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Ghostbound (German Edition)

Ghostbound (German Edition)

Titel: Ghostbound (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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„Er müsste jede Minute aus der Schule kommen.“
    „Was?“ Daniel sah überrascht zu ihnen herüber, doch dann schien ihm etwas zu dämmern. „Liz, sag mir, ob du auf der Schaukel im Garten einen rothaarigen Jungen in Schuluniform sitzen siehst.“
    Elizabeth blickte irritiert aus dem Fenster, aber die Schaukel war nach wie vor verlassen. Verstohlen deutete sie ein Kopfschütteln an, während sie so tat, als würde sie ihre Notizen durchgehen.
    Moment mal! Hieß das etwa … Ruckartig hob Elizabeth den Kopf und sah Daniel direkt an.
    „Ich glaube, ich sehe Gespenster“, sagte er verblüfft und war im nächsten Augenblick verschwunden.
    Elizabeths Blick schoss wieder in den Garten hinaus. Staunend beobachtete sie, wie Daniel mit der scheinbar leeren Schaukel sprach. Er nickte und verschränkte die Arme vor der Brust, dann lehnte er sich an das rostige Gestell. Er sagte wieder etwas und deutete dabei mit dem Kinn Richtung Haus.
    Eigentlich sollte es mich doch gar nicht überraschen , dachte Elizabeth. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Daniel jemanden wie ihm begegnete. Erstaunlich war jedoch, dass er offenbar geglaubt hatte, Martin im Garten zu beobachten. Wie selbstverständlich war sie davon ausgegangen, dass Daniel einen anderen Geist sofort als solchen erkennen würde.
    Doch wenn sie darüber nachdachte ... Rein äußerlich wirkte Daniel doch auch wie ein ganz normaler Mann auf sie.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Mrs Moreland und folgte Elizabeths Blick.
    „Oh. Ja … ja, alles bestens. Mir ist nur eben eingefallen, dass ich einen wichtigen Anruf erledigen muss. Würden Sie mich für einen Moment entschuldigen?“
    „Selbstverständlich.“
    „Danke. Dürfte ich dazu vielleicht kurz in Ihren Garten?“
    Mrs Moreland sah aus, als fragte sie sich, warum Elizabeth ihren Anruf nicht im Auto erledigen konnte. Dennoch sagte sie: „Sicher. Kein Problem.“
    Nachdem Elizabeth die Terrassentür hinter sich zugezogen hatte, klippte sie das Headset ans Ohr und holte ihr Alibi-Handy heraus. Dann ging sie langsam Richtung Schaukel.
    Daniel sagte gerade in den leeren Garten hinein: „… vor etwas über einer Woche in Soho.“ Lächelnd drehte er sich zu ihr um. „Ja, sie kann mich sehen. Das ist meine Freundin Liz.“ Sein Lächeln wurde noch etwas breiter, und ein warmes Glitzern trat in seine Augen. „Ja, ist sie.“ Und nach einer kurzen Pause: „Das ist eine lange Geschichte.“
    Mann, nur einen Teil der Unterhaltung mitzubekommen, ist tatsächlich irritierend , dachte Elizabeth. Kein Wunder, dass Wood stets so genervt reagierte.
    Daniel streckte seine Hand nach ihr aus. „Liz, darf ich dir Justin vorstellen?“
    „Hi, Justin“, sagte Elizabeth leise an die Schaukel gewandt und kam sich dabei mächtig blöd vor. „Es tut mir sehr leid, was dir zugestoßen ist.“ Sie trat neben Daniel, der einen Arm um sie legte.
    Just in diesem Augenblick sah sie ihn. Einen rotblonden Teenager in Schuluniform. Nicht auf der Schaukel sitzend, wie sie angenommen hatte, sondern mit hinter dem Rücken verschränkten Armen an das gegenüberliegende Eisenrohr gelehnt. Vor Schreck wich sie stolpernd zurück, durch Daniels Arm hindurch, und Justin war wieder verschwunden.
    „Liz?“ Daniel drehte sich alarmiert zu ihr um.
    „Ich, äh …“, stammelte Elizabeth und berührte Daniels Hand mit ihren Fingerspitzen. „Ich kann ihn sehen.“ Testweise zog sie die Hand wieder zurück, woraufhin Justin sofort wieder unsichtbar wurde. „Solange ich dich berühre zumindest.“
    „Na, großartig“, lachte Daniel und legte erneut den Arm um ihre Schultern. „Das macht die Sache deutlich einfacher.“
    „Du kannst sie anfassen …“ Justins Blick fixierte Daniels Hand, die gewichtlos auf Elizabeths Schulter ruhte. Das runde, mit tausend Sommersprossen gesprenkelte Gesicht des Jungen war düster, und es spiegelte sich kaum verhohlenes Misstrauen darin.
    „Konzentration“, erklärte Daniel schulterzuckend. „Mit etwas Übung bekommst du das auch hin.“
    „Und da bist du von selbst drauf gekommen?“
    „Ich hatte einen gewissen Anreiz“, grinste Daniel.
    Justin quittierte das mit einem verächtlichen Schnauben. „Als ob ich keinen hätte!“
    „Sag mal“, begann Elizabeth vorsichtig. „Gibt es jemanden, zu dem du Kontakt hast? Deinen Bruder vielleicht?“ Sie dachte an die Geschichten über Zwillingspärchen, die ein so starkes Band vereinte, dass der eine die Sätze des anderen vollendete oder sie

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