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Ghostman: Thriller (German Edition)

Ghostman: Thriller (German Edition)

Titel: Ghostman: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Hobbs
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dem Lenkrad zusammensackte. Ich stellte mir vor, was ich in diesem Augenblick denken musste.
    Ich hatte nur eines im Kopf.
    Töten.
    Ich blieb noch einen Moment lang stehen. Dann öffnete ich die Augen, blinzelte und ging in Richtung Boardwalk hinaus. Ich duckte mich rasch unter dem Absperrband hindurch und an dem Cop vorbei und schob mich zwischen die Fußgänger. Ein Mann in zerrissenen Jeansshorts schwebte mit einer Rikscha an mir vorbei. Für zehn Dollar war er ein langsames und teures Taxi. Nichts für mich. Ich schlängelte mich durch die Menge und verschmolz mit einem Meer von bunten Sommerfarben. Ich wurde unsichtbar. Dann sah ich den Ozean zum ersten Mal. Er brodelte wie ein endloser Ölschlamm vor den Dünen.
    Als ich wieder in meinem Mietwagen saß, schaltete ich das Navi ein und stellte fest, wo ich mich befand. Lange studierte ich die Karte und bewegte sie mit den Cursortasten hin und her. Wenn man schnell von hier verschwinden musste, war die Gegend ein Albtraum. Die eine Seite des Regency war dem Meer zugewandt, an zwei weiteren standen andere Casinos, und an der vierten führte eine Hauptverkehrsader entlang, die wiederum in einen Highway mündete, auf dem alle paar Meilen eine Mautstation stand.
    Ich prägte mir die Karte ein, während ich hin und her scrollte. Ich bin kein Wheelman. Ich kann gut fahren, wenn es wirklich darauf ankommt, aber die eigentliche Planung eines Fluchtwegs hat nie zu meinen Talenten gehört. Ich dachte immer wieder an den Hinweis, den Marcus mir gegeben hatte. Ein stillgelegter Flughafen. Atlantic City International, wo ich gelandet war, lag fast zwanzig Meilen weit jenseits der Salzmarsch. Da draußen gab es natürlich ein paar alte Flugplätze, aber sie lagen hundertmal weiter weg, als jeder vernünftige Wheelman akzeptieren würde, vor allem für den ersten Fluchtwagen. Wenn hier zwei Fahrzeuge im Spiel gewesen waren, lag der Platz, den ich suchte, in einem Umkreis von zehn Blocks, wie Marcus gesagt hatte. Ich schob die Karte auf dem GPS -Display noch ein paarmal hin und her und konzentrierte mich ganz auf sie.
    Irgendwo habe ich gelesen, es gebe kein fotografisches Gedächtnis. Niemand erinnere sich lückenlos an alles, und wer behaupte, er kann es, ist ein Lügner. Das glaube ich auch, aber selbst normale Menschen können mehr behalten, als sie ahnen. Griechische Sänger konnten epische Gedichte von vielen hundert Seiten auswendig lernen, und sie waren keine besonderen Leute. Sie haben es so getan, wie ich mir Karten einpräge– so wie Angela es mir beigebracht hat. Langsam und mit viel Übung.
    Im Geiste sah ich, wie alle möglichen Wege sich ausbreiteten und verzweigten wie die Äste eines Baumes.
    Ungefähr zehn Blocks weit entfernt fand ich etwas, das vielversprechend aussah. Eine Straße, die erst parallel zum Strand verlief und dann in eins der ärmeren Stadtviertel einbog. Sie endete an einer Stelle, die auf der Karte aussah wie ein großer, leerer Platz. Eingetragen war hier ein Baseballfeld, aber sonst nichts. Ich starrte den Plan an und ließ mir Zeit, und schließlich konnte ich sehen, wo der Tower gestanden hatte, ich sah Landebahn und Parkplatz. Das war einmal ein Flugplatz gewesen. Jetzt waren dort nur noch verlassene Gebäude, keine zehn Straßen weit vom Zentrum entfernt.
    Ich sah mir die Strecke an. Überschlug die Fahrtzeit. Es würde weniger als fünf Minuten dauern. Drei, wenn weiter kein Verkehr wäre. Zwei, wenn man fahren würde, als sei der Teufel hinter einem her. Vielleicht hatte der dritte Mann doch die Verfolgung aufgenommen, und vielleicht war er noch vor Ribbons da gewesen.
    Was mich erwartete, war eine ziemlich blutige Überraschung.

DREIZEHN
    Kuala Lumpur, Malaysia
    Unser Flugzeug landete um fünf Uhr nachmittags, und die Stadt kochte. Ich erinnere mich deutlich an diesen Abend. Die Sonne hing am Horizont über dem Meer und tauchte die ganze Stadt in blutrotes Licht. Fast während des gesamten Dreißig-Stunden-Flugs waren wir der Sonne gefolgt. Ich hatte sie durch mein Fenster über der Tragfläche beobachtet.
    Marcus hatte uns allen neue Pässe gegeben. Meiner war ein amerikanischer mit dem Namen Jack Delton. Er sah nicht aus wie eine Fälschung. Sogar das spezielle Laminat fühlte sich echt an, als ich daran rieb. Er würde mir als Ausweis dienen, solange ich in diesem Land wäre. Natürlich hatte ich noch einen zweiten Pass dabei, aber nur für den Notfall.
    Wir wurden ohne großes Getöse durch die Einreisekontrolle gebracht.

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