurlosen Telefon auf dem Beistelltisch.
»Dieser Mistkerl Kent Lasko schuldet mir eine Erklärung«, sagte sie laut.
Energisch tippte sie auf dem Telefon seine Nummer ein, bekam ihn aber nicht zu fassen. Nicht einmal der Anrufbeantworter war eingeschaltet.
Sadie überlegte, Zack anzurufen, hatte jedoch keine Lust auf eine Standpauke. Nein, sie musste selbst mit dem Problem fertig werden. Kurzentschlossen stand sie auf und schnappte sich Jacke und Schlüssel. Sie wollte ihren Wagen nehmen, aber in der Garage fiel ihr auf, dass der Scene-2-Clean-Transporter irgendwie seltsam aussah. Sie neigte den Kopf und sah genauer hin.
»Oh Gott«, stöhnte sie und ging um das Fahrzeug herum.
Alle vier Reifen waren platt. Nicht einfach nur platt, sondern aufgeschlitzt, mit tiefen Einschnitten an der Seite. Sadie richtete sich auf und sah sich um. Die Tür, die hinten aus der Garage in den Garten führte, stand halb offen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie diese Tür zum letzten Mal benutzt hatte. Vielleicht war sie gar nicht verschlossen gewesen. Dumm.
Als sie langsam zwischen dem Transporter und ihrem Wagen hindurchschlüpfte, bemerkte sie, dass jemand auf dem schmutzigen Lack des Lieferwagens eine Nachricht hinterlassen hatte.
Halte Dich von der Taylor Avenue fern.
Das Toth-Haus.
Ihre Hände zitterten vor Angst und Wut, als sie sich zwischen
dem Lieferwagen und dem Honda hindurchzwängte. Sie öffnete das Garagentor, fuhr rückwärts aus der Einfahrt auf die Straße und raste davon. Wenig später parkte sie in Kents Einfahrt und starrte auf das Haus.
Obwohl es früh am Abend war, brannte hinter den dicht zugezogenen Vorhängen kein Licht. Trotzdem wollte Sadie ganz sichergehen.
Sie stieg aus dem Wagen, stapfte zur Haustür und klingelte. Die Türglocke ertönte. Vielleicht war er nicht da, weil er Kunden Häuser zeigen musste oder
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