Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
quer durchs Zimmer und krachte gegen ein Bücherregal.
»Oh Mann«, wimmerte Sadie und sprang zur Seite. »Grant, sind Sie das?«, fragte sie mit quieksender Stimme. »Wissen Sie, ich kenne mich damit noch nicht so aus. Okay, ich kann zwar mit Toten sprechen, aber nicht mit den echten Toten... ähm, egal. Das ist schwer zu erklären.« Sadie holte tief Luft, atmete langsam aus und versuchte, sich zusammenzureißen.
»Ich werde Sie einfach so behandeln, als könnte ich Sie sehen«, sagte sie mehr zu sich selbst als in den kalten Raum hinein. »Ich schätze, Sie möchten über unerledigte Dinge sprechen, aber ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob ich Ihnen helfen kann. Vielleicht sollte ich Maeva holen. Sie kennt sich damit bestimmt besser aus.«
Sadie drehte sich um und wollte denselben Weg zurückgehen, auf dem sie gekommen war, doch die schwere eichene Küchentür schlug mit solcher Wucht zu, dass das ganze Zimmer bebte.
Ein leises Wimmern drang aus Sadies Kehle.
»Sie machen mich wahnsinnig«, sagte sie, wohl wissend, dass das die Untertreibung des Jahres war.
»Okay, dann wollen Sie also nicht, dass ich Maeva hole. Das ist cool. Sie wissen, dass ich Trudy geholfen habe, stimmt’s? Als ich sie das letzte Mal sah, hatte sie ihren Frieden gefunden.«
Die Kerze erhob sich vom Boden, schwebte wieder eine Weile in der Luft und bewegte sich dann, wie von unsichtbarer Hand getragen, hinüber zur Wand. Wie mit schwarzer Kreide gemalt, erschien ein großes Herz an der Wand, in das der Name Trudy geschrieben war.
»Sie haben Ihre Frau sehr geliebt, nicht wahr?«, fragte Sadie und schnappte nach Luft, als plötzlich unsichtbare Arme sie umfingen und sie wärmten. »Ich betrachte das als ein Ja.«
Nach der Umarmung umgab sie wieder eisige Kälte.
»Soviel ich gehört habe, war Trudy eine überaus sympathische Frau.« Abgesehen davon, dass sie Sie mit Ihrem besten Freund betrogen hat.
Sadie räusperte sich.
»Lassen Sie uns nun auf den Punkt kommen«, sagte sie und beschloss, den Schritt zu wagen. »Ich muss es genau wissen. Haben Sie sie umgebracht? Haben Sie Trudy getötet?«
Ein einzelnes Buch stieg von dem Regal an der gegenüberliegenden Wand auf, schwebte wie an einem unsichtbaren Faden kurz in der Luft und wurde dann plötzlich heftig in Sadies Richtung geschleudert. Es verfehlte nur knapp ihren Kopf und prallte gegen die Wand hinter ihr.
Sadie schrie auf.
»Schätze, das ist ein klares Nein.« Sie schluckte trocken.
Mit donnerndem Lärm flogen die Bücher aus dem Regal. Sie begannen sich mitten im Raum wie in einem gewaltigen Wirbel zu drehen und entfachten einen eisigen Sturm. Die Vorhänge am Panoramafenster hoben sich, wirbelten herum und schlugen gegen die Glasscheibe.
Sadie duckte sich gerade noch rechtzeitig, bevor die Bücher gegen die Wände donnerten. Ein Buch prallte an ihrem Schienbein ab, aber sie hatte noch Glück. Einige der gebundenen Bücher trafen die Wand mit solcher Wucht, dass sie im Putz stecken blieben.
Mit Füßen so schwer wie Blei schleppte sie sich rückwärts aus dem Zimmer. Der Granitcouchtisch, der gut zweihundert Pfund wog, erhob sich vom Boden und schwebte wie eine Feder in der Luft, ehe er wieder und wieder auf den Boden krachte, bis Sadie Angst hatte, er könnte aufgrund seines Gewichts den Parkettboden durchbrechen und in den darunterliegenden Keller krachen.
Als Sadies Füße endlich wieder Bodenhaftung hatten, machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ fluchtartig das Haus. Sie schloss nicht ab und hörte nicht auf zu rennen, bis sie wieder in die Straße einbog, wo Maeva auf sie wartete.
»Was ist passiert?«, fragte Maeva. »Sind Sie okay?«
Sadie hob den Finger und bat um eine Verschnaufpause.
Maeva trat einen Schritt näher und nahm etwas aus Sadies Haar. Ihre Augen weiteten sich.
»Mein Gott, Sie sind ja voller Eis!«
~ 12 ~
S adie war gar nicht überrascht, als Officer Mason am nächsten Morgen an ihre Tür klopfte.
»Mrs. Toth hat uns gemeldet, dass offenbar jemand das Haus ihres Sohnes verwüstet hat.«
»Sie machen wohl Witze?« Sadie schnappte nach Luft. Da sie nicht sicher war, ob der Polizist ihr den erstaunten Blick abnahm, fügte sie hinzu: »Warum in aller Welt sollte jemand das tun?«
»Aus allen möglichen Gründen«, meinte der Polizeibeamte und kniff die Augen zusammen. »Ich komme grade von dort. Das Haus wurde tatsächlich verwüstet. Na ja, nicht das ganze Haus, nur das Wohnzimmer. Sachen wurden herumgeworfen und kaputt gemacht.
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