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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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eine Gruppe von Touristen in weißen Strandhemden. Als ich an der Reihe war, schenkte ich der Rezeptionistin das schönste Lächeln, das ich unter diesen Umständen zustande brachte. » Ich soll hier eine Zimmerkarte abholen«, sagte ich.
    » In welchem Zimmer sind Sie?«
    » Ich gehöre zu der Gruppe im Penthouse.«
    » Auf welchen Namen lautet die Reservierung?«
    » Turner«, sagte ich.
    Instinktiv sah ich mich nach Wachleuten und Casino-Security um und schaute dann zur Decke, wo die Überwachungskameras waren. Es waren zu viele, um sie zu zählen. Alle anderthalb Meter hing so eine schwarze Kuppel unter der Decke. Alles in allem mussten es sechs oder sieben Kameras sein, die mich gleichzeitig erfassten. Die Rezeptionistin programmierte eine neue Karte und reichte sie mir mit einem Lächeln.
    Ich fuhr mit dem Aufzug in die oberste Etage. Dort gab es nur ein Zimmer. Ein langer Korridor führte zu einer einzigen Flügeltür aus dickem Mahagoni. Das Penthouse. Ich zog meine Karte durch den Schlitz und ging hinein.
    Hinter der Tür lag ein Atrium im römischen Stil. Aus einem stillen Wasserbecken in der Mitte ragte eine Gipsskulptur der Göttin Juno. Massive dorische Säulen trugen die Decke, und die Fresken an den Wänden spielten mit Motiven der Antike. Schwarz-weiße Marmor-Intarsien zierten den Boden, und zu beiden Seiten sah ich weitere Mahagonitüren. Es war eine Behausung, wie man sie bei dem Wolf erwartete. Jedes Detail hatte in seiner Extravaganz etwas geschmacklos Protziges. Und bei all dem Blattgold und dem Stuck fiel einem nur schnelles Geld und groteske Angeberei ein.
    Hinter dem Wasserbecken sah ich zwei Männer in Anzügen.
    Sie sahen nicht aus wie die anderen Gorillas, mit denen der Wolf sich umgab. Sie waren sorgfältig gekleidet, gepflegt und manikürt. Ihre Anzüge waren maßgeschneidert. Sie trugen schlichte goldgeränderte Brillen und waren anscheinend nicht überrascht, mich zu sehen. Der eine stand nicht weit von der Statue entfernt, und vor ihm auf dem Boden lag eine schwarze Sporttasche. Der andere stand ein paar Schritte weit abseits und hielt eine Neun-Millimeter-Beretta in der Hand. Als ich hereinkam, hob er sie und zielte auf meinen Kopf.
    » Ich bin hier, um einen Tausch zu machen«, sagte ich.

ACHTUNDFÜNFZIG
    Kuala Lumpur
    Liam Harrison war nicht tot.
    Ich hatte es nur angenommen. Damals war es mir auch ziemlich plausibel vorgekommen. Es gibt nicht viele schusssichere Westen, die eine aus nächster Nähe abgefeuerte .44er Magnum-Kugel aufhalten können. Verdammt, selbst wenn ich gewusst hätte, dass er eine solche Weste trug, hätte ich angenommen, dass er tot war. Die Aufschlagswucht dieser Kugel hätte ihm die Rippen brechen und die Lunge kollabieren lassen müssen. Er hätte zweimal tot sein müssen.
    Hätte.
    Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft mir dieser Augenblick durch den Kopf gegangen ist. Nachts, wenn ich wach bin, läuft die Szene in einer Endlosschleife vor meinem geistigen Auge. Ich habe das Gefühl, ein Teil von mir liegt immer noch in diesem gepanzerten Truck auf dem Boden, beide Nasenlöcher voller Koks und drei Hohlspitzgeschosse in der Brust. Seit Jahren denke ich an diesen Augenblick. Vielleicht hätte ich mir, wenn ich besser aufgepasst hätte, eine Menge Schmerzen und Ärger ersparen können. Wenn ich sorgfältiger gewesen wäre, wäre Joe Landis vielleicht noch am Leben. Und ich hätte Jack Delton retten können.
    Im Laufe der Jahre habe ich versucht, meinen Fehler vor mir selbst zu rechtfertigen. Ich hatte schließlich keine Ahnung gehabt, dass Liam Harrison überlebt hatte. Woher sollte ich wissen, dass er unsere Begegnung überstanden hatte und uns auf die Spur kommen konnte? Aber nach einer Weile sah ich es immer mehr aus Marcus’ Perspektive. Marcus konnte sich nicht leisten, Versager zu tolerieren. Bei einem Raubüberfall kann selbst der kleinste Fehler Konsequenzen haben, die jedes Vorstellungsvermögen übersteigen. Wenn er mich je wiedersehen sollte, würde er mich umbringen müssen. Nur so funktionierte sein System.
    Diese eine simple Handlung– dass ich einem Polizeiinformanten meinen gefälschten Pass gezeigt hatte– hatte den Asia-Devisenjob versenkt. Nach all meinen Befürchtungen ging das Ding nicht schief, weil Marcus mich gelinkt hatte. Es ging nicht schief, weil wir etwas falsch geplant hatten. Es ging nicht schief, weil wir mehr abgebissen hatten, als wir schlucken konnten. Nein. Schief ging es wegen einer kugelsicheren Weste, einem falschen

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