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Ghost Street

Ghost Street

Titel: Ghost Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Ericson
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Ruhe zu bringen war. Durchgedreht, so erzählte man sich, hatte er nur einmal, als seine Zwillinge mit einer Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Er liebte seine Frau und seine Kinder über alles. Die andere musste Jenn McAvoy sein, die Neue aus Chicago. Im Gegensatz zu ihrem Partner drehte sie schon durch, wenn sie jemand schief ansah. Es ging dasGerücht, dass man ihr nahegelegt hatte, die Chicago Police zu verlassen und sich irgendwo anders einen Job zu suchen. Angeblich hatte sie einen Gefangenen zu hart angefasst. Kaum vorstellbar, wenn man sie so ansah.
    Alessa beobachtete, wie die beiden Detectives ausstiegen und sich an einen der Uniformierten wandten. »Was haben wir, Officer?«, fragte Jenn.
    Der Cop deutete die Treppe hinab. »Weibliche Leiche, um die vierzig, aber noch gut in Form …« Er merkte, dass er Unsinn redete, und räusperte sich verlegen. »Der Täter hat sie in einen Sack gesteckt und von der Brücke geworfen.« Er blickte Alessa an. »Die Lady hat den Sack aus dem Wasser gezogen. Leider war das Opfer bereits tot.« Er führte sie zur Treppe. »Otis Gardiner, der ME. Die Detectives …«
    »Wir kennen uns bereits«, unterbrach ihn Jenn und wandte sich an den Medical Examiner, einen Schwarzen, der seit einigen Jahren mit der Polizei zusammenarbeitete. »Otis?«, fragte sie.
    Alessa war neugierig geworden und folgte den Detectives barfuß zur Treppe. Als Jenn sich etwas unwirsch zu ihr umdrehte und sie zum Krankenwagen zurückschicken wollte, mischte sich Harmon ein: »Alessa Fontana, vom Büro des Staatsanwalts.« Er blickte sie ungläubig an. »Sie haben die Tote aus dem Wasser gezogen?«
    »Ich war zum Joggen hier. Reiner Zufall, dass ich zur Brücke hochgesehen habe. In dem Nebel konnte ich nur erkennen, wie eine dunkle Gestalt etwas in den Fluss warf. Ein Mann, nehme ich an, aber sicher kann ich das nicht sagen. Als sich der Sack bewegte, wurde mir klar, dass sich ein Mensch oder ein Tier darin befand und noch am Leben war. Leider war die Frau schon tot, als ich sie endlich zu fassen bekam. Das war vorsätzlicher Mord, Detectives.Aber ich kann Ihnen weder etwas über die Gestalt auf der Brücke noch seinen Wagen sagen. Eine Limousine, glaube ich.«
    Harmon schrieb bereits in seinen Notizblock. »Kennen Sie die Tote, Alessa? Wenn Sie öfter joggen, sind Sie ihr vielleicht schon mal begegnet.«
    »Leider nein.« Alessa zog die Decke fester um ihre Schultern. »Ich laufe nicht immer hier und bin auch selten so früh unterwegs. Diesmal hatte ich …« Sie ließ den Satz unvollendet.
    »Alessa?«
    Sie zog eine Grimasse. »Ich habe schlecht geschlafen, deshalb war ich so früh draußen.« Dass sie ihren Freund rausgeworfen und ihr Kissen nass geheult hatte, brauchte niemand zu wissen, schon gar nicht die Cops.
    Jenn wandte sich an den Gerichtsmediziner. »Irgendetwas, was wir wissen müssten, Otis? Den ungefähren Todeszeitpunkt kennen wir schon. Irgendwelche Verletzungen oder Spuren, die uns weiterhelfen könnten?«
    Der Mediziner deutete auf einen Bluterguss am Kinn. »Das Hämatom rührt von einem Schlag her, wahrscheinlich hat der Täter sie bewusstlos geschlagen. Aber ihr Tod ist durch Ertrinken eingetreten, das kann ich jetzt schon sagen.« Er hob ihre rechte Hand an und zeigte ihr die Fasern unter ihren Fingernägeln. »Sehen Sie die Fäden? Sie versuchte verzweifelt, sich aus dem Sack zu befreien. Kein schöner Tod. Man hat sie wie eine Katze ersäuft und sehr lange leiden lassen.«
    »DNA?«
    »Fehlanzeige«, erwiderte der Gerichtsmediziner. »Wenn es jemals welche gab, hat sie der Fluss weggewaschen. Aber sie hat sich nicht gegen ihren Mörder gewehrt, wenn Sie das meinen. Keine Hautfetzen unter ihren Fingernägeln.«
    »Identität?«
    Gardiner deutete auf den durchsichtigen Plastikbeutel mit der Geldbörse, den er neben die Leiche auf die Treppe gelegt hatte. »Das war in ihrer rechten Tasche.« Er reichte Jenn den Beutel.
    Sie hatte ein Paar Latexhandschuhe angezogen und zog die Geldbörse aus dem Beutel. »Angela Rydell«, las sie den Namen der Toten von ihrem Führerschein ab. »Geboren 1968.« Sie durchsuchte die Geldbörse nach anderen Hinweisen. Mehrere Kreditkarten, die Rabattkarte eines Supermarkts, etliche Quittungen, der Mitarbeiterausweis einer Drugstore-Kette.
    »Warum macht sich der Mörder die Mühe, sie bewusstlos zu schlagen und in einen Sack zu stecken, und warum, zum Teufel, wirft er sie wie eine Katze, die man loswerden will, von der

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