Ghostbound (German Edition)
komm schon, Danny. Ich verlange ja nicht von dir, mit mir zu Harrods zu gehen. Dort hättest du viele Menschen auf engstem Raum. Ich denke an den Markt in Greenwich, der ist nicht überlaufen, und wir könnten uns hinterher noch im Park in die Sonne …“ Daniel verzog das Gesicht, und sie korrigierte sich schnell. „… in den Schatten legen.“
„Na gut“, sagte er. „Überredet.“
„Großartig!“
„Aber jetzt schlaf, Liz. Gönn deinem geschundenem Kopf etwas Ruhe.“
Sachte legte Daniel seine kühle, gewichtlose Hand auf die Stelle an ihrer Schläfe, die sich dank Collins´ Faust bereits bläulich verfärbte.
„Das tut gut.“ Elizabeth schloss zufrieden seufzend die Augen, und Daniel begann wieder leise zu summen. „Was ist das für ein Song?“
„ Hallelujah von Leonard Cohen. Hast du bestimmt schon mal gehört. Es gibt ziemlich viele Cover-Versionen davon. Ich musste vorhin an eine Textstelle daraus denken, und seitdem habe ich es im Ohr.“
„Was für eine Textstelle?“
„I did my best, it wasn‘t much. I couldn‘t feel, so I´ve learnt to touch.“
„Wow, wie passend. Und Hallelujah trifft es auch genau, finde ich.“
Daniel lachte leise. Sie fühlte seinen Mund auf ihrem, als er flüsterte: „Gute Nacht, mein Engel. Süße Träume.“
Das penetrante Klingeln riss Elizabeth aus tiefem, mit lebhaften Träumen durchwobenem Schlaf.
Sie tastete nach dem Telefon auf ihrem Nachtisch, warf mit zusammengekniffenen Augen einen Blick auf das Display und seufzte tief, als sie erkannte, wer da so früh anrief.
„Hi, Mom“, murmelte sie schlaftrunken. Sie sah sich nach Daniel um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Vermutlich ging er gerade auf der Chinesischen Mauer spazieren oder genoss die Aussicht auf dem Zuckerhut.
„Oh Elizabeth! Dem Himmel sei Dank. Geht es dir gut?“ Ihre Mutter klang beinahe hysterisch.
„Äh, ja. Warum? Was ist los, Mom?“, fragte Elizabeth verwirrt. Doch noch ehe ihre Mutter antworten konnte, wusste sie, was passiert war. Es war Sonntag. Und Sonntagvormittag lasen ihre Eltern immer die gesammelten Times-Ausgaben der vergangen Woche. Oh-oh ….
„Elizabeth! Wie kannst du noch fragen! Dein Vater und ich haben gerade aus der Zeitung erfahren, dass du letzte Woche überfallen wurdest und dein Begleiter dabei sogar getötet wurde!“
Zweimal überfallen, um genau zu sein , dachte Elizabeth seufzend. „Und woher weißt du, dass es nicht noch eine andere Elizabeth Parker in London gibt?“
„Du meinst, es ging in dem Bericht gar nicht um dich?“
„Doch“, gab sie zähneknirschend zu und setzte sich im Bett auf.
„Und du hast es nicht für nötig befunden uns anzurufen und zu erzählen, dass du Zeugin eines Mordes wurdest? Bist du verletzt? Warst du im Krankenhaus?“ Ihre Mutter konnte sich wohl nicht entscheiden ob sie besorgt oder vorwurfsvoll sein sollte.
„Mom, mir geht es gut. Ehrlich! Und ich habe nur deshalb nicht angerufen, damit ihr euch nicht unnötig Sorgen macht.“ Mit dem Telefon am Ohr stand Elizabeth langsam auf und trottete in die Küche.
„Und du meinst, die Geschichte aus der Zeitung zu erfahren ist angenehmer? Was hattest du eigentlich mitten unter der Woche dort zu suchen? Warst du mit diesem Polizisten verabredet?“
Elizabeth stützte sich mit einem Arm auf die Arbeitsplatte und ließ den Kopf hängen. Das würde ein längeres Gespräch werden. „Das ist kompliziert …“, druckste sie.
„Ich bin mir sicher, ich kann dir folgen, Elizabeth!“
Seufzend gab sie sich geschlagen. „Ich habe für eine Story recherchiert und Danny … den Detective erst an diesem Abend kennengelernt. Ich war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort, in Ordnung?“
„Hat der Überfall etwas mit dem Artikel, an dem du schreibst, zu tun? Bist du in Gefahr?“
„Nein, Mom, ich bin nicht in Gefahr. Und ich schreibe auch nicht mehr an dieser Story. Um genau zu sein, schreibe ich gar nicht mehr für den Star. Ich habe am Freitag gekündigt.“ Elizabeth konnte die Bombe auch genauso gut gleich hochgehen lassen und die Predigt hinter sich bringen.
Es herrschte einen Moment Schweigen in der Leitung, dann sagte ihre Mutter: „Das ist endlich eine gute Nachricht. Dieses unseriöse Käseblatt war sowieso nichts für dich. Gut gemacht, Schatz.“
Entgeistert starrte Elizabeth auf das Telefon. Wer war diese Frau, mit der sie da sprach, und was hatte sie mit ihrer Mutter angestellt? „Ähm, ja, danke. Also ich habe vor, mich
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