Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
»Und?«
»Diesmal erschien nicht der Vater, sondern einer Ihrer Geister. Ich bin ziemlich sicher, dass es einer der Beteiligten an diesem Mitnahmeselbstmord war. An dieses Verbrechen haben Sie doch gedacht, als Sie bei mir waren.«
»Trudy?«, fragte Sadie und richtete sich ein wenig auf.
»Es war keine Frau«, sagte Maeva und zog wieder an ihrer Zigarette. »Es war ein Mann. Er nannte sich Grant.«
»Was?« Sadie stieß einen kurzen Schrei aus.
Sie sprang von ihrem Stuhl auf und ließ dabei fast das Telefon
fallen. Bei dem Versuch, es festzuhalten, stieß sie den verbliebenen Stapel Papiere vom Schreibtisch, die jetzt verstreut auf dem Boden lagen. Sie schüttelte energisch den Kopf.
»Okay, das klingt zu simpel«, meinte sie skeptisch. »Vielleicht haben Sie Nachforschungen angestellt und etwas über meinen toten Bruder herausgefunden. Und dann haben Sie von dem Mitnahmeselbstmord erfahren und sich darüber schlau gemacht. Alles nur, um damit Geld zu scheffeln.«
»Das ist doch Quatsch«, fauchte Maeva wütend. »Warum erwarten Sie von mir, dass ich an Sie und Ihre Fähigkeiten glaube, während Sie der Ansicht sind, sich nicht revanchieren zu müssen? Glauben Sie wirklich, dass Sie die Einzige auf der Welt sind, die mit übernatürlichen Fähigkeiten gestraft ist?«
Nun ja, bis zu diesem Zeitpunkt habe ich ein glückliches Leben geführt und meine Augen vor der Wahrheit verschlossen, vielen Dank.
Sadie überdachte ihre Lage und lenkte schließlich ein.
»Gut. Angenommen, Sie sagen die Wahrheit. Was zum Teufel soll ich wegen Grants Besuch bei Ihnen tun? Er hat nie versucht, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich habe keine Kontrolle über die Geister oder darüber, mit wem sie Kontakt aufnehmen.« Und weil in ihren letzten Worten so etwas wie Neid mitschwang, fügte sie hinzu: »Und eigentlich interessiert es mich auch nicht, mit wem Grant Verbindung aufnimmt.«
»Ich habe folgende Theorie: Er hat sich umgebracht, und ich denke, Selbstmörder gehen direkt hinüber ins Jenseits. Mit Ihnen sprechen die Geister anscheinend, bevor sie hinübergehen. Aber ich wette, Sie haben nicht oft mit redseligen
Selbstmördern zu tun, oder? Nicht einmal mit Ihrem eigenen Bruder.«
Sadie schwieg.
»Wir könnten zusammenarbeiten«, schlug Maeva vor. »Mein Plan könnte funktionieren, wir müssten allerdings als Team arbeiten.«
»Ja, die Verrückte und die noch Verrücktere.«
»Machen Sie mit oder nicht?«
Sadie biss sich auf die Lippe.
»Ich mache mit, unter einer Bedingung. Nachdem alles gesagt und getan ist, müssen Sie versuchen, mit Brian Kontakt aufzunehmen.«
~ 11 ~
S adies Leben hatte so viel mit dem Tod und seinen Folgen zu tun, dass ihr so schnell nicht bange wurde. Doch als sie jetzt mitten in der Nacht im Dunkeln zum Hintereingang des Toth’schen Hauses schlich, wurde ihr plötzlich ganz anders.
»Beeilen Sie sich«, zischte Madame Maeva.
»Ich beeile mich ja«, flüsterte Sadie.
Sie hatten ein, zwei Straßen weiter geparkt, weil Sadie nicht wollte, dass die Nachbarn ihren Wagen vor dem Haus stehen sahen. Sie liefen im Schatten der hohen Zedern quer durch den Garten. Es goss in Strömen, und Sadies Füße versanken in dem nassen mit Moos durchsetzten Gras.
»Igitt!«, schrie Maeva plötzlich.
»Was ist?« Sadie blieb wie angewurzelt stehen und sah sich verstohlen um.
»Ich glaube, ich bin auf eine Schnecke getreten.«
Sadie brummte so etwas wie, man sollte Maeva eine Schnecke zu essen geben, und lief dann schnell weiter zur Hintertür. Sie tastete im Dunkeln nach dem Türschloss, und als sie die Tür endlich aufgeschlossen hatte, führte sie Madame Maeva ins Haus, machte die Tür rasch hinter ihnen zu und schloss ab. Maeva langte nach dem Lichtschalter.
»Nein«, zischte Sadie. »Ich hab doch gesagt, kein Licht. Sylvia Toth hält mich für eine Diebin. Wahrscheinlich hat
sie die Nachbarn gebeten, die Polizei zu rufen, wenn ich mich in der Nähe des Hauses blicken lasse.«
»Und trotzdem haben Sie noch ihren Schlüssel«, meinte Maeva.
»Die Polizisten haben mir meinen Schlüssel auf dem Revier abgenommen. Das ist ein Zweitschlüssel. Ich lasse immer einen Zweitschlüssel anfertigen, weil Zack und ich manchmal getrennt arbeiten. Das macht alles einfacher.«
»Aha«, sagte Maeva. »Geben Sie es zu – Sie wären auch ohne mich hergekommen.«
»Auf keinen Fall. Ich habe die Nase so voll von diesem Haus«, flüsterte Sadie.
»Sie können ruhig lauter sprechen, es sei denn, Mrs. Toth hat im Haus
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