Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
aus der Nachbarschaft, der Leiter des Nachbarschaftswachdienstes, sie von seinem Wohnzimmerfenster aus beobachtete. Da Sadie fürchtete, er könne seine Drohung wahrmachen und die Polizei rufen, ließ sie den Motor ihres Wagens an. Gerade als sie davonfahren wollte, bog ein Sunbird älteren Baujahrs in die Einfahrt der Laskos ein, und Christian Lasko stieg aus.
Blitzschnell riss Sadie das Lenkrad herum und parkte direkt
hinter dem Sunbird. Sie sprang aus dem Wagen und lief zu Christian, um ihn zu begrüßen. Als er sie auf sich zukommen sah, ließ er überrascht die Schlüssel fallen.
»Ich dachte, Sie wären verreist«, sagte Sadie und trat rasch hinter ihn.
»Verreist? Warum das denn?« Er lächelte sie verkrampft über die Schulter hinweg an, während er die Schlüssel aufhob und einen davon ins Schloss steckte.
Sadie lachte lauthals, und Christian machte ein überaus besorgtes Gesicht.
»Kent ist nicht da«, erklärte er.
Er ging ins Haus und wollte die Tür hinter sich schließen, aber Sadie hob die Hand, um ihn davon abzuhalten.
»Ich werde ihm sagen, dass Sie da waren. Er meldet sich bestimmt bei Ihnen, wenn er zurück ist«, sagte Christian.
»Wenn er aus seinem Versteck gekrochen kommt?«
»Nein, wenn er aus Tahoe zurück ist.« Er sah sie seltsam an. »Sein Kumpel hat dort ein Haus. Er hat gestern Abend angerufen und Kent eingeladen, und Kent hat gleich den ersten Flug gebucht. Skifahren ist seine große Leidenschaft. Ich habe ihn zum Flughafen gefahren, als ich von der Nachtschicht kam.«
»Wissen Sie, was ich glaube?«, fragte Sadie und scherte sich einen Dreck darum, ob er ihre Meinung hören wollte oder nicht. »Ich glaube, Kent ist vor mir und der Polizei geflohen. Er hat die Stadt verlassen, weil er wusste, dass ich ihn jagen und umbringen würde für das, was er getan hat.«
Christians Augen weiteten sich vor Zorn. »Verschwinden Sie!«
Er wollte die Tür zuschlagen, aber Sadie hielt sie fest.
»Ich will den Smaragdanhänger, den Kent aus Trudys Haus gestohlen hat«, sagte sie. »Ich werde ihn Mrs. Toth zurückgeben. Er hatte kein Recht, ihn mitzunehmen, und ich will nicht riskieren, dass er ihn mir vielleicht unterjubelt. Dann glaubt die Polizei womöglich, ich hätte ihn geklaut. Geben Sie ihn mir!«
»Sie sind ja verrückt«, sagte Christian. Er riss die Tür weit auf, schob Sadie mit der Hand einen Schritt zurück und schlug dann die Tür mit einem lauten Knall zu. Sadie hörte, wie drinnen der Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde und Christian rief: »Verschwinden Sie, oder ich rufe die Bullen!«
Das war bei Weitem nicht so gut gelaufen wie geplant. Als Sadie zu ihrem Wagen zurückging, bemerkte sie, dass der Nachbar ihr zwischen den Gardinen einen mürrischen Blick zuwarf. Sadie hätte ihm am liebsten den Stinkefinger gezeigt. Stattdessen kaufte sie noch mehr Junk Food ein und fuhr anschließend gleich nach Hause.
In der Nacht schlief sie schlecht – und das lag nicht nur daran, dass sie zu viel Chips gegessen hatte. Seit Brian sich erschossen hatte, träumte sie immer wieder, dass sie zu seinem Haus lief, um ihn vom Selbstmord abzuhalten, aber jedes Mal kam sie zu spät. Danach wachte sie schweißgebadet und völlig erschöpft auf wie nach einem Marathonlauf. Seit Monaten hatte sie diesen Traum nicht mehr gehabt, doch Madame Maevas Bemerkung und die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage hatten die Erinnerung wieder wachgerufen.
Als der Morgen dämmerte, lag ein grauer Nebelschleier über Seattle, und das trübe Wetter passte perfekt zu Sadies
Stimmung. Sie schleppte sich mit einem Becher heißem Kaffee zu ihrem Lieferwagen und fuhr auf der Schnellstraße in Richtung Tacoma zum Haus der Yenkows. Zack war schon dort und versuchte, mit einem Luftreiniger den Gestank aus dem Haus zu bekommen.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du heute Morgen schon so voller Tatendrang steckst, hätten wir zusammen herfahren können«, meinte Sadie.
»Ich hab versucht dich anzurufen, aber ich hab nur deine Mailbox erwischt«, erklärte er. »Ich dachte, du wärst schon hier.«
»Verdammt. Das liegt an meinem neuen Handy. Anscheinend hab ich es aus Versehen ausgeschaltet und es nicht bemerkt.« Sie sah sich im Wohnzimmer um. »Wenn du mit dem Ionisator fertig bist, kannst du dir für den Rest des Tages freinehmen. Es gibt nicht mehr viel zu tun, das schaffe ich schon allein.«
»Damit willst du mir wohl zu verstehen geben, dass du mich nicht mehr hier haben willst«, erwiderte Zack. Als
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