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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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dem Jungen her. Sie kam gerade noch rechtzeitig, um ihn in einem Hinterhof verschwinden zu sehen. Sie zog ihre Pistole und folgte ihm wütend, erreichte den Hinterhof und schnappte ihn bei dem Versuch, über eine Backsteinmauer zu klettern.
    »Das könnte dir so passen, du miese Ratte!«, fuhr sie ihn an. Sie packte ihn mit der freien Hand am linken Fußgelenk und zog ihn in den Hof zurück.
    Der Junge stürzte zu Boden und blickte in den Lauf ihrer Waffe. Irgendetwas in den Augen von Jenn sagte ihm,dass er sich in höchster Gefahr befand. Rückwärts stieß er sich mit den Füßen und Händen zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Mauer stieß. »Nicht schießen, Ma’am! Bitte nicht schießen! Ich hab doch nichts getan! Lassen Sie mich gehen!«
    Jenn schnappte ihn am Kragen und drückte ihm den Pistolenlauf gegen die Wange. Ihre Augen glühten. »Was hattest du mit dem Mädchen vor, du Mistkerl? Wolltest du sie vergewaltigen? Wolltest du das, du Scheißer?«
    Der Junge zitterte jetzt vor Angst, hatte Tränen in den Augen. »Nein, Ma’am … ich … ich wollte doch nur …«
    »Du wolltest was?«
    Hinter ihr erklangen Schritte. Harmon kam in den Hof gerannt und rief: »Jenn, um Gottes willen, was machst du da? Steck die verdammte Pistole weg! Die beiden haben doch gar nichts getan. Steck sie weg, verflucht!«
    Jenn gehorchte zögernd, schob die Pistole in ihr Gürtelhalfter und blickte den leise weinenden Jungen an: »Wenn ich dich noch mal bei so was erwische, bist du dran, verstanden?«
    »Ja, Ma’am … ich wollte doch nur …«
    Jenn stand auf und folgte ihrem Kollegen durch die Gasse, ohne sich nach dem wimmernden Jungen umzudrehen. »Schon gut, schon gut«, sagte sie. »Ich wollte ihm doch nur ein wenig Angst einjagen. Ich hätte ihm nichts getan. Aber du weißt, wie diese Mistkerle sind. Das nächste Mal vergewaltigen sie das Mädchen vielleicht.« Sie beruhigte sich allmählich. »Hast du den anderen laufen lassen?«
    »Sollte ich ihn vielleicht festnehmen? Wegen der beiden Päckchen Stoff ? Der Junge war höchstens sechzehn, der wäre sowieso wieder freigekommen. Und was das Mädchen betrifft … die sah auch nicht so unschuldig aus.«
    Sie hatten den Wagen erreicht und blickten sich überdas Dach hinweg an. Im trüben Licht der Straßenlampe wirkte Harmon wesentlich blasser als sonst. Er hatte zu hohen Blutdruck.
    »Du weißt, dass ich dich eigentlich melden müsste«, sagte er. Er machte einen müden und angeschlagenen Eindruck. »Das ist schon das zweite Mal, dass du auf diese Weise ausrastest.«
    »Und? Tust du’s?«, fragte sie.
    In seinen Augen stand Verzweiflung. »Was sollte das, Jenn? Die beiden Jungs hatten nichts getan. Wenn wir jeden Halbwüchsigen, der einem Mädchen zu nahe auf den Pelz rückt, einsperren wollten, hätten wir viel zu tun. Manchmal verstehe ich dich nicht. Drehen alle Cops in Chicago so schnell durch, oder was ist los?«
    Statt einer Antwort meldete sich die Zentrale über Funk. Der Code für »Mord« und eine Adresse am Fluss, die nur wenige Minuten entfernt lag, ließ Jenn und Harmon in den Wagen springen. »Wagen zwei, Sie sind ganz in der Nähe. Ich weiß, Sie haben eine lange Schicht hinter sich. Könnten …«
    Jenn hatte bereits das Mikro in der Hand. »Wir übernehmen, Zentrale.«
    Harmon startete den Motor und raste über die Montgomery nach Norden.

4
    Alessa saß in einem Krankenwagen, ihren nackten Körper in ein frisches Laken und eine Wolldecke gehüllt und ein Handtuch über den nassen Haaren. Sie wärmte ihre Hände an einem Plastikbecher mit heißem Kaffee, nicht gerade die heiße Schokolade, auf die sie sich eigentlich gefreut hatte, aber genug, um sie nach ihrem unfreiwilligen Bad im kalten Fluss wieder aufzuwärmen. Sie zitterte immer noch.
    Nachdem sie den Sack mit der Leiche auf die Treppe gewuchtet hatte, war sie zur nahen Straße gerannt und hatte einen Streifenwagen angehalten. Die Cops hielten sie für eine Verrückte, änderten ihre Meinung aber, als sie ihnen die Leiche zeigte. Wenig später erschienen weitere Streifenwagen und ein Krankenwagen, der Wagen des Gerichtsmediziners und der Van der Crime Scene Unit. »Die Detectives müssen gleich hier sein«, vertröstete sie einer der uniformierten Polizisten.
    Sie kamen in einem unscheinbaren Ford Crown Victoria mit Blaulicht, aber ohne Sirene. Alessa kannte sie vom Sehen. Der Mann mit dem leicht gewölbten Bauch war Nick Harmon, ein gesetzter Mann um die fünfzig, der durch kaum etwas aus der

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