Ghost Lover
erwachte mit Ella im Arm.
Ihr warmer Körper lag an ihn gekuschelt unter der Bettdecke, die Gliedmaßen mit den seinen verschlungen und den Kopf an seiner Schulter ruhend.
Ihr Atem streichelte seine nackte Haut.
Sacht hob er die Hand und schob eine ihrer Haarlocken beiseite, die ihm den Blick auf ihr süßes Gesicht verbarg.
Er konnte nicht fassen, was ihm da passierte. Seit Jahrhunderten war er ein Nichts, eine undefinierbare Spukgestalt gewesen und nun trat diese Frau in sein Leben und alles war auf einmal anders. Er war wieder menschlich genug, um zu kommunizieren, zu essen und zu lieben.
Es musste an Ella liegen. Sie musste der Grund dafür sein. Es konnte nicht anders sein. Ob es ihm mit ihr zusammen gelingen würde, seinen Fluch zu lösen?
„Guten Morgen.“ Ellas Augen blickten in die seinen und ihm war, als könnte sie bis auf den Grund seiner Seele blicken.
„Meine Rose.“ Er küsste sie zärtlich.
Sie rieb ihren schlafwarmen Körper an ihm und lachte triumphierend, als sie die eisenharte Antwort an ihrem Oberschenkel fühlte.
„Dafür sollte ich dich büßen lassen“, knurrte er an ihrem Ohr und Ella erschauerte lustvoll.
„Oh ja, bitte“, entgegnete sie würdevoll.
Er gab ihr einen Klaps auf den Po. „Es wird heute noch regnen. Wenn ich mich beeile, werde ich noch rechtzeitig mit dem Pavillondach fertig.“ Ella seufzte.
Das Spielen war damit wohl beendet.
Ella schenkte Marcus Kaffee ein und setzte sich ihm gegenüber an den Küchentisch.
Sie musterte ihn nachdenklich. Sein glänzendes, schulterlanges Haar trug er zusammengebunden im Nacken. Er sah auf und lächelte sie aus seinen intensiv blauen Augen an. „An was denkst du gerade?“ Ella erwiderte die Geste. „An was erinnerst du dich noch?“, fragte sie.
„Ich meine die Zeit, als du noch …“
„Als ich noch lebte?“ Marcus sah in seinen Kaffee, schnupperte und trank einen Schluck. Ella war sicher, dass er Zeit schinden wollte.
„Ich kann mich an meine Kindheit und meine Jugendzeit erinnern. An den Krieg, die Schlacht bei Minden, unseren Sieg und dass ich …“, er verstummte. Sein Wangenmuskel zuckte.
Rasch erhob sich Ella und ging zu ihm. „Es tut mir leid, ich wollte nicht neugierig sein.“
Marcus schüttelte den Kopf. „Du hast ein Recht, zu erfahren, wem du hier Obdach gewährst.“ Er nahm ihre Hand. „Die Wahrheit ist, ich kann mich an viele Dinge nicht erinnern. Ich weiß zum Beispiel nicht mehr, warum ich überhaupt in den Krieg zog. Ich meine, mich zu erinnern, dass ich es ursprünglich vorzog, hier auf Wyndham Manor ein friedliches Leben zu führen. Mein Bruder war derjenige, den es zum Militär zog.“ Ella runzelte die Stirn. „Und was war der Grund dafür, dass du zur Armee gingst?“
Marcus zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht, was die Gründe für meine Rückkehr waren.“
„Kannst du dich an deine Familie erinnern?“
Marcus’ Miene erhellte sich. „Ich hatte einen jüngeren Bruder, dem ich nahestand und da war eine Frau, Penelope. Sie hat mir etwas bedeutet.
Früher … als ich noch lebte.“
„Penelope?“ Ella fühlte einen leisen Stich der Eifersucht in sich.
„Vielleicht deine Verlobte?“
Marcus hob hilflos die Achseln. „Es könnte auch eine Verwandte gewesen sein.“
„Und dein Sohn? Kannst du dich an Nicholas erinnern?“ Marcus sprang auf. „Ich will mich nicht erinnern“, sagte er. „Lass gut sein, Ella. Mehr als zweihundert Jahre habe ich ohne das Wissen um die Gründe meiner Existenz verbracht, es ist nicht mehr wichtig.“ Er verließ die Küche und kurze Zeit später hörte Ella ihn an dem Pavillon arbeiten.
Sie griff zu ihrem Laptop und verbrachte den Vormittag mit einigen Recherchen.
Das Internet war eine Fundgrube für alle nur erdenklichen Informationen.
Sie fand das digitalisierte Tagebuch einer Harriet Aldly, die eine Nachbarin der Wyndhams gewesen war. An einer Stelle erwähnte sie einen Kutschenunfall, bei dem ein gewisser Charles Torrington und sein Privatsekretär Henry Marsden zu Tode kamen. Freundlicherweise hatte die gute Mrs. Aldly außerdem aufgeschrieben, dass Marsden bis zum Tod des alten Viscount Wyndham dessen Privatsekretär gewesen war.
Ella holte sich einen Block und notierte die Informationen.
Später würde sie Marcus erzählen, was sie herausgefunden hatte.
Sie schloss das Notebook und trug es nach oben.
Auf ihrer Seite des Bettes fand sie einen Zweig dunklen Flieder vor. Sie lächelte und roch daran. Der süße Duft
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