Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
geschah.
»Ich spüre nichts«, gestand Maeva. Sie stand auf, streckte sich und wischte den Staub von ihrer Hose.
»Wir haben es wenigstens versucht«, meinte Sadie, die froh war, aufstehen zu können, da ihr auf dem Parkettboden fast das Hinterteil eingeschlafen wäre.
»Ich hab wirklich geglaubt, wenn wir hier sind, wo Grant gestorben ist, dann hätte er den Mut zu erscheinen. Wenn es noch Fragen zu klären gab, dann wäre hier der geeignete Ort.« Kopfschüttelnd fuhr sie fort: »Ich sage es nur ungern, aber vielleicht hatten Sie ja recht. Vielleicht war es gar nicht Grant Toth, der gestern Abend bei meiner Séance aufgetaucht ist. Ich war sicher, dass er es war, kann mich allerdings auch irren.«
»Sie sagten, Sie hätten bei seinem Erscheinen eine Verbindung zu Trudy gespürt.«
Maeva zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war das eine übrig gebliebene Schwingung von Ihrem Besuch bei mir. Obwohl der Geist sich Grant nannte... aber wer weiß?« Sie machte eine ausladende Geste.
»Haben Sie eine Schwingung von ihm wahrgenommen... ein Gefühl, dass er sich umgebracht hat?«
»Ja, aber leider hat es vermutlich mehr als einen Mann namens Grant gegeben, der sich eine Kugel durch den Kopf gejagt hat. Vermutlich sogar mehr als einen im Großraum Seattle. Zu viele Seelen wechseln das Schiff, bevor es anlegt.«
»Die Schwielen an meinen Händen sind der Beweis dafür«, murmelte Sadie.
Sadie wurde allmählich warm mit Maeva. Es hatte etwas für sich, sich mit jemandem über die Toten unterhalten zu können, der sozusagen Bescheid wusste. Sadie war fast ein bisschen neidisch. Maeva besaß dieselbe Fähigkeit wie sie, doch sie stellte sie öffentlich zur Schau, anstatt sich in Schweigen oder, wie in Sadies Fall, in einen Schutzanzug zu hüllen.
Sie verließen das Haus durch die Hintertür, auf demselben Weg, wie sie hereingekommen waren, und liefen im strömenden Regen den schmalen Weg hinter dem Haus entlang. Sie bogen in die nächste Straße ein und blieben bei Maevas Mazda stehen, der hinter Sadies Auto parkte.
Maeva drückte den Kontakt an ihrem Schlüsselanhänger, um die Wagentür zu öffnen, und hielt abrupt inne.
»Oh nein«, sagte sie und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Was ist?«, fragte Sadie, aber im selben Moment dämmerte es ihr. »Die Kerze! Sie haben sie auf dem Couchtisch stehen lassen, stimmt’s?«
»Tut mir leid. Es ist mein Fehler. Geben Sie mir die Schlüssel, und ich gehe noch mal zurück.« Maeva streckte die Hand aus.
»Nein, ich sollte gehen. Ich kenne mich in dem Haus besser aus.«
»Ich komme mit.«
»Es hat keinen Sinn, dass wir beide gehen.«
»Müssen wir die Kerze wirklich holen? Ich kaufe immer gleich einen Riesenpack davon.«
»Wenn Mrs. Toth sie entdeckt, sitze ich in der Klemme«, erklärte Sadie, drehte sich um und rannte in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Sadie bog wieder in den dunklen Weg ein. Der Wind blies ihr die Kapuze vom Kopf, und ihre Haare wurden sofort nass vom Regen. Sie fing an zu rennen. Es war mittlerweile fast ein Uhr morgens, und sie musste gegen die Müdigkeit ankämpfen. Sie wollte nur noch die verdammte Kerze holen und dann gleich nach Hause und ins Bett.
Gerade als sie wieder über den durchweichten Rasen lief, hörte es allmählich auf zu regnen. Sadie öffnete die Hintertür und trat sich die Schuhe auf der Fußmatte ab, bevor sie durch die Küche ins Wohnzimmer eilte.
Sie atmete schwer und mühsam.
Mann, ich bin überhaupt nicht in Form. Ich kann nicht mal zwei Straßen weit rennen, ohne zu schwitzen wie bei einem Marathonlauf.
Aber dieser Gedanke war nicht der Grund, weshalb sie abrupt stehen blieb. In dem Zimmer war es eiskalt, und jedes Mal beim Ausatmen stieß sie eine weiße Wolke aus.
Das Regenwasser, das von Sadies nassen Kleidern tropfte,
bildete eine Pfütze, die augenblicklich zu ihren Füßen gefror. Sie schauderte, als ein Regentropfen auf ihrer Stirn kristallisierte und zu Eis wurde.
»Heiliger Bimbam.«
Am liebsten wäre sie davongelaufen, doch sie schluckte die Angst hinunter und zwang sich, weiter zu dem Granitcouchtisch zu gehen, auf dem die Kerze stand und auf sie wartete. Sadies Atem hing wie gefrorener Nebel in der Luft. Die Angst schnürte ihr fast die Kehle zu, und ihr Herz pochte wie wild.
Beim Couchtisch angelangt, streckte sie ihre zitternde Hand nach der Kerze aus. Doch noch bevor ihre Finger sie berührten, hüpfte sie vom Tisch, schwebte einen Moment in der Luft, flog dann
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