Ghost Dusters 01 - Die Geisterfeger
Sadie protestieren wollte, hob er die Hand. »Ist schon okay. Du hast viel durchgemacht in letzter Zeit. Ich mache dir keinen Vorwurf, dass du lieber allein sein willst. Vielleicht solltest du dir den Rest des Tages auch freinehmen. Du siehst beschissen aus.«
»Danke«, erwiderte sie schnippisch.
Sadie setzte sich auf ein Sofa in der Nähe und fuhr sich nachdenklich mit den Händen durchs Haar.
»Er hat es getan, Zack. Kent hat die beiden umgebracht und es wie einen Mitnahmeselbstmord aussehen lassen. Ich habe mir das Hirn zermartert und verschiedene Szenarien
durchgespielt, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie er es gemacht hat.«
Zack rümpfte die Nase und kniff die Augen zusammen. Er hatte jetzt tiefe Falten um die Augen und sah älter aus als vierzig.
»Sadie, ich sag es noch mal: Sämtliche Beweise deuten darauf hin, dass Grant seine Frau umgebracht hat. Hör auf, weiter nachzuforschen. Dieser Kent will wahrscheinlich nur verhindern, das du seine Affäre ausplauderst.«
Sadie stand auf und begann im Wohnzimmer herumzulaufen. Sie sah sich alles genau an, um sicherzugehen, dass sie nichts vergessen hatte.
»Okay, wenn er Trudy und Grant nicht getötet hat, warum sollte er dann die Diamantbrosche stehlen und sie mir in die Manteltasche stecken?«
»Manche sind eben verrückt«, sagte er, wobei er es Sadie gleichtat und den Fußboden aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete. »Hör auf, nach einer Erklärung zu suchen. Vielleicht hat der Kerl die Brosche als eine Art Andenken an seine Affäre mitgenommen, oder er dachte, er könnte sie versetzen. Verdammt, er könnte auch ein Kleptomane sein, der in Panik geriet, als ihm klar wurde, dass die Brosche eine Menge Geld wert ist.« Zack zuckte mit den Schultern. »Aber das ist nicht dein Problem. Halt dich da raus.«
Tränen schossen ihr in die Augen, und sie wischte sie weg. Zack kam näher und legte die Arme um sie. Für einen Augenblick fühlte sie sich sicher und geborgen. Aber dann löste sie sich abrupt aus seiner Umarmung.
»Danke, dass du mir zugehört hast«, sagte sie rasch, als sie seinen verletzten Blick sah. »Du bist ein echter Freund.«
»Schon gut«, erwiderte er schroff.
Sie vergaßen den kurzen Moment der Zweisamkeit und machten sich wieder daran, den Gestank aus dem Wohnzimmer rauszubekommen. Anschließend brachten sie die Abfallbehälter nach draußen, die bis zu ihrer Entsorgung unter Verschluss gehalten wurden.
Diesmal war die Rückfahrt nach Seattle für Sadie fast eine Erlösung. Auf der Schnellstraße war erstaunlich wenig los – niemand schnitt sie oder hängte sich an ihre Stoßstange. Als sie nach Hause kam, fühlte sie sich relativ entspannt. Sie fuhr den Computer hoch und machte sich über den Papierkram her, der seit Wochen liegen geblieben war.
Sadie rief ein paar Versicherungsunternehmen an und erinnerte sie an noch ausstehende Zahlungen. Anschließend beglich sie noch eigene Rechnungen. Nachdem sich der Stapel von Papieren um die Hälfte reduziert hatte, belohnte sie sich selbst mit ein paar entspannenden Runden FreeCell.
Als das Telefon klingelte, war sie dankbar für die Ablenkung und griff nach dem Hörer.
»Wir müssen reden.«
»Wer ist da?«, fragte Sadie.
»Maeva Morrison.«
Sadie hörte, wie die Frau an einer Zigarette zog und den Rauch ausatmete.
»Ich wüsste nicht, worüber«, erwiderte Sadie ganz ehrlich.
»Schade. Sie haben nämlich letztes Mal etwas bei mir zurückgelassen.«
»Was?«
»Ihre Geister.«
»Okay«, sagte Sadie und musste unwillkürlich lachen. »Maeva, äh, wie soll ich es ausdrücken... haben Sie Crack geraucht?«
»Ich hatte gerade eine Séance. Einmal im Monat halte ich für eine wohlhabende Familie eine spiritistische Sitzung ab. Sie versuchen gemeinsam mit mir, Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater aufzunehmen.«
»Haben Sie denn keinerlei Schuldgefühle, weil Sie aus dem Kummer der Angehörigen Kapital schlagen?«, wollte Sadie wissen.
»Was soll das? Die wollen von ihrem alten Herrn doch nur erfahren, wo er die Wertsachen versteckt hat.«
»Okay, aber ich weiß wirklich nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Normalerweise erscheint der Geist des Vaters und liefert Hinweise oder gibt Rätsel auf. Er ist ein richtiger Spaßvogel und hat es überhaupt nicht eilig, seine faule Familie zu seinem Vermögen zu führen, aber er gibt ihnen gerade genug Hoffnung, um immer wieder zu kommen.«
»Wie schön für Sie und für ihn«, bemerkte Sadie sarkastisch.
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