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Ghostbound (German Edition)

Ghostbound (German Edition)

Titel: Ghostbound (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Singer
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über den Tisch rollte.
    „Hey! Das ist ja toll“, jubelte Elizabeth.
    „Ich habe ein bisschen geübt.“ Grinsend hob Daniel die Schultern. „Und da ist noch etwas“, fuhr er fort und breitete die Arme aus.
    Elizabeth hielt den Atem an, als ihr klar wurde, dass Daniel dabei war, sie zu umarmen. Zwar spürte sie dort, wo sie sich trafen, keine richtige Berührung, nur Kälte und das schon vertraute elektrische Kitzeln, trotzdem fühlte sie sich in Daniels Umarmung unglaublich wohl und geborgen, so als kuschelte sie sich in ihre Lieblingsdecke. Ihre federleichte Lieblingsdecke, die über Nacht im Kühlschrank gelegen und sich statisch aufgeladen hatte …
    Nur leider war die Umarmung eine rein einseitige Angelegenheit. Als Elizabeth versuchte, ihre Hände auf seinen Rücken zu legen, gelang es ihr nicht, und sie ließ sie enttäuscht wieder sinken.
    „Eins nach dem anderen“, flüsterte Daniel, zärtlich über ihr Haar streichend.
    Ein wohliges Kribbeln jagte Elizabeth vom Haaransatz ausgehend die gesamte Wirbelsäule hinunter. „Und mit wem hast du das geübt?“, fragte sie kritisch.
    „Mit niemand, Liz.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze und trat einen Schritt zurück. „Ich habe nur lange nachgedacht, und ich glaube, ich verstehe jetzt das Prinzip.“
    „Okay …?“
    „Möchtest du kein Frühstück? Die Ausführungen könnten etwas dauern.“ Während sich Elizabeth also Tee und Müsli zubereitete, saß Daniel wieder auf dem Küchentisch und sagte: „Nun, ich hoffe, ich kann das einigermaßen verständlich rüberbringen. Ich denke, der Grund, warum ich Gegenstände … oder Personen berühren kann, ist so eine Art Oberflächenspannung. So ähnlich wie bei Insekten, die über Wasser laufen können, verstehst du? Also, du erinnerst dich vielleicht, dass ich am Anfang Schwierigkeiten hatte, mich zu setzen oder auch nur anzulehnen. Aber mit etwas Konzentration war das kein Problem mehr, und mittlerweile denke ich schon gar nicht mehr darüber nach. Diese geringe Spannung, die ich ohne große Probleme aufbauen kann, reicht aber nur aus, um mich zu … zu tragen . Und, naja, ich habe nun nicht wirklich viel Masse, die getragen werden muss … Es reicht, um mich zu setzen, mich anzulehnen oder dich wie eben in die Arme zu nehmen. Dass du aber meine Berührung auch spürst, oder ich sogar etwas bewegen kann, reicht sie nicht aus, denn dazu muss ich Druck aufbauen, das heißt Kraft ausüben. Und dafür benötige ich Energie, die ich mit genügend Konzentration aufbringen und entsprechend bündeln kann. Allerdings kann ich, zumindest im Moment, gerade so viel Energie aufbringen, dass es immer nur für einen kleinen Teil meines Körpers reicht und nur für sehr geringe Kraft.“
    „Aber du glaubst, dass du mit ausreichend Übung besser darin wirst“, vermutete Elizabeth. Das waren ja vielversprechende Aussichten!
    „Auf jeden Fall! Es ist alles eine reine Kopfsache.“ Daniel tippte sich an die Stirn. „Durch Konzentration kann ich Energie aufbringen und dort bündeln, wo sie gerade benötigt wird. Und je mehr Energie ich zur Verfügung habe, desto mehr Kraft kann ich aufbringen, um Gegenstände zu bewegen oder mir ein wenig Substanz zu verleihen.“
    „Hört sich alles ziemlich logisch an. Ich frage mich nur, was Nan dazu sagen würde. Es klingt so gar nicht magisch.“
    „Nein, es klingt nach etwas, was ich verstehe. Und was ich beeinflussen kann!“
    Elizabeth nickte nachdenklich und trat mit ihrer Tasse in der Hand vor Daniel. Da er noch immer auf der Tischkante saß, waren sie genau auf Augenhöhe. „Also, du darfst mit mir üben, so viel und so lange du willst.“
    „Ich nehme dich beim Wort.“
    „Du könntest zum Beispiel damit anfangen, die Energie, die du gerade in die Trauben-Aktion gelegt hast … in einen Kuss zu legen.“
    „Interessante Idee.“ Daniel beugte sich ein Stück weit vor. Dann verharrte er einen Augenblick mit geschlossenen Augen. Schließlich fanden sich ihre Lippen, und Elizabeth musste sich an einer Stuhllehne festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    „Schon gar nicht schlecht“, sagte sie etwas atemlos. „Aber schön weiterüben.“
    „Ja, Miss.“
    Sie wurden vom Klingeln der Türglocke unterbrochen. Elizabeth sah stirnrunzelnd auf die Uhr. „Wer kann denn das sonntags um zehn sein?“
    Sie eilte zur Tür und warf einen Blick durch den Spion.
    Im Treppenhaus stand ein älterer Herr mit zerzausten grauen Haaren und altmodischer Hornbrille.

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