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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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war und eher unbeteiligt hinter dem Lenkrad saß, fühlte sich Jenn noch im Dienst. Während sie über die Montgomery Street fuhren, streifte ihr Blick an den Hauswänden und verfallenen Mauern entlang, auf der Suche nach Erwachsenen und Jugendlichen, die sie aus dem Fahndungskatalog und den Karteien verdächtiger Personen kannte.
    Die beiden Jungen, einer um die zwanzig, der andere vielleicht sechzehn oder siebzehn, die vor dem Bretterzaun einer Baustelle ein junges Mädchen bedrängten, gehörten nicht dazu, waren aber allein durch ihr Verhalten verdächtig. Sie hatten das Mädchen in die Zange genommen und drängten es gegen den Bretterzaun, lachten höhnisch und fassten es immer wieder an. Exakt die Sorte Männer, die Jenn wie die Pest verabscheute.
    »Auf die andere Seite, die beiden Jungen mit dem Mädchen!«, sagte sie. Es klang wie ein Befehl. »Worauf wartest du, verdammt? Die haben das Mädchen in der Mangel! Fahr rüber!«
    Harmon blickte sie verwundert an und machte keine Anstalten, ihr zu gehorchen. »Was soll das?«, fragte er. Nick Harmon war leicht übergewichtig und sah aus wie der Inbegriff des uniformierten Cops, was er lange Zeit auch gewesen war, bevor er als Detective angefangen hatte. »Reicht es dir nicht, eine Nacht im Windschatten von Reggie herumzudackeln? Musst du dich auch noch mit diesen Halbwüchsigen abgeben? Die machen doch nur Ärger, ganz zu schweigen von dem Papierkram, den wir dann am Hals …«
    »Fahr endlich rüber, Mann!« Sie griff ihm ins Lenkrad, sodass ihm gar keine andere Wahl blieb, als auf die andere Straßenseite zu wechseln. Noch im Fahren sprang sie aus dem Wagen.
    Sie zog die Jungen von dem Mädchen weg und hielt ihnenihre Polizeimarke unter die Nase. »Savannah Police! Hände hoch und mit beiden Händen an den Zaun! Aber pronto !«
    Der jüngere der beiden gehorchte sofort. Sechzehn war er und keinen Monat älter. Er war entweder betrunken oder bekifft oder beides. »Ich hab nichts getan, Ma’am! Es war seine Idee! Er wollte die Braut anmachen, er ganz allein. Ich hab nichts damit zu tun. Ehrlich, Ma’am! Ich war nicht …«
    »Mund halten und mit den Händen an den Zaun!«, unterbrach Jenn den Redefluss des Jungen. Sie wartete ungeduldig, bis die beiden ihren Befehl ausgeführt hatten. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Harmon gemächlich aus dem Wagen kroch. »Und du gehst zu meinem Kollegen!«, sagte sie zu dem Mädchen.
    Das Mädchen, zwischen vierzehn und achtzehn, so genau war das bei dem vielen Make-up nicht zu erkennen, dachte nicht daran. Sie rannte heulend davon und verschwand in einer Gasse auf der anderen Straßenseite.
    Der ältere Junge lachte. »Das war’s dann wohl. Sie können uns nichts anhaben, Ma’am. Wir haben nichts getan. Wir haben nur ein wenig mit der Kleinen geplaudert, stimmt’s?«
    Der Jüngere nickte eifrig. »Stimmt, Ma’am, wir haben nur ein wenig mit ihr geplaudert. Sie wollte wissen, wo man um diese Zeit was zu essen bekommt, wissen Sie, und wir haben ihr einen …«
    »Halt’s Maul!«, wies ihn der Ältere zurecht. Er funkelte den Jüngeren an und wandte sich lächelnd an Jenn. »Tut mir leid, Ma’am. Mein Bruder redet ein bisschen zu viel, wenn er …« Er merkte, dass er sich verrannt hatte, und brach mitten im Satz ab.
    »… wenn er sich mit Alkohol oder Drogen zugedröhnthat, wolltest du wohl sagen.« Sie tastete den Jüngeren ab und brachte zwei Päckchen mit weißem Pulver zum Vorschein. »Sieh an, was haben wir denn da, Kleiner?«
    Sie warf Harmon die Päckchen zu und filzte den Älteren. Keine Drogen, aber ein Klappmesser, das eine Menge Unheil anrichten konnte. »Ach ja, und damit wolltest du dir wohl ein Sandwich schmieren, was?« Sie steckte das Messer ein und zog ihren Notizblock hervor. »Name und Adresse.«
    Der Jüngere gehorchte sofort, nur der Ältere drehte durch und nutzte den Augenblick, indem er sich von dem Zaun abstieß und das Weite suchte. Er rannte in die Gasse, in die das Mädchen verschwunden war, und lachte schadenfroh. Seine hastigen Schritte hallten als Echo von den Wänden.
    Jenn ließ ihren Block fallen und rannte hinterher. »Bleib bei dem Jungen!«, rief sie Harmon zu. »Leg ihm Handschellen an, wenn er nicht spurt.«
    »Was soll der Blödsinn, Jenn? Wir haben kaum was gegen die beiden in der Hand! Das bisschen Dope reicht nicht mal, um sie eine Nacht einzusperren. Das ist doch alles für die Katz! Lass uns zum Revier fahren.«
    Aber Jenn war schon in der Gasse und rannte hinter

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