Ghost Street
länger …
Zwei kräftige Arme packten sie und zogen sie nach oben. Der unsichtbare Retter riss ihr das Klebeband vom Mund. Sie japste nach Luft, spürte den Stacheldraht gar nicht mehr. Durch die Tränenschleier und den Nebel erkannte sie David. Er war wirklich gekommen, er rettete sie vor dem sicheren Tod. Mit kräftigen Stößen zog er sie ans Ufer und legte sie in den Sand. »Alessa!«, flüsterte er, bevor seine Lippen ihren Mund berührten. »Du bist in Sicherheit! Ich liebe dich, Alessa!«
Sie öffnete die Augen und sah das Gesicht von Detective Harmon über sich. »Sie sind in Sicherheit, Alessa! Wir haben Crosby verhaftet, er kann Ihnen nichts mehr tun. Der Krankenwagen wird gleich hier sein. Warten Sie, ich helfe Ihnen, den Stacheldraht loszuwerden. Ich bin ganz vorsichtig.«
»David! Wo ist David?«
»David?«, fragte er verwirrt.
42
Alessa wurde am nächsten Morgen aus dem Krankenhaus entlassen. Sie hatte die Tortur im Fluss einigermaßen gut überstanden und nur ein paar blutige Striemen vom Stacheldraht davongetragen. An ihrem linken Unterarm war ein Verband, am Hals klebte ein Pflaster.
In der Eingangshalle warteten Jenn und Harmon auf sie. »Kein Grund, sich jetzt schon mit der Reportermeute herumzuärgern«, sagte Jenn, »dafür ist morgen noch genug Zeit. Kommen Sie, wir nehmen den Hinterausgang.«
Doch auch dort warteten einige Reporter. Melinda Stone, die von vornherein angenommen hatte, dass sie durch diese Tür kommen würde, aber auch ein junger Mann mit einer Fotokamera, der etwas zurückhaltender schien als die anderen und Alessa freundlich anlächelte.
Alessa verharrte mitten in der Bewegung. »David!«, flüsterte sie ungläubig. Der Fotograf sah tatsächlich aus wie David, etwas kleiner und kräftiger vielleicht und mit ein paar Sommersprossen um die Nase, aber das war er! »David!«, flüsterte sie noch einmal.
»Ist was?«, fragte Jenn.
»Der Mann mit der Kamera.« Alessa löste sich von der Polizistin. »Ich glaube, den kenne ich. Warten Sie einen Augenblick, ich bin gleich zurück.« Sie ging an der verdutzten Melinda Stone vorbei und blieb vor dem Fotografen stehen. Die blauen Augen gab es nur einmal, dachte sie.
»David?«, fragte sie.
»David Conolly«, antwortete er verwundert. »Ich arbeite für eine kleine Zeitung in Charleston. Sie haben doch hoffentlichnichts dagegen, dass ich Sie fotografiere. Ich wollte Ihnen auf keinen Fall zu nahe treten, Miss Fontana.«
»Alessa … sagen Sie Alessa zu mir«, erwiderte sie lächelnd. »Nein, ich habe nichts dagegen.« Sie verlor sich in seinen blauen Augen. »Haben wir uns schon mal irgendwo gesehen, David?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Wie wär’s mit einem heißen Kakao bei Starbucks? Mögen Sie so was?«
»Und ob.«
»Sagen Sie, Sie wohnen nicht zufällig in der Nähe eines Friedhofs?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Mit Friedhöfen hab ich nichts am Hut. Ich will noch eine Weile leben, wissen Sie? Schließlich bin ich kein Geist …«
»Das beruhigt mich«, sagte sie.
Autor Bio
Josh Ericson
ist das Pseudonym eines bekannten Autors, der auch mit seinen romantischen Abenteuerromanen großen Erfolg hat. In Savannah recherchierte er mit einem Geisterjäger für seinen neuen Mystery-Thriller »Ghost Street«. Savannah gilt seit dem amerikanischen Bürgerkrieg als Hochburg für paranormale Phänomene.
Bei Ueberreuter bereits erschienen:
Winterkill
Copyright-Seite
eISBN 978-3-7090-0091-5
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Lektorat: Wiebke Rossa
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