Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Wanzen anbringen lassen.« Maeva kicherte, doch auch ihre Stimme war fast so leise wie ein Flüstern.
»Mir ist nicht wohl dabei, hier herumzuschleichen«, gestand Sadie mit etwas lauterer Stimme.
»Wir werden schnell machen. Zeigen Sie mir, wo Grant gestorben ist.«
Sadie führte Madame Maeva ins Wohnzimmer. Zum Glück waren die schweren Vorhänge zugezogen. Niemand würde von draußen die beiden Frauen sehen können.
Sadie beobachtete, wie Maeva eine Schachtel Streichhölzer und eine dicke schwarze Stumpenkerze aus ihrer überdimensionalen Tasche holte. Sie zündete die Kerze an und stellte sie mitten auf den großen Granit-Couchtisch.
»Ich werde versuchen, ihn hierherzuzitieren. Die meisten Geister sind an ihrem Ausgangspunkt aufnahmebereiter«, erklärte Madame Maeva. »Ihre Anwesenheit müsste ebenfalls hilfreich sein.«
»Ich begreife nicht, wieso«, sagte Sadie. »Wie ich Ihnen bereits sagte, ist Grant mir nie erschienen. Ich habe nur Trudy gesehen.«
»Und ich habe Ihnen den Grund dafür genannt: Wenn die Geister erst mal ins Jenseits hinübergegangen sind, haben Sie keinen Kontakt mehr zu ihnen. Aber Sie müssen auch nicht mit Grant kommunizieren. Das ist mein Job. Der Ort, an dem ein Mensch gestorben ist, ist mit seiner Energie aufgeladen. Sie sehen die Leute vor sich, bevor sie zu neuen Ufern aufbrechen. Ich dagegen kann nur danach mit ihnen in Kontakt treten. Gemeinsam decken wir alle Bereiche ab.« Sie lächelte.
»Genau. Musik ab für Twilight Zone. «
»Vielleicht hat Grant den Schritt ins Jenseits gemacht, ohne dazu wirklich bereit zu sein. Das passiert manchmal, und deshalb wenden sich die Geister gerne an mich.«
»Ich kriege von dieser Unterhaltung Kopfschmerzen.«
Sadie war bisher ganz gut durchs Leben gekommen, auch ohne eine Ahnung von solch übersinnlichen Dingen zu haben, und sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt mehr darüber wissen wollte.
Die Kerze flackerte, und ihr Schein warf lange Schatten an die Wände, was dem alten Haus eine unheimliche Atmosphäre verlieh.
»Konnten Sie schon immer Kontakt zu Toten aufnehmen?«, fragte Sadie und brach das Schweigen.
»Ja. Ich dachte, alle andern könnten das auch. Mit fünf Jahren schleppten mich meine Eltern zum Psychiater, weil ich behauptete, Geister seien echt. Der Arzt versuchte mich zu kurieren.«
»Was ist passiert?«
»Ich hatte es satt, zu den Sitzungen zu gehen, deshalb habe ich sie alle angelogen. Schließlich waren sie davon überzeugt, dass ich nur seltsame Träume hatte. Dann fand ich heraus, dass ein entfernter Verwandter auch seltsame Träume hatte.« Sie lachte.
»Ich hab mir immer gewünscht, alles wäre nur Einbildung«, meinte Sadie. »Als ich mit meiner Firma anfing, dachte ich erst, es sei nur so eine Art Übergangslösung. Eine Art Heilmittel nach Brians Tod. Ich wollte es ein paar Monate machen und dann wieder an der Grundschule unterrichten. Aber als mir die Toten erschienen und ich mich daran gewöhnte, wollte ich weitermachen. Abgesehen davon verdiene ich jetzt doppelt so viel wie als Lehrerin.«
Madame Maeva nickte. »Ich wiederum kann die Verstorbenen nicht direkt vor mir sehen. Aber ich kann Kontakt zu ihnen aufnehmen. Einmal hat mich eine Familie gebeten, mit ihrem Großvater Verbindung aufzunehmen. Ich hatte allerdings kein Glück. Stattdessen hatte mir ihre Ururgroßmutter eine Menge zu sagen. Hauptsächlich fühle ich mich verpflichtet, ihr Bote zu sein.«
In einem kurzen Moment des Schweigens wurde ihnen bewusst, dass sie auf derselben Seite standen. Ein beklemmendes Gefühl trieb Sadie zur Eile an.
»Okay, was sollen wir jetzt tun? Sie haben eine Kerze angezündet... sie riecht übrigens gut«, sagte Sadie.
»Das ist Vanille.«
»Hat das irgendeine Bedeutung?«
»Der Duft erinnert mich ans Backen zu Hause, ohne die Kalorien.«
»Was können wir noch tun?«
»Warten.«
»Das ist alles? Wir kampieren hier und hoffen, dass Grant auch Vanilleduft mag?«
»So ungefähr.«
»Woher wissen wir, wenn er auftaucht?«
»Das ist schwer zu sagen. Manche Geister kündigen sich eindeutig an, und andere wiederum flüstern leise, so dass ich mich konzentrieren muss. Falls er eher der ruhige Typ ist, sollte ich versuchen, Kontakt aufzunehmen.«
Maeva hockte sich im Schneidersitz neben dem Couchtisch auf den Boden und summte vor sich hin. Zögernd hockte sich Sadie daneben, jedoch ohne zu summen.
Zwanzig oder dreißig Minuten vergingen, und was immer Maeva auch erwartet hatte, nichts
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