Ghost Lover
Haus selbst ist ein Witwensitz aus dem siebzehnten Jahrhundert“, sprudelte Ella hinaus.
Doreen gab einen beeindruckten Laut von sich. „Hört sich toll an.“
„Es wird noch besser: Der Garten ist ein Traum. Ich hatte ja vor, alles zu verkaufen, aber jetzt mache ich hier erst mal Urlaub und sehe mich um.
Wer weiß, vielleicht komme ich doch öfter her. Die Umgebung ist ideal zum Erholen.“
Doreen lachte. „Oh Gott, der Rost hat bereits dein Gehirn angegriffen.“
„Von wegen Rost, hier scheint die Sonne.“
„Du lügst mich an“, flachste Doreen. „Dann leidest du eben an einem Sonnenstich.“
Sie lachten.
Kapitel 2
„Ich lasse mich nicht überrumpeln.“ Hopfenblüte
Ein heftiges Klopfen weckte Ella.
Verwirrt lag sie in ihrem Bett und überlegte, was sie geweckt hatte. Das Poltern steigerte sich. Sie kroch unter der warmen Decke hervor und schlüpfte gleichzeitig in Bademantel und Hausschlappen.
Mit einem mulmigen Gefühl ging sie hinunter. Sie sah aus dem kleinen Fenster neben der Eingangstür, entdeckte aber niemanden.
Es war stockdunkel. Sie war allein und der nächste Nachbar zu weit weg, um ihr zu Hilfe zu eilen, sollte es nötig sein.
Die Nacht verbarg vieles, doch Ängste und Einsamkeit wirkten zu dieser Tageszeit umso intensiver. Auch Ella ließ die Dunkelheit nicht unberührt.
„Wer ist da?“, rief sie.
Es blieb stumm.
Ella biss sich auf die Unterlippe. Ihr Herz pochte nervös. „Hallo? Sagen Sie etwas. Brauchen Sie Hilfe?“
Erneut blickte sie aus dem Fensterchen, doch noch immer war niemand zu sehen. Langsam wurde sie ärgerlich. Wenn das ein Scherz sein sollte, dann ein ganz mieser.
Sie riss die Haustür auf, doch weit und breit war niemand zu sehen. Wind wehte sacht über die Einfahrt und das sanfte Rauschen hatte nichts Bedrohliches an sich.
Sie warf die Tür zu und fluchte.
Ella stampfte die Treppe hinauf und warf sich auf das Bett. Eine Weile starrte sie an die Wand.
Obwohl es keinen Grund gab, war Ella viel zu aufgeregt, um Ruhe zu finden. Sie rollte sich unter der Bettdecke zusammen.
Ihre Füße waren eisig, das Herz pochte wild und in den Ohren rauschte noch immer das Adrenalin. Sie hatte das Gefühl, ewig so dazuliegen, bis der Schlaf sie endlich willkommen hieß.
Steven stellte die Kiste mit den Hinterlassenschaften von Granny Alice auf seinen Schreibtisch. Die alte Frau war besessen von der Geschichte der Wyndhams gewesen. Er zögerte einen Moment, dann dachte er, dass ein kleiner Blick in die Truhe nicht schaden könnte. Vielleicht entdeckte er den Hinweis zu einem lange vergessenen Schatz. Er wühlte sich durch die Papiere, manche so alt und brüchig, dass er fürchtete, sie würden unter seinen Fingern zerbröseln. Gegen einen Schatz hätte er nichts einzuwenden. Ein Mann konnte nie reich und mächtig genug sein. Am Boden der Truhe lag ein schwarzes Lederbuch. Steven gestattete sich ein Grinsen. Vielleicht das Buch mit einer Liste der scharfen Bräute einer seiner Vorfahren. Er sah es durch, doch es waren nur die Auflistungen der Haushaltseinnahmen und -ausgaben der Jahre 1758 und 1759. Mit einem leisen Knall schloss er das Buch.
Langweilig.
Er wollte das Büchlein zurücklegen, da fiel ihm etwas Ungewöhnliches am Einband auf. Er drehte den Band hin und her, besah sich die Rückseite genauer und griff kurz entschlossen zu einem Brieföffner, fuhr unter die aufgeklebte Seite und löste sie vom Buchdeckel. Ein zusammengefaltetes Stück Pergament flatterte heraus und segelte zu Boden.
Er legte das Buch in die Truhe zurück, bückte sich nach der Notiz und faltete den Zettel auf. Er ließ sich auf den Schreibtischstuhl sinken und las.
Mit jedem Wort fühlte er, wie ihm mehr Farbe aus dem Gesicht wich.
Es klopfte und seine Haushälterin steckte ihren Kopf durch die Tür.
„Hinaus!“, brüllte er.
Wütend knüllte er das Pergament zusammen und warf es in den Kamin.
Dann griff er ein Streichholz und beobachtete, wie das Papier verbrannte.
Befriedigt stocherte er mit dem Schürhaken in der Asche. Schließlich ging er zum Fenster, von dem er durch die Bäume das Kupferdach des ehemaligen Witwensitzes sah.
Es wurde Zeit, der neuen Besitzerin einen Besuch abzustatten.
Als Ella am Morgen erwachte, hatte sie den mitternächtlichen Spuk fast vergessen. Sie stieg unter die Dusche, zog sich saubere Jeans und ein frisches T-Shirt an und ging in die Küche.
Trübsinnig starrte sie kurz darauf auf ihren Morgentee und ihr Marmeladenbrot. Für gewöhnlich
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